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Die Laufmasche

Titel: Die Laufmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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knetete ein paar Minuten seine Nackenmuskulatur durch. Ollie stöhnte wohlig.
    »Und weiter unten ist es auch total verspannt«, meinte er nach einer Weile. Ich knetete widerwillig etwas weiter unten. Da griffen seine Hände hinter sich und begannen, an meinen Oberschenkeln auf und ab zu fahren.
    »He«, sagte ich und brach die Massage ab.
    Ollie drehte sich auf den Rücken. »He, was?«, fragte er.
    »He, lass deine Finger bei dir.«
    »Und warum? Sag mir einen Grund, der dagegen spricht, dass wir beide uns ein bisschen miteinander amüsieren!«
    Ich bohrte meinen Zeigefinger in Ollies Bauchnabel. »Sag mir einen Grund, der dafür spricht«, forderte ich.
    »Wir sind eben einfach hier«, sagte Ollie. »Wir sind hier und haben Zeit für Sex miteinander.«
    »Ich finde, dafür braucht man ein bisschen mehr als Zeit.«
    »Was denn?« Ollie setzte sich auf. »Jetzt komm mir nicht mit Liebe und so was. Von dir hätte ich nicht gedacht, dass du so spießige Ansichten hast.«
    »Ich meinte nicht Liebe«, verteidigte ich mich.
    »Obwohl die nicht schaden kann. Ich spreche von Leidenschaft. Vom berühmten Kribbeln im Magen.
    Von diesem schwer kontrollierbaren Gefühl irgendwo hier.« Ich stieß meinen Zeigefinger noch tiefer in seinen Bauchnabel. »Ich meine, dieses Gefühl, das einem sagt: Jetzt muss es einfach sein.«
    »Genau das Gefühl habe ich jetzt«, behauptete Ollie und streichelte wieder über meinen Oberschenkel. »Ehrlich.«
    Ich nahm meinen Zeigefinger aus. seinem Bauchnabel.
    »Aber ich nicht«, sagte ich und erhob mich.
    Ollie ließ sich nach hinten fallen.
    »Scheiße«, sagte er. »Till hat nie gesagt, dass du so prüde bist. Liegt es vielleicht an mir?«
    »Ach, Ollie, jetzt kapier doch mal. Sex ist nicht einfach abrufbar, so auf Zeit. Das spielt sich doch viel mehr im Kopf ab. Und ich habe einfach keine Lust auf einen - ähm - Partner, von dem ich genau weiß, dass nicht ich der Auslöser des - ähm - des Bedürfnisses bin, das er verspürt, sondern die Tatsache, dass er seit - seit wie vielen Wochen? -
    keinen Sex mehr hatte.«
    Ollie schloss seine Augen. »Was denkst denn du?

Ich
    hatte noch letzte Woche Sex. Ich kann jederzeit Sex haben, wenn ich will.«
    Ja, ja, wer's glaubt. Ich zog meinen Mantel an.
    »Wir können auch nur kuscheln!«, rief Ollie mir hinterher.
    Meine Eltern saßen noch vor dem Fernseher, als ich nach Hause kam.
    »Da hat eine Beate für dich angerufen, Kind«, sagte meine Mutter »Du sollst sie zurückrufen.«
    Ich fröstelte. »Dann mach' ich das jetzt gleich, wenn es geht.«
    »Natürlich geht das«, rief mein Vater hastig. »Du wohnst ja schließlich jetzt hier.«
    Seufzend wählte ich Beates Nummer.
    »Ich habe heute in meinen Büchern geblättert«, sagte sie.
    »In was für Büchern?«
    »Du weißt schon, den Hexenbüchern. Ich war auf der Suche nach einem Gegenzauber für deinen Fluch.«
    »Ach ja, der Fluch. Der ist sicher auch für den heutigen gelungenen Abend zuständig.«

    Beate lachte, als sie hörte, was mir widerfahren war.
    »Ich glaube nicht, dass daran der Fluch schuld war«, meinte sie. »Das ist einfach typisch Mann.«
    »Ich finde das nicht komisch.«
    »Daran ist der Fluch schuld, an deiner Humorlosig-keit! Jetzt hör doch mal, was ich gefunden habe: ein todsicheres Mittel, einen Fluch von sich abzuwenden. Man braucht dafür diverse Zutaten und die Ursache des Fluchs.«
    »Tja«, sagte ich. »Daran wird es dann wohl scheitern. Ich weiß nicht, wer oder was mich verflucht hat.«
    »Manchmal können es scheinbar ganz unbedeu-tende Kleinigkeiten sein, die einem Unglück bringen.
    Geschenke von vermeintlichen Freunden zum Beispiel. Wusstest du, dass ein geschenktes Feuerzeug sieben Jahre Unglück bringt? Oder ein Schmuckstück mit Onyx? Oder ein Geduldsspiel?
    Ein Taschenspiegel? Eine Sense, ein Reif aus Menschenhaar, ein leerer Bilderrahmen?«
    »Niemand hat mir in letzter Zeit eine Sense geschenkt«, sagte ich humorlos. »Und auch nichts von dem anderen Kram. Das kann es also nicht gewesen sein.«
    »Dann eben etwas anderes«, fuhr Beate hartnäckig fort. »Denk nach!«
    »Da war nichts«, sagte ich. »Außer vielleicht ...-«
    Carolines Kettenbrief fiel mir wieder ein. Damit hatte alles Unheil seinen Anfang genommen.
    »Das ist es«, rief Beate aufgeregt. »Du musst den Brief finden und mitbringen. Den ganzen Rest, die Zutaten und das alles, das werde ich besorgen.
    Irgendwo in der Nähe gibt es so einen Voodoo-Laden, in dem man das Zeug kaufen kann. Genau so

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