Die Launen des Todes
kommst morgen zu einem richtigen Vorsprechen?«, rief Lynn ihr nach.
»Nein«, schluchzte Rye, ohne sich noch einmal umzudrehen. »Kein Vorsprechen, keine Bühne mehr. Tut mir Leid.«
Sie rannte durch die Tür und ließ die Direktorin zurück, die nicht genau wusste, ob sie nun eine kleine Rolle in einer Komödie, einer Tragödie oder einfach nur in einer Pantomime gespielt hatte.
ach mehreren erfolglosen Versuchen, sich in den zentralen Polizeicomputer einzuhacken, um Informationen über Sergeant Thomas Roote, den unehrenhaft entlassenen, verschiedenen, abzurufen, tat Pascoe am Dienstagmorgen, was jeder vernünftige Mensch tat, wenn es um High-Tech-Dinge ging: Er suchte Edgar Wield auf.
Konfrontiert mit solch sehr speziellen Ansinnen, vollzogen die mosaikartig arrangierten Gesichtszüge des Sergeant üblicherweise eine kleine Umgruppierung, die dem erfahrenen Wield-Beobachter ein gewisses Maß an Freude suggerierte, dass er, der Sergeant, sich mal wieder an Orten rumtreiben durfte, die sowohl Dalziels brachialer Gewalt als auch Pascoes subtiler Raffinesse verschlossen blieben. Doch kaum hatte Pascoe »kannst du mir einen Gefallen tun, Wieldy?« vorgebracht, rollte dieser mit den Augen, knrischte mit den Zähnen und sah ganz eindeutig angearscht aus.
»Nervt dich was?«, fragte Pascoe.
»Manchmal habe ich den Eindruck, dass hier jeder glaubt, ich hätte nichts Besseres zu tun, als mich in Stellen einzuhacken, an denen ich nichts verloren habe«, erwiderte er.
»Du meinst ihn? Und mich, natürlich.«
»Ja, er sitzt mir im Nacken, ich soll alles über einen Typen namens Tristram Lilley herausfinden, aber so, dass niemand merkt, dass wir Interesse an ihm haben. Ich frag ihn, warum er hinter dem Kerl her ist, und er grummelt nur wie ein Bär, der ein ganzes Hornissennest verschluckt hat! Ich fische also mal wieder im Trüben, und wenn ich dabei irgendeinen verdammten großen Hai aufwecke, bin ich es, der gebissen wird!«
»Komm schon, Wieldy, das kannst du so nicht sagen. Du weißt ganz genau, dass wir dich im Gefängniskrankenhaus besuchen würden«, sagte Pascoe. »Also, was hast du über diesen Lilley herausgefunden?«
»Wenn es darum geht, einen Rechner zu hacken, ein Telefon anzuzapfen, ein Bankkonto zu frisieren und deine intimen Momente auf Video aufzuzeichnen, seh ich neben ihm wie ein blutiger Anfänger aus.«
»Interessant. Aber Andy hält seine Karten häufig bedeckt, bis er so weit ist, seinen Royal Flash auf den Tisch zu knallen. Warum gehst du diesmal so hoch?«
Wield sah ihn grübelnd an. »Ich werde schon so geheimniskrämerisch wie er. Es gibt noch mehr. Er lässt mich auch eine Deutsche überprüfen, eine Mai Richter alias Myra Rogers.«
»Kommt mir irgendwie bekannt vor.«
»Das sollte sie auch. Myra Rogers ist Rye Pomonas Nachbarin, und nach Hats Aussagen sind sie dicke Freundinnen. Der Boss hat mir gesagt, ich soll mich nicht mit den offiziellen Unterlagen aufhalten, vermutlich hat er die bereits. Er will wissen, wie sie ins Land kam, wann sie ihren Namen von Mai zu Myra geändert hat. Na ja, hab trotzdem einen Blick auf die offizielle Akte geworfen. Sie ist Journalistin, Pete. Investigative Sachen. Auf dem Kontinent gingen einige große Storys auf ihr Konto. Also, was treibt sie hier, wirft sich an die Freundin von einem meiner Kumpel ran, das würde ich gern wissen. Und ich finde, ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren!«
»Ich auch«, sagte Pascoe mitfühlend. »Und ich werde es herausbekommen.«
Er wandte sich zur Tür.
»Pete«, sagte Wield. »Weswegen wolltest du mich sprechen?«
»Ich wage es kaum auszusprechen. Wenigstens ist es nichts Geheimes. Es geht um Roote. Und bevor du mir wieder einen Vortrag hältst – es geht nicht um Franny, sondern um seinen Vater und das, was Ellie herausgefunden hat.«
Er erklärte alles.
»Nun, ist ja interessant«, sagte Wield. »Ich werde mich dransetzen. Um Ellies willen, verstehst du. Ich bin immer noch der Meinung, je weniger du dich um den Typen kümmerst, desto besser ist es.«
»Kann ich dir nicht widersprechen«, sagte Pascoe. »Aber wir alle haben unsere Schwächen. Lubanski wieder getroffen?«
Es war eine vage Vermutung, aber sie saß. Wield hatte, leicht verkatert, am Sonntag mit Dalziel und Pascoe an einer Konferenz teilgenommen, um die Tatsache zu besprechen, dass Matt Polchard bei der von ihm geplanten und wie auch immer gearteten Sache von Linford oder LB unterstützt wurde. Und was den Tod von Liam und den
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