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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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der abgetrennten Kellernischen heftig diskutierend vorfand.
    Als die Männer seiner Gegenwart gewahr wurden, verstummte das aufgeregte Stimmengewirr und alle Augenpaare zuckten in seine Richtung.
    »Ah, Conrad«, begrüßte ihn Chuono, dessen Lächeln ein wenig gezwungen wirkte. Wie stets war der Gewandschneider nach der neuesten Mode gekleidet, doch wirkte die kecke Mütze auf seinem gefärbten Schopf ein wenig schief – beinahe als habe er sich die Haare darunter gerauft. »Wir haben gerade von Euch gesprochen.«
    Als hätten sie auf dieses Stichwort gewartet, erhoben sich zwei der Männer, entschuldigten sich mit einigen gemurmelten Worten von den übrigen Anwesenden und entfernten sich fluchtartig in Richtung Treppe.
    »Es tut mir leid«, seufzte Chuono mit einem Blick in die Runde. »Es scheint, als hätten wir soeben zwei Mitglieder verloren.«
    »Feiglinge, das sind sie«, krächzte ein buckeliger Goldschmied, der Conrad einen gefüllten Krug zuschob. »Sie haben Angst vor Henricus.«
    Als Conrad Chuono einen fragenden Blick zuwarf, nickte dieser zustimmend. »Der Abt hat geschickt verbreiten lassen, dass der jetzige Alderman seine volle Unterstützung genießt.«
    »Als ob er allmächtig wäre«, grollte ein untersetzter Zimmermann, dessen breite Brust sich empört hob und senkte.
    »Aber wir werden nicht aufgeben«, versetzte Chuono mit einem vielsagenden Blick auf Egloff, der geistesabwesend an einem Hühnerbein nagte, als ginge ihn die ganze Unterhaltung nichts an. »Egloff wäre unter bestimmten Umständen bereit, Euch zu unterstützen.« Die Warnung, die in seinen Worten mitschwang, war nicht zu überhören, und mit zusammengebissenen Zähnen verabschiedete Conrad sich gedanklich von einer Mitgift. Es wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein, dachte er bissig, bevor er sich mit einem leichten Senken des Kopfes an Egloff wandte.
    »Was schwebt Euch vor?«, fragte er ölig und schob sich näher an den alten Mann heran, der die getrübten Augen zu ihm aufhob.
    »Lasst die Spielchen, Conrad«, sagte er müde und führte den Krug an die Lippen, um genüsslich von dem heftig schäumenden, leicht warmen Würzwein zu kosten, bevor er fortfuhr. »Ich bin zu alt für so etwas. Ihr wollt Macht, ich will jemanden, der sich um mich kümmert, wenn es zu Ende geht.« Er verzog den zahnlosen Mund zu einem schiefen Grinsen. »Und der vielleicht meine Laken wärmt.« Diese Bemerkung erntete Gelächter. »Chuono hat mir berichtet, dass Ihr bereit wäret, mir Eure Tochter zur Frau zu geben«, fuhr er fort und betrachtete den Gießer forschend. »Erzählt mir von ihr.« Alles hatte Conrad erwartet, doch diese Frage warf ihn für einen kurzen Moment aus dem Gleichgewicht. »Sie ist schön«, hub er an. »Und tugendhaft.« Auch wenn sie keine Jungfrau mehr ist, setzte er in Gedanken hinzu. Doch das brauchte dieser alte Esel nicht zu wissen. »Ihr Haar glänzt wie gesponnenes Kupfer, und ihr Mund ist von der Zartheit einer Rosenknospe.«
    Nur mühsam verkniff sich der neben ihm sitzende Zimmermann ein Lachen, indem er prustend hustete.
    »Ja ja«, winkte Egloff ab. »Kann sie kochen? Ist sie eine gute Arbeitskraft?«
    »Oh, ja«, bestätigte Conrad. »Das ist sie. Ihr könnt sie Tag und Nacht einsetzen.« Die Zweideutigkeit dieser Worte sorgte für weitere Heiterkeit.
    »Und kann sie rechnen oder schreiben?«, bohrte Egloff weiter, der als Fernhändler über mehr als ein Kontor verfügte.
    Conrad nickte.
    »Dann stellt sie mir vor der nächsten Sitzung vor. Und vergesst nicht, die Aufstellung der Mitgift mitzuliefern.« Damit war das Thema für ihn erledigt, und er wandte sich wieder dem Hühnerbein zu, während Conrad grimmig die Zähne aufeinanderbiss. Verflucht!, dachte er mürrisch. Vielleicht würde der Anblick seiner zukünftigen Gemahlin den alten Mann dazu bewegen, weniger als gewöhnlich zu fordern.
    Während die Unterhaltung um ihn herum wieder aufgenommen wurde, griff auch Conrad nach einem Stück Huhn und grübelte über das soeben abgeschlossene Geschäft nach. Selbst wenn er etwas Geld investieren musste, um sich die Unterstützung des Fernhändlers zu sichern, war es immer noch besser als eine schwangere, unverheiratete Tochter am Hals zu haben! Das Lächeln kehrte auf sein Gesicht zurück. Gott half dem Tüchtigen! Sollte sich der Alderman weiterhin als Problem erweisen, würde er Schritte unternehmen, um dieses Hindernis aus dem Weg zu räumen.
    Die kühle Entschlossenheit, die sich in ihm ausbreitete,

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