Die lange Reise
verwaltungstechnische Belange ein. In diesem Fachgebiet fühle ich mich schon eher zu Hause. Vielleicht kann ich euch hier mit Rat und Tat beistehen. Joe-Jim, wenn ich mich nicht irre, sucht ihr nach einer Möglichkeit, Frieden zwischen Muties und der Mannschaft herzustellen – Frieden und gutes Essen. Stimmt's?«
»Es stimmt.« Beide Köpfe nickten.
»Sehr schön. Das ist seit langem auch mein Bestreben und das vieler Offiziere. Offengestanden habe ich nie daran gedacht, daß dieses Ziel sich anders als durch rohe Gewalt erreichen ließe. Wir hatten uns schon auf einen langen, blutigen Krieg gefaßt gemacht. So ist es natürlich viel besser – ich bin sehr froh darüber.«
»Dann machst du also mit!« freute sich Ertz.
»Nicht so hastig. Es gibt noch eine Menge, was in Betracht gezogen werden muß. Ertz, du und ich, und sicher auch Hoyland, wir wissen, daß bestimmt nicht alle Offiziere sich uns anschließen werden. Was machen wir mit ihnen?«
»Das ist ganz einfach«, sagte Hugh überzeugt. »Wir bringen sie einen nach dem anderen zur Aussichtswarte und zeigen ihnen die Sterne. Dann werden sie die Wahrheit selbst sehen.«
Narby schüttelte den Kopf. »Nein, das hieße das Pferd am Schwanz aufzäumen. Ich sagte bereits, dieses Problem gehört zu Phase zwei. Es ist doch sinnlos, jemanden von etwas überzeugen zu wollen, das er sich zu glauben weigert, wenn man nur seine Zustimmung für etwas braucht, das er versteht. Wenn das Schiff erst einmal geeint ist, können wir den Offizieren immer noch den Kontrollraum und die Sterne zeigen.«
»Aber ...«
»Narby hat recht«, unterbrach Ertz Hugh. »Warum sollen wir mit religiösen Belangen die Zeit vergeuden, wenn unser dringlichstes Problem doch rein praktischer Art ist. Ich kenne genügend Offiziere, die wir auf unsere Seite bringen können, wenn es sich darum handelt, Frieden im Schiff zu schließen. Ich kann mir vorstellen, daß sie einen ganz schönen Wirbel machen würden, wenn wir ihnen erst beibringen wollten, daß das Schiff sich bewegt. Doch wieder zu dir, Narby. Was die Offiziere anbelangt, die wir nicht überzeugen können – ich würde sagen, der Konverter ist immer hungrig.«
Narby nickte. Daß es sicher viele Menschenleben kosten würde, berührte ihn nicht. »Das scheint auch mir der sicherste Plan. Aber seine Ausführung dürfte nicht ganz einfach sein.«
»Wozu haben wir Joe-Jim. Die besten Kämpfer im Schiff werden uns unterstützen.«
»Aha. Joe-Jim sind also die Bosse aller Muties?«
»Wie kommst du darauf?« brummte Joe. Er ärgerte sich, ohne so recht zu wissen, weshalb.
»Nun, ich nahm an – man hat mir zu verstehen gegeben ...« Narby hielt inne. Gesagt hatte tatsächlich niemand, daß Joe-Jim alleinige Herrscher des Oberdecks waren. Plötzlich fühlte er sich unsicher. Wozu waren die ganzen Verhandlungen gut, und was nützte ein Pakt mit dieser zweiköpfigen Monstrosität, wenn sie gar nicht für alle Muties sprechen konnte?
»Das hätte ich eigentlich gleich von Anfang an klarstellen sollen«, warf Ertz hastig ein. »Joe-Jim helfen uns, eine neue Verwaltung aufzubauen, dann werden wir ihnen Bewaffnete zur Verfügung stellen, damit sie den Rest der Muties befrieden können. Joe-Jim sind zwar nicht die Bosse aller Muties, aber ihre Gruppe ist die größte und stärkste. Mit unserer Hilfe werden Joe-Jim bald die Bosse der ganzen Muties sein.«
Narby stellte sich schnell auf die neue Situation ein. Muties gegen Muties mit zahlenmäßig geringfügiger Unterstützung durch die Kadettengruppe schien ihm eine ideale Lösung. Es war sogar eine bessere als ein sofortiger Friedensvertrag. Denn wenn die Kämpfe beendet waren, würde es viel weniger Muties geben, die man eingliedern müßte, und die Aussicht, daß es je wieder zu einer neuen Meuterei kommen würde, war geringfügiger.
»So ist das also«, murmelte er. »Habt ihr euch auch schon überlegt, wie es weitergehen soll?«
»Was meinst du damit?« fragte Hoyland.
»Könnt ihr euch vorstellen, daß der gegenwärtige Kapitän diese Pläne verwirklichen hilft?«
Ertz wußte sofort, worauf Narby hinauswollte. Hugh ahnte es vage.
»Sprich weiter«, forderte Ertz ihn auf.
»Wen habt ihr euch als neuen Kapitän gedacht?« Narby nahm seinen Blick nicht von Ertz.
Ertz hatte überhaupt noch nicht darüber nachgedacht. Es war ihm jedoch sofort klar, daß diese Frage sofort gelöst werden mußte, wenn dem Staatsstreich kein blutiger Machtkampf folgen sollte. Er hatte manchmal gehofft,
Weitere Kostenlose Bücher