Die Lanze des Herrn
blitzsauberen Laderaum.
»Eier, mein Lieber. Eine ganze Eierernte.«
♦♦♦
Judith und Anselmo saßen in einem Taxi und fuhren gerade über die Maarashly Street im Stadtteil Zamalek auf der Insel Gezira. Sie waren auf dem Weg ins Hotel, wo sie ihr Gepäck holen wollten. Nach den Ereignissen im Khan und in der Totenstadt hatten sie sich Hals über Kopf aus dem Staub gemacht. Nachdem sie ihr Gepäck in den Kofferraum geworfen hatten, gab ihr Fahrer gleich wieder Gas.
Nun waren sie auf dem Weg zum Flughafen, ohne zu wissen, wie ihre Anweisungen lauten würden. Was sollten sie jetzt tun, ohne den Agenten und ohne den Archäologen? Judith hatte nicht die geringste Ahnung. Ihr Kopftuch hatte sie abgelegt und war nun dabei, eine ärmellose beigefarbene Jacke über ihr enges T-Shirt zu ziehen und ihr Haar in Ordnung zu bringen. Ihr war heiß. Zweifel stiegen in ihr auf, ob sie wirklich für solche Abenteuer gemacht war. Was mache ich hier eigentlich?, fragte sie sich plötzlich. Nach einem Blick in den Rückspiegel nahm sie ihr Mobiltelefon und wählte die Nummer von Kardinal Lorenzo. Anselmo versuchte ebenfalls telefonisch, seine Kontaktpersonen bei den jeweiligen Behörden zu erreichen, um zu erklären, was geschehen war. Im Khan oder in der Totenstadt auf die ägyptische Polizei zu warten, wäre das Falscheste gewesen, was sie hätten tun können. Die Leiche eines Franzosen und die Leiche eines Agenten des israelischen Geheimdienstes, der auf ägyptischem Boden im Einsatz war – da waren die Schwierigkeiten programmiert. Während Judith auf ihre Verbindung wartete, hatte sie ihren Laptop eingeschaltet und den USB-Stick hineingeschoben, den Anselm bei der Leiche des Archäologen gefunden hatte.
»Pronto.«
»Dino? Hier ist Judith. Ich habe schreckliche Nachrichten. Damien Seltzner ist tot.«
»Wie bitte?«
»Ja. Anselmo konnte aber seine Papiere an sich nehmen und einen USB-Stick, dessen Inhalt ich mir gerade ansehe. Sobald es geht, schicke ich Ihnen die Dateien. Der israelische Agent wurde ebenfalls erschossen. Vor unseren Augen! Sie müssen alles über eine Organisation namens Axus Mundi herausfinden. Axus Mundi. Ich selbst habe noch nie davon gehört. Man könnte überprüfen lassen, ob der Name in den E-Mails vorkommt, die im Vatikan eingegangen sind. Das ist alles, was mir dazu einfällt.«
Das Laptop auf den Knien, das Handy zwischen Kinn und Schulter eingeklemmt, bemühte sie sich, die Dateien des Stifts auf ihren schwarzen Toshiba zu laden. Es waren fünfzehn. Sie öffnete sie gleichzeitig, und mehrere Fenster erschienen auf dem Bildschirm.
»Da braut sich etwas wirklich Schlimmes zusammen«, fuhr sie fort. »Bevor er starb, hat Damien Seltzner noch von einer »neuen Maria« gesprochen. Ich habe keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Was machen wir jetzt?«
Sie kniff die Augen zusammen und sah sich die Namen der Dateien an: STUDIEN.doc, ALLYNA4.doc, CourJosi. win…
Am anderen Ende war eine Reihe von Flüchen zu hören, dann herrschte Schweigen. Schließlich hörte sie:
»Gut. Die Situation ist zu gefährlich für Sie. Ich komme gerade aus einer Besprechung mit Kardinal Almedoes. Pater Jean-Baptiste Fombert aus Jerusalem hat Neuigkeiten. Er hat sie von einem Mönch des Katharinenklosters, mit dem er seit vielen Jahren in Verbindung steht und der zu ihm gekommen ist, um… Ich erkläre Ihnen die Einzelheiten später. Hören Sie, Judith, Sie dürfen auf keinen Fall in Kairo bleiben. Haben Sie mich verstanden? Pater Fombert ist in Alexandria. Treffen Sie sich morgen mit ihm. Er hält sich ab 14 Uhr in der Bibliothek auf. Sie haben genug Zeit, heute Abend einen Zug vom Ramses-Bahnhof zu nehmen. Ich rufe Sie später wieder an. Wir sagen Ihnen dann, worum es geht. Ich hoffe, wir irren uns. Glauben Sie mir, ich hoffe es von ganzem Herzen.«
Sie klappte ihr Handy zu. »Programmwechsel, Anselmo. Wir fahren zum Bahnhof.«
Oh! Da hatte sie ja endlich etwas gefunden. MEGIDDO.doc, ANALYS.LANZE.doc.
Sie schloss schnell die anderen Ordner, um sich auf diese beiden zu konzentrieren. Anselmo gab dem Taxifahrer neue Anweisungen. Sie sah sein zustimmendes Nicken im Rückspiegel. Es war halb sechs. Sie hatte keine Ahnung, wann der nächste Zug nach Alexandria fuhr. Wieder sah sie auf den Bildschirm. Offensichtlich waren hier die ersten Untersuchungsergebnisse von Damien Seltzner und Enrico Josis Team zusammengefasst, gleich nachdem die Lanze entdeckt worden war.
»Die Lanze des Longinus scheint aus verschiedenen
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