Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
zurückführte und von dort mit einiger Fantasie auf Marcus Bellisarius, einen Beamten aus der Intendantur des Provinzverwalters, der bei Tacitus eine kurze Erwähnung findet. Und nun, als mir erlaubt wurde, das Schlangendiadem in Händen zu halten (oder Cartimanduas Krone, wie die Viktorianer sie fälschlicherweise bezeichneten), muss ich gestehen, dass der Schauer, der mich bei der Berührung der glatten Windungen durchlief, mehr war als nur die allzu natürliche Freude eines Amateurhistorikers. Denn ein Gedanke kam mir in den Sinn: Angenommen, der Sammler dieser wunderbaren Stücke war wirklich mein angeblicher Vorfahre Marcus Bellisarius. Angenommen, das Schlangendiadem kam als Teil der Mitgift der von ihm geehelichten Briganten-Prinzessin in seinen Besitz (solche Verbindungen waren unter den älteren römisch-britischen Familien keine Seltenheit), weiterhin angenommen, er und seine Kinder überlebten, auch wenn der Schatz auf der Flucht vor weiß Gott welchen Gefahren verloren ging, und zudem angenommen, sie alle gediehen und gründeten die Familie, konnte es dann nicht sein, dass sechzehn Jahrhunderte später dieser unwürdige Nachfahre das Symbol dieser Vereinigung erneut in Händen hielt?
    Dann nahm mir jemand das Diadem aus der Hand, und die Realität hatte mich wieder.
    »Zwei sich ineinander windende Schlangen. Ein gutes Symbol für die Belchamber-Familie«, sagte Pascoe.
    »Du siehst, wie besessen er von dem Schatz und vor allem dem Diadem zu sein scheint?«, sagte Wield. »Es überrascht also nicht, dass er ziemlich sauer ist, wenn der Schatz nach Amerika gehen soll. Hier ist der zweite Artikel, über den sich Edwin so echauffierte.«
    Pascoe überflog ihn. In hochtrabender Prosa, deren pompöser Stil nicht verbergen konnte, wie sehr ihm alles an die Nieren ging, brachte er seine Entrüstung zum Ausdruck, dass eine schwache und nur der Gegenwart verhaftete Regierung erlaubte, dass solche Schätze ins Ausland abwandern würden. Der Artikel schloss folgendermaßen:
    Mein Beruf führt mich mit einer Vielzahl von Menschen zusammen, die alle möglichen Verbrechen begangen haben, selten jedoch wurde ich mit einer so verbrecherischen Tat konfrontiert wie dieser. Will ich die Familie beschreiben, von der dieser Vorschlag kam, oder die Politiker, die dies zulassen wollen, muss ich als Anwalt Vorsicht walten lassen. Obwohl ich natürlich hinter dem Grundsatz unseres Rechtssystems stehe, dass jeder Anspruch auf Verteidigung hat, gebe ich hiermit zum Ausdruck, dass ich persönlich in diesem Fall und bei Leuten wie diesen die Grenze ziehen und von einer Verteidigung absehen würde.
    »Da reibt er es ihnen aber deutlich hin«, sagte Pascoe.
    »Klar. Aber seltsam ist doch, dass er sich mit den Elsecars seitdem arrangiert hat. Er hat Vorträge gehalten und geholfen, die Ausstellung zu organisieren.«
    »Deren Ziel es ist, genügend Geld aufzutreiben, damit der Schatz im Land bleiben kann«, sagte Pascoe. »Genau was er will.«
    »Ja, ja. Genau das will er«, sagte Wield. »Aber jeder, der eins und eins zusammenzählen kann, weiß, dass durch die Eintrittskarten nie und nimmer so viel zusammenkommt, um auch nur annähernd die Summe zu erzielen, die die Yanks dafür bieten.«
    Pascoe verkniff sich ein Lächeln. Der Sergeant verbreitete sich hier über Dinge, an die er sicherlich vor wenigen Stunden noch keinen Gedanken verschwendet hatte.
    »Du sagst also, Belchamber setzt sich deshalb so sehr für diese Wanderausstellung ein, damit der Schatz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird und er ihn sich schnappen kann? Das ist ein ziemlicher Gedankensprung, Wieldy. Wir reden hier über Belchamber, einen Typen, der nicht furzt, ohne vorher dazu Präzedenzfälle studiert zu haben.«
    »Der Typ ist besessen davon, dafür macht er alles«, sagte Wield ein wenig scharf. »Und er ist ein arroganter Drecksack, ganz klar. Nimm das, was er in diesen beiden Artikeln schreibt, dazu seinen Gesinnungswandel und das, was Lee aufgeschnappt hat …«
    »Du könntest Recht haben, Wieldy. Aber wenn … Hör zu, hat dir Lubanski wirklich alles erzählt, was meinst du? Oder hält er was zurück, damit er später von dir noch mehr Zuckerstückchen bekommt?«
    »Ich glaube, er hat mir alles erzählt«, sagte Wield, der bei der Erwähnung von Lees Namen erneut Unruhe verspürte. »Du weißt, dass Belchamber hier ist?«
    »Ja. Bin ihm draußen begegnet, hab ihn reinbegleitet. Wir haben nett geplaudert, aber ich glaube nicht, dass er mir

Weitere Kostenlose Bücher