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Die Laufmasche

Titel: Die Laufmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Menschen.«
    »Mir ist im Moment nicht nach fremden Menschen.«
    »Männer«, verbesserte Nina. »Interessante Männer1«
    Ich sagte nichts. Wo war der Unterschied?
    »Einer ist dabei, der würde genau zu dir passen. Ro berts Badmintonpartner. Der wünscht sich ein Haus mit einem Kirschbaum im Garten und lauter liebe Kinder. Ihm fehlt nur noch die Frau dazu. Ist das nicht ein komischer Zufall?«
    »Warum hat er bis jetzt noch keine gefunden?«, fragte ich misstrauisch.
    »Vielleicht hat er sein ganzes Leben lang nur auf dich gewartet«, sagte Nina barsch. »Zieh dein rotes Kleid an. Und vergiss die Grütze nicht.«

Die achte Gelegenheit
    EINE DER UNANGENEHMSTEN Gelegenheiten, den Traummann zu verpassen, bietet sich auf der Party Ihrer besten Freundin. Ganz sicher hat sie einen Bekannten eingeladen, nur für Sie, einen von der Sorte, die bis zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr von pubertärer Akne an der beglückenden Erfahrung des ersten Kusses gehindert werden und danach aus Gründen, die sie selber nicht verstehen können.
    Natürlich ist dieser Mensch geneigt, seiner Mutter zu glauben, die ihm immer und immer wieder versichert, dass es nicht an seinen abstehenden Ohren liegt, sondern daran, dass er einfach noch nicht die Richtige getroffen hat. Und jetzt, mit Mitte Dreißig, einer Halbglatze und in von seiner Mutter ausgesuchten gebügelten und gestärkten Hemden steigen seine Chancen, auf eine Frau zu treffen, die den Makel der Jungfräulichkeit von ihm nimmt.
    Genauso rapide sinken Ihre Chancen, jemals dem Traummann zu begegnen.
    Der Samstag fing wie gewohnt an. Zwei Stunden vor dem Wecker klingelte das Telefon.
    »Felicitas Trost.«
    »Ja, guten Tag, hier ist Simone. Kann ich bitte den Mike sprechen?« Halb acht. Simone war pünktlich.
    Insgeheim hatte ich mit ihrem Anruf gerechnet.
    »Tut mit Leid«, sagte ich. »Seit wir Mike neulich mit falschen Wimpern, Netzstrümpfen und meinen guten
    Pumps erwischt haben, ist er nicht mehr hier gewesen. Eine Nachbarin hat uns aber gesagt, dass er jetzt eine blonde Lockenperücke trägt und im Plus-Markt an der Kasse sitzt. Vielleicht versuchst du es da mal.«

Und klick.
    Für Ninas Party zog ich natürlich nicht das rote Kleid an. Erstens hatte ich das Gefühl, die allabendlichen Frustchips hätten sich, obwohl fettarm, rund um meine Taille abgelagert, und zweitens dachte ich nicht daran, mich so aufzubrezeln, nur weil Nina behauptet hatte, dass Roberts Badmintonpartner noch zu haben sei. Au-
    ßerdem war zu befürchten, dass sie dem Badmintonpartner gesagt hatte, dass ich exakt die Richtige für ihn sei und überdies ganz verzweifelt auf der Suche nach einem Mann wie ihm. Derart vorbereitete Zusammentreffen sind von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Ich zog meinen wasserblauen Blazer an, dazu schwarze Jeans und einen schwarzen Body. Zur Feier des Tages zupfte ich meine Augenbrauen. Sie zeigten in letzter Zeit eine fatale Neigung, in der Mitte zusammenzuwach-sen, und das wollte ich dann doch verhindern. Die Haare straff nach hinten im Nacken zu einem Knoten gesteckt, ein bisschen getönte Tagescreme, Wimperntusche, und das war's auch schon. Im Spiegel fand ich mich trotzdem gar nicht so übel.
    Auf jeden Fall sah ich immer noch weit besser aus, als ich mich fühlte.
    Bei Nina hatten sich die üblichen Gäste bereits eingefunden, als ich ankam. Die Mütter aus ihrem Mutter- Kind-Kontaktkreis samt Ehemännern, Freunde von Robert mit ihren Ehefrauen, Ninas Schwiegermutter und eine alte Schulfreundin, die von den Toten auferstandene Eva Märker.
    »Du siehst gut aus, Felicitas«, sagte sie. »Das Dicke
    steht dir.« Sie hatte mir immer noch nicht verziehen.
    Aber warum war ihre Großmutter auch ganz in Schwarz gekleidet zum Bäcker gegangen?
    »Ich finde, eine Frau muss weibliche Rundungen haben«, mischte sich Ninas Schwiegermutter ein, die selber Rundungen von Medizinballformat aufzuweisen hatte. »Wenn die Knochen so hervorstehen wie bei der Nina, ist das doch nicht mehr schön. Ein Mann muss doch was zum Anfassen haben.«
    »Da hörst du's«, sagte ich zu Eva.
    »Ich habe gehört, du und Till, ihr seid nicht mehr zusammen?«, erkundigte sich Eva mit hämischem Grinsen.
    »Wir Frauen von heute nehmen eben nicht den Ersten, sondern den Besten«, erwiderte ich.
    Eva schaute sich übertrieben auffällig um. »Oh, so ist das. Aber heute Abend bist du noch alleine gekommen, oder?«
    Nina wollte mir auf der Stelle Roberts Badmintonpartner vorstellen.
    »Der Ralf ist schon ganz

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