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Die langen Schatten der Erleuchtung

Die langen Schatten der Erleuchtung

Titel: Die langen Schatten der Erleuchtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirti Peter Michel , Klaus-Jürgen Leimann
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ihn geworfen und sich bis in die Herrenabteilung an seine Fersen geheftet, ehe er enttäuscht von seinem vermeintlichen Opfer abließ.
     
    „Wahrscheinlich arbeiten Marlies und Harald deswegen auch so viel und so lange, damit sie all diese Dinge kaufen können?! Sie scheinen geradezu verpflichtet zu sein, ein anstrengendes und kostspieliges Leben zu führen!“, meinte Hanif.
     
    „Ja, es muss für die Menschen hier unmöglich sein, bedürfnislos zu leben - das merken wir ja inzwischen schon an uns!“ 
     
    Schließlich landeten sie in der Abteilung für Optik. „Das sind Brillen“, erklärte Hanif, als sie vor einem Drehständer standen. „Die kenne ich. Man kann damit besser in die Sonne schauen!“ Hanif probierte mehrere auf, wobei ihm eine Brille mit Spiegelverglasung am besten gefiel.
     
    „Aber diese hier sind wohl nicht für die Sonne, Hanif?!“, fragte Jojo, der vor einem Ständer mit Sehhilfen stand. „Nein“, antwortete Hanif, der seine Sonnenbrille schon nicht mehr absetzte, nachdem er sich damit im Spiegel bewundert hatte, „du musst sie mal aufsetzen, Meister Jojo!“
     
    Er half seinem Meister, durch das Dickicht seiner Haare die Bügel der Brille über die Ohren zu führen.
     
    „Jetzt sehe ich aber schlechter als vorher! Ist das eine Brille, um schlechter zu sehen?“
     
    „Du musst sie nach und nach alle durchprobieren! Du wirst schon sehen!“
     
    Das tat Jojo, und als er zu den höheren Dioptrinwerten kam, legte er auf einmal seine rechte Hand auf Hanifs Schulter und fragte: „Bist du das Hanif?“
     
    „Ja, natürlich, Meister Jojo, wer sollte ich denn sonst sein?“
     
    Jojo machte einen erschütterten Eindruck. Hanif hatte seinen Meister noch nie so hilflos erlebt.
     
    „Du siehst völlig anders aus, Hanif! So habe ich dich ja noch gar nicht gesehen! Auch die Welt ist mir bisher noch nie so erschienen!“
     
    „Du meinst die Sonnenbrille hat mich verändert?“
     
    „Nein, in deinem Gesicht sind viele Dinge hinzugekommen, die ich vorher nicht gesehen habe. Viele Einzelheiten!“ Verblüfft drehte sich Jojo langsam im Kreise. „Ich habe immer alles für eine Illusion gehalten, was ich sehe. Denn unsere alten Schriften sagen mit Recht, dass die Wirklichkeit ohne Eigenschaft und Substanz ist. Die Dinge und Eigenschaften hingegen, die uns im Alltag als wirklich erscheinen, seien nur Blendwerk. Durch die Maya ( Maya bedeutet wörtlich „Illusion, Täuschung, Schein“. Es ist die Kraft, die das endlose Spiel der Schöpfung aufrechterhält. Sie symbolisiert die Vielfalt der Formen des Universums und ihre Vergänglichkeit. Die unbeständige Welt der Phänomene verschleiert die ewige unsterbliche Wirklichkeit, wie ein prächtiges, schillerndes Gewand die ursprüngliche Nacktheit des Körpers verhüllt. Die große „Täuschung“ oder „Illusion“ besteht darin, den ständigen Wandel der Erscheinungen für die letztgültige Wirklichkeit zu halten.) , die Kraft, die alle vergänglichen Trugbilder erscheinen lässt, legt sich ein Schleier über unsere Wahrnehmung. Wenn ich dich, Hanif, bisher immer ein wenig wie im Nebel sah, habe ich geglaubt, der Schleier der Maya sei doch recht leicht als etwas Unwirkliches und Trügerisches zu durchschauen. Doch nun erscheint mir Maya strahlender und klarer als je zuvor. Wie hätte ich ahnen können, dass die Welt so aussieht! Jetzt verstehe ich, wie verführerisch Maya wirklich ist!“
     
    „Meister Jojo, schau mal, hier im Kaufhaus gibt es sogar ein Restaurant. Vielleicht sollten wir uns dort eine Weile hinsetzen und etwas trinken, bis du dich an deine neue Welt gewöhnt hast.“
     
    Und diesmal war es der Meister, der seinem Schüler gehorsam folgte, denn er war durch seine neue Sehstärke anfangs noch ein wenig unsicher auf der Rolltreppe.
     
    „Meister Jojo, setz´ dich an einen Tisch. Ich hole die Getränke!“
     
    Hanif war schon bei seiner zweiten Zigarette, als Jojo im Restaurant immer noch erstaunt um sich blickte. Seine Augen leuchteten jetzt vergrößert hinter seinen Brillengläsern, und ein Lächeln umspielte seinen Mund.
     
    Auf dem Nachhauseweg war es diesmal Jojo, der die Straßenseite wechselte, um dem Bettler etwas von seinem Glück abzugeben. „Endlich mal ein Mann mit einer vernünftigen Sonnenbrille!“, meinte der Bettler zu Hanifs neuester Ausstattung, „ihr beide werdet mir immer sympathischer!“
     
    Zuhause angelangt, empfing Jutta die beiden gut gelaunt. „Ach, Jojo, unser Student!“ Sie

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