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Die Lanze des Herrn

Die Lanze des Herrn

Titel: Die Lanze des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaud Delalande
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zweier Techniker vor, die dafür sorgten, dass keinerlei Aufnahme- oder Übertragungsgeräte in die Sixtinische Kapelle oder die Quartiere der Kardinäle gelangten. Die Homepage des Vatikans, www.Vatican.va, ermöglichte es Interessenten, verschiedene praktische Hinweise abzurufen. Homepage und Netz des Vatikans unterstanden der amerikanischen Nonne Emily Banner, die den Spitznamen Schwester Internet trug. Seit Spams das Netz überschwemmten und blasphemische, sektiererische, extremistische oder sogar terroristische Botschaften verbreiteten, war Schwester Internet mit Arbeit überlastet. Derzeit war man damit beschäftigt, den genauen Sinn bestimmter Botschaften festzustellen und ihre Herkunft zu ermitteln. Gleichzeitig arbeitete man an einer Verbesserung der Sicherheitsvorkehrungen.
    Dino Lorenzo fuhr fort:
    »In mehreren dieser Botschaften war doch tatsächlich von der Lanze die Rede. Wie diese Information nach außen dringen konnte, weiß Gott allein. Aber wenn man uns mit einem trojanischen Pferd beglücken konnte, wird man wohl auch in der Lage sein, unsere Datenübertragungen aus Megiddo abzufangen. Schwester Internet hat übrigens eine Kopie für Sie vorbereitet. Wir müssen uns auf das Schlimmste gefasst machen. Wenn das alles an die Öffentlichkeit dringt, wird es zu einem Aufschrei kommen, der selbst den Aufruhr um das Grabtuch von Turin in den Schatten stellt. Denn hier ist, ohne dass ich einen geschmacklosen Scherz machen möchte, Blut geflossen, Judith.«
    Er hüstelte und fuhr fort:
    »Ich habe Ihnen gesagt, das gesamte Team sei umgebracht worden. Das ist nicht ganz korrekt. Einer konnte entkommen. Auch sein Foto ist in dem Ordner.«
    Judith blätterte noch einmal und fand schließlich das gesuchte Foto.
    »Damien Seltzner, Archäologe aus Frankreich, fünfunddreißig«, fuhr Dino Lorenzo fort. »Wir verdächtigen ihn, der… Übermittler… gewesen zu sein.«
    »Der Übermittler? An wen?«
    »An eine Organisation, die wir noch nicht kennen. Die Reliquie ist nämlich gestohlen worden.«
    Judith sah ihn an. Das war es also.
    »Jemand hat die Lanze Christi gestohlen?«, fragte sie mit erstickter Stimme.
    Dino Lorenzo nickte schweigend und fuhr nach einer Weile fort:
    »Seltzner ist der einzige Überlebende des Teams. Abgesehen von den israelischen Wissenschaftlern ist er auch der Einzige, den wir nicht selbst ausgesucht und engagiert haben. Er ist noch am Abend der Tragödie von der Bildfläche verschwunden. Wir haben den israelischen Geheimdienst informiert. Zur Krönung des Ganzen behauptet der Mossad, er habe Seltzner bereits identifiziert und auch seinen Aufenthaltsort ausfindig gemacht. Er hält sich in Ägypten auf. Er konnte nämlich nicht die Grenze passieren, ohne sich auszuweisen. Auf mich macht er nicht den Eindruck eines Profis. Für uns ist er aber auf jeden Fall ein äußerst wichtiger Kontakt. Der israelische Geheimdienst möchte sich jedoch nicht bei den Ägyptern in die Nesseln setzen. Er will nur eingreifen, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft sind. Andererseits, wenn Damien Seltzner Verdacht schöpfen würde oder etwas schiefliefe, würden wir unsere letzte Spur verlieren. Wir sind deshalb der Meinung, dass…«
    Wieder machte Dino Lorenzo eine Pause und suchte nach Worten.
    »… Wir sind der Meinung, dass Sie versuchen könnten, mit ihm zu reden. Natürlich mit Begleitschutz. Bei Ihnen wird er nicht misstrauisch werden. Unser Kontaktmann vom Mossad passt auf Sie auf, und nicht nur er. Die Mission ist nicht ungefährlich, wie ich schon sagte. Aber wir überlassen Ihnen das… Privileg des ersten Kontakts. Sie sind als Einzige in der Lage, bestimmte Informationen richtig zu verstehen und zu deuten, die Monsieur Seltzner möglicherweise gibt. Wenn der Versuch scheitert, nehmen wir Sie sofort aus dem Spiel und bringen Sie sicher nach Hause. Wir überlassen den Archäologen in jedem Fall dem Mossad. Man wartet auf unsere Entscheidung. Sie müssen nur für einen einzigen Tag nach Ägypten fliegen, und, wie schon gesagt, ich lasse Sie nicht alleine reisen. Sie erhalten einen erfahrenen Begleiter, dessen Schwerpunkt, sagen wir… anders gelagert ist als Ihrer. Jemanden, den Sie übrigens kennen.«
    Mit einer Geste forderte Dino Lorenzo sie auf, sich umzudrehen. Anselmo war während ihres Gesprächs lautlos eingetreten und hatte sich in zwei Meter Entfernung hinter sie gestellt. Er stand aufrecht da, mit der gesammelten Andacht eines Erstkommunikanten, die er bei allen feierlichen

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