dafür einfällt, dass Sie sich in diesem Raum aufhalten.«
»Hören Sie… Sie sind Frank, nicht wahr? Frank Duncan? Hören Sie, ich…«
Ihm brach der Schweiß aus.
»Ich werde es Ihnen erklären«, stotterte er dann, mühsam ein Zittern unterdrückend.
Frank Duncan sah ihn streng an. Selbst wenn der Wissenschaftler aufgestanden wäre, hätte er ihn noch um zwei Köpfe überragt. Mit gespielter Gleichgültigkeit beugte sich der Wachmann dicht zu Enrique Guzberts Gesicht. Grinsend berührte er den Touchpad des Rechners. Mühelos öffnete er das E-Mail-Programm. Die letzte Nachricht war gleich nach dem Senden gelöscht worden. Wieder sah er Enrique Guzbert an. Sie waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Mit einem missbilligenden Kopfschütteln grinste der Sicherheitschef erneut. Er hatte zwar nicht am MIT studiert, aber ein bisschen Ahnung hatte er trotzdem.
»Enrique…«
Er ging mit dem Cursor auf die Tools. Der Wissenschaftler blinzelte heftig. Ein paar einfache Klicks, und die gelöschte E-Mail war wiederhergestellt.
»Ich glaube, darüber würde sich Juliette nicht freuen.« Der Mann erschrak. In seinen Augen flackerte Angst auf. Auf dem Bildschirm war zu sehen, dass kurz zuvor eine Verbindung zu www.vatican.va bestanden hatte. Unter Kontakte stand die Adresse
[email protected]. Frank Duncan sah sich die Nachrichten an. Es waren zwei. Die Erste lautete:
»Sie wollen wissen, was Axus Mundi ist, nicht wahr? Und was Axus Mundi vorhat? Axus Mundi will die Erdachse verschieben. Axus Mundi hat vor, liebe Kirche, deine verrückteste Idee wahr zu machen, weil Axus Mundi heute die Macht dazu hat. Die Macht, wie Gott zu sein, die Macht zu einem neuen Babel. Die Lanze ist nicht nur eine einfache Reliquie, meine liebe Kirche. Sie ist die Schicksalslanze. Die Lanze unseres Schicksals.
Axus Mundi will… IHN WIEDERERWECKEN, IHN WIEDERERWECKEN, IHN WIEDERERWECKEN, IHN WIEDERERWECKEN, IHN WIEDERERWECKEN, IHN WIEDERERWECKEN, IHN WIEDERERWECKEN, IHN WIEDERERWECKEN, IHN WIEDERERWECKEN, IHN WIEDERERWECKEN, IHN WIEDERERWECKEN, IHN WIEDERERWECKEN, IHN WIEDERERWECKEN.«
»Aha«, sagte Duncan.
Die erste Nachricht war am Vortag abgeschickt worden, die zweite erst vor wenigen Minuten.
»Du musst dich beeilen, liebe Kirche. Das Blut Christi ist nämlich bereit. Bald wird die Leihmutter da sein. Dann kann ihr die Lanze begegnen für die schönste aller Befruchtungen. Und die Menschheit wird Gott begegnen, wie Mose ihm am Sinai begegnete…«
Duncan richtete sich auf und verzog das Gesicht.
»Wie konnten Sie nur? Enrique, warum?«
In den schwarzen Pupillen Enriques flammte jäher Zorn auf.
»Weil ihr alle verrückt seid! Alle hier sind wahnsinnig! Und ich weiß nicht, wie ich mich in eine solche Sache habe hineinziehen…«
Er schwieg, vor Schreck erstarrt. Vor seinen Augen hatte Duncan einen Revolver gezogen und aus einer anderen Tasche einen Schalldämpfer geholt, den er jetzt auf die Waffe schob.
»Aber was machen Sie denn da?«
»Was glauben Sie? Ich wiederhole das Einmaleins«, erwiderte der Sicherheitsmann ironisch.
Der andere hatte keine Zeit mehr aufzuspringen.
Frank Duncan schoss ihm im Abstand von wenigen Zentimetern drei Kugeln ins Herz. Einen Moment zuckten Enriques Augen, und sein Mund öffnete sich zu einer stummen Bitte, was ihm ein fast komisches Aussehen gab. Er hatte keine Zeit mehr, seine Hand auf die Brust zu pressen. Er machte nur noch eine unbestimmte Bewegung. Nach einem kurzen Seufzer erlosch sein Blick und wurde glasig. Der Wachmann verzog das Gesicht, als er die Blutstropfen auf der Tasche seines beigefarbenen Hemdes bemerkte, während der Tote von seinem Stuhl zu Boden glitt.
Frank Duncan betrachtete die Leiche. Die Ordnung war wiederhergestellt.
Dann sah er auf den leuchtenden Bildschirm des Rechners und nahm sein Funksprechgerät.
»Geben Sie mir das Schlitzauge«, sagte er. »Natürlich Li-Wonk, wen denn sonst?«
Er betrachtete noch einmal die Leiche zu seinen Füßen. Das Blut breitete sich auf dem gefliesten Fußboden aus.
»Professor Li-Wonk? Frank Duncan hier. Es muss ein Zahn zugelegt werden, denn es könnte Schwierigkeiten geben.«
♦♦♦
Sie hatten in aller Eile Zimmer im Hotel Cecil bestellt, einem alten Palast im Stadtzentrum, unweit von der Stelle, wo die Autobusse nach Kairo und die Straßenbahnen zu den Stränden abfuhren. Ein Glas in der Hand, stand Judith auf dem Balkon ihres Zimmers, denn sie konnte nicht schlafen. Sie sah auf die Bucht von