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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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allerdings hätte ein mittelalterlicher Asket und gleichzeitig ein moderner
consigliore
eines mächtigen Mafia-Paten sein können.
    Ich erzählte ihm, wie ich von seinen Namen erfahren hatte, und erkundigte mich ausschließlich zu meinem Amüsement, ob er Dwights große Töne bestätigen und mir einen Preis für die Originalausgabe von Reg von Durhams
Vita S. Godrici
nennen könne. Ohne zu zögern, sagte er: »Kein Problem.« Ich sagte: »Und wie lautet er nun?« »Das«, antwortete er, »hängt davon ab, ob ich kaufe oder verkaufe.« Ich lachte, aber er meinte: »Ich mache keine Witze. Es gibt für alles einen Markt. Dabei ist zwischen zwei Arten von Besitztum zu unterscheiden. Gewöhnlich will man etwas, um es herzeigen zu können. Wenn du’s hast, Baby, dann protz damit herum! Die andere Art bleibt eher im Verborgenen und tritt dann auf, wenn man einen Gegenstand besitzt und zugleich von ihm besessen ist. Die Welt muss davon nichts wissen, solange man selbst weiß, dass man ihn hat.«
    »Und Sie kennen den Markt?«, sagte ich, worauf er lächelnd erwiderte: »Ich
weiß
davon. Es in die Tat umzusetzen wäre natürlich illegal. Der Markt ist wie jeder andere auch, überall herrscht dichtes Gedränge, dazwischen die Ladenbesitzer, die lautstark ihre Waren anpreisen. Das amüsiert Sie? Hören Sie, wenn irgendwo irgendwelche Antiquitäten ihren Standort wechseln, spitzen alle die Ohren. Wie an der Börse. Standortwechsel heißt, es ist verfügbar. Ich kenne Antiquitätenhändler, die jedes Mal, wenn das Getty unten in Malibu einen Ankauf vornimmt, ein Dutzend Anfragen erhalten. Soeben ist ein großer Deal mit irgendeiner britischen Sammlung abgezogen worden. Wenn sie erst einmal im Getty ist, dann können Sie sie vergessen. Aber um dahin zu kommen, muss sie den Standort wechseln, also kommt der Markt in Bewegung.«
    Ich nehme an, er meinte den Elsecar-Schatz, über den wir, die wir in Yorkshire wohnen, bestens Bescheid wissen. Er klang sehr ernst dabei, also halten Sie lieber mal Ihre Augen auf, Mr. Pascoe! (Ich trage Eulen nach Athen – tut mir Leid!)
    Wie auch immer, Trick und ich unterhielten uns lange, wobei ich alles über mich erzählte. Als ich Beddoes erwähnte, ging er zu einem der Regale und kam mit einem Exemplar der Pickering-Ausgabe von
Death’s Jest-Book
aus dem Jahr 1850 zurück. Davon wurden nur sehr wenige gedruckt, noch weniger sind bis heute erhalten. Ich schlug es auf und las die Widmung, und sofort sehnte ich mich danach, das Buch zu besitzen. Nach dem Preis wagte ich gar nicht zu fragen, in meinen Augen aber musste die Frage ganz deutlich zu lesen gewesen sein, denn er sagte, als hätten wir bereits darüber verhandelt: »Okay, hier ist mein letztes Angebot. Sie nehmen es mit, und dafür schicken Sie mir die signierte Erstausgabe Ihres Beddoes-Buches und jedes weiteren, das Sie noch schreiben werden. Abgemacht?«
    Was konnte ich tun, als meinen Dank zu stammeln? Langsam entdecke ich, was Sie schon immer gewusst haben, dass selbst in diesen höchst niederträchtigen, selbstsüchtigen Zeiten noch immer ein großes Reservoir an uneigennütziger Güte und liebevoller Freundlichkeit schlummert. Wir sprechen uns bald wieder.
     
    Immer der Ihre,
    Franny
     
     
     ie sehen, was er damit sagen will?«, drängte Pascoe. »Bitte, sagen Sie mir, dass Sie es sehen.«
    »Meiner Meinung nach könnten wir die Sache etwas beschleunigen, Peter, wenn Sie es mir gleich mitteilen«, sagte Dr. Pottle sichtlich irritiert.
    Pascoe war unangemeldet erschienen, hatte die Einwände von Pottles Sekretärin beiseite gewischt, der zufolge der Arzt viel zu sehr mit der Arbeit an seiner Eröffnungsrede für das Symposium der Psychandrischen Gesellschaft beschäftigt sei, die er am folgenden Tag zu halten hatte.
    »Er wird mich reinlassen«, erklärte Pascoe nicht ohne drohenden Unterton. »Zwei Minuten nur. Fragen Sie ihn.«
    Kurz darauf wurde er hineingebeten, Pottle versicherte ihm dabei, wenn er nicht nach genau hundertzwanzig Sekunden wieder verschwunden sei, würde seine Sekretärin den Sicherheitsdienst rufen.
    »Er will mir zu verstehen geben, dass er, als er Albacores Arbeitszimmer in Brand steckte, um dessen Forschungsarbeiten zu vernichten, auch gleich die Gelegenheit ergriff und sich zu dem Exemplar des
Libellus de Vita Sancti Godrici
verhalf, das er an jenem Abend gesehen hat.«
    »Wobei er natürlich wusste, dass alle Welt annehmen würde, es sei beim Brand in den Flammen aufgegangen?«
    »Genau«, sagte

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