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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wie dieser mein Leben verquatschen, verhuren und versaufen?
    Ich habe nun also gepackt – es hat kaum eine Minute gedauert, um meine wenigen Habseligkeiten zusammenzuwerfen – und warte auf Dwight. Er sollte bald fertig sein, ich werde diesen Brief also endlich zu einem Abschluss statt einer Unterbrechung führen.
    Ich hoffe, die Luft zwischen uns ist nun rein. Vielleicht werde ich mich irgendwann in Zukunft wieder dazu hinreißen lassen, Ihnen zu schreiben. Wer weiß? In der Zwischenzeit, da das Jahr sich seinem Ende nähert, darf ich Ihnen und Ihrer lieben Familie erneut ein frohes Weihnachten wünschen?
     
    Unterwegs
per ardua ad astra!
    Ihr Franny Roote
     
     
     auerarsch und Rostdumm«, sagte Andy Dalziel.
    »Was?«
    »Der Aralsee. Mein Gott, an den hab ich seit Jahren nicht mehr gedacht. Was nicht alles so hängen bleibt, ha? Trocknet der wirklich aus?«
    »Das weiß ich nicht, Boss«, sagte Peter Pascoe. »Aber spielt das eine Rolle? Ich meine …«
    »Es spielt eine Rolle, wenn du da reinspringst, und er ist nicht da«, sagte Dalziel tadelnd. »Sauerarsch und Rostdumm! Der alte Beenie wäre quietschvergnügt.«
    Pascoe sah zu Edgar Wield, in dessen Miene sich ebenso Verständnislosigkeit abzeichnete wie in seiner.
    Seine Entscheidung, Rootes Briefe bei der CID -Sitzung anzusprechen, fußte auf überwiegend pragmatischen Gründen. Er hatte den größten Teil des Vormittags damit verbracht, Roote in verschiedenen Richtungen nachzurecherchieren, und hegte nicht den geringsten Zweifel, dass dies weder Andy Dalziels Adlerauge oben noch Edgar Wields Luchsauge unten entgangen war. Also war es das Beste, die Sache gleich offiziell anzusprechen. Das triumphierende Gefühl, sein Feind habe sich aus freien Stücken in seine Hände begeben, hatte sich jedoch nach und nach verflüchtigt. Und wenn er nun über die Sache nachdachte, empfand er sogar leichtes Schamgefühl darüber. Daher hatte er in ruhigen, gemessenen Worten seinen Kollegen die Briefe vorgestellt, ohne (hoffte er) ihnen zu zeigen, wie sehr ihm an ihrer Zustimmung lag, dass es Grund zur Besorgnis gab.
    Stattdessen hatte er den Dicken dazu gebracht, dass er wie ein pyknischer Prophet in Zungen sprach!
    Und fort bramarbasierte er.
    »Er sagte mir mal, der alte Beenie, ›Dalziel‹, sagte er, ›wenn ich mal einen Gelehrten foltern will, dann lasse ich dich Blankverse vorlesen.‹ Er hatte ein scharfes Mundwerk, wusste, wie jemand anzufassen war. Aber, mein Gott, was war das für ein langes, langweiliges Gedicht! Vielleicht erinnere ich mich deshalb ans Ende, weil ich so froh war, als ich endlich dort ankam!«
    »Welches Gedicht?«, fragte Pascoe, der es mittlerweile aufgegeben hatte, gegen die schlammige Flut anzuschwimmen.
    »Hab ich doch gesagt. Sauerarsch und Rostdumm, hast du das nicht in deinem albernen Kindergarten gelernt?«, sagte Dalziel. Dann ließ er sich erweichen und fügte hinzu: »›Sohrab und Rustum‹, so heißt’s wirklich, aber wir haben es nur Sauerarsch und Rostdumm genannt. Kennst du es?«
    Pascoe schüttelte den Kopf.
    »Nein? Na ja, ich nehm an, als du zur Schule gekommen bist, da gab’s nur noch dieses moderne Zeug, voller Schimpfwörter und ohne Reim.«
    »Blankverse reimen sich nicht«, sagte Pascoe etwas unklug.
    »Ich weiß, dass sie sich verdammt noch mal nicht reimen. Aber das braucht’s auch nicht, weil es wie Poesie klingt, oder? Und es ist ein wenig elend. Dieses Gedicht ist ziemlich elend. Rostdumm murkst Sauerarsch ab und findet dann heraus, dass der Typ sein eigener Sohn ist. Dann sitzt er die ganze Nacht mitten in dieser komischen Wüste, die choresmische Öde nennt er’s, neben dem Leichnam, während um ihn herum die Armeen ganz geschäftig ihrem Treiben nachgehen, eine der traurigsten Szenen der ganzen engl. Lit., hat Beenie gesagt, und dieser Fluss, der Oxus, fließt ständig vorbei. Fast wie in ›Ol’ Man River‹, wirklich.«
    »Und was hat das mit dem Aralsee zu tun?«, fragte Pascoe.
    »Das will ich dir erzählen«, sagte Dalziel.
    Er warf sich in Pose und begann im Schuljungen-Singsang zu deklamieren, wobei er am Ende jedes Verses, ohne Rücksicht auf Zeichensetzung und Sinnhaftigkeit, eine deutliche Pause einlegte.
    ……………………………. bis endlich tönt.
    Der Wellen heller, lang ersehnter Klang.
    Und weit und lichtdurchflutet öffnet sich.
    Das heimische Gewässer. Frisch benetzt.
    Aus seinem Grund die Sterne steigen auf.
    In deren Schimmer der Aralsee strahlt.
    »Also, verdammt, das

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