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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Wield, dessen Job es war, alles zu wissen. »Wurde im Sommer entlassen. Hat sich zur Erholung in sein Haus in Wales zurückgezogen.«
    Nicht nur in seiner Vorliebe für Schach unterschied sich Polchard von gewöhnlichen Ganoven. Er hielt nicht viel vom Luxus einer spanischen Villa samt dazugehörigem ausschweifenden Leben. Sein liebstes Versteck war ein abgelegenes walisisches Bauernhaus in Snowdonia.
    Aber wenn es darum ging, seine Interessen zu wahren, dann handelte er, wie es sich für seinesgleichen gehörte. Kurz nach dem Kauf des Bauernhofs brannte eine Scheune ab, und an eine Wand war auf Walisisch eine Nachricht gesprüht, darunter auch gleich die hilfreiche englische Übersetzung.
Hau ab, Engländer, sonst ist beim nächsten Mal das Haus dran.
Einige Tage später wachte der Anführer der wichtigsten walisischen Aktivistengruppe in den frühen Morgenstunden in seinem Bett auf und musste feststellen, dass drei Männer in seinem Schlafzimmer standen. Sie waren unbewaffnet und nicht maskiert, was er eher beängstigend als beruhigend fand. Sie sprachen sehr höflich auf ihn ein, zeigten ihm eine Liste mit den Adressen von etwa einem Dutzend Mitglieder seiner Gruppe, seine eigene stand ganz oben, und versicherten ihm, dass jedes dieser Anwesen innerhalb der nächsten vierzehn Tage dem Erdboden gleichgemacht werden würde, falls es zu einem weiteren Vorfall auf Mr. Polchards Grund und Boden käme. Dann gingen sie. Fünfzehn Minuten später ging der Schuppen in seinem Garten hoch und brannte mit solcher Wucht nieder, dass er nur noch ein Haufen Asche war, bevor die Feuerwehr auch nur in die Nähe kam. Anzeige wurde nicht erstattet, die Polizei allerdings bekam schnell Wind von der Sache, welche Dalziel nun lang und breit ausführte und womit er zu verstehen gab, dass er an Roote keinerlei Interesse mehr hatte.
    Pascoe hörte sich mit kaum verhohlener Ungeduld die oft erzählte Geschichte an und nahm sie als Ausgangspunkt, um wieder auf sein Thema zurückzukommen.
    »Polchard ist nicht der Einzige, der mit Feuer umzugehen weiß«, sagte er. »Dieser Brand im St. Godric’s, von dem Roote schreibt, ich hab hier mehrere Zeitungsartikel, außerdem habe ich mit der Feuerwehr im Cambridge gesprochen, die Jungs von der Brandursachenforschung werden mich zurückrufen …«
    »Stopp, Junge, sofort«, sagte Dalziel. »Ich hab den Brief nicht röntgen und auf vergiftete Tinte untersuchen lassen wie du, aber ich hab ihn gelesen, und ich kann mich nicht erinnern, dass er auch nur im Entferntesten die Brandstiftung gesteht! Hab ich da was verpasst? Wieldy, was meinst du?«
    Der Sergeant schüttelte den Kopf.
    »Nein, definitiv kein solches Geständnis, nicht direkt …«
    »Da hast du’s wieder. Nicht direkt! Ja was denn sonst, wenn nicht direkt?«
    Pascoe hatte genug.
    »Um Himmels willen«, unterbrach er wütend, »was ist nur in euch gefahren? Es ist doch ganz klar, dass er sich über uns lustig macht, nur darum geht’s in diesem Brief. Und auch ohne den Brief hätte ich gewusst, dass etwas nicht stimmt. Schaut euch die Tatsachen an. Franny Roote ist ein Niemand, ein Ex-Häftling, der als Gärtner arbeitet. Dann wird sein Doktorvater Sam Johnson ermordet, und Roote becirct Johnsons Schwester, worauf ihm dessen fast fertig gestelltes Buch über Beddoes in den Schoß fällt. Plötzlich steht dieser akademische Niemand mit einem Bein in der ersten Liga. Nur eines steht ihm im Weg – Konkurrenz erfährt er in Gestalt dieses Typen Albacore, der anscheinend sein Œuvre einige Monate früher in die Läden bringen kann. Roote und Albacore lernen sich kennen, Albacore glaubt, er hätte ein gutes Geschäft gemacht. Nimm Roote mit an Bord, press Johnsons Recherchen aus ihm heraus, und dann könnte er Roote wie einen widerlichen Scheißhaufen, der er ja ist, fallen lassen. Nur weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass der Scheißhaufen Zähne hat.«
    Dalziel hatte bislang mit offenem Mund und so sprachlos, wie es ihm möglich war, gelauscht, jetzt konnte er nicht mehr an sich halten. »Ein Scheißhaufen mit Zähnen! Ich sag’s ja, das kommt davon, wenn man moderne Gedichte liest!«
    Pascoe, der sich durchaus ein wenig auf seine Ausdrucksweise einbildete, wirkte verlegen, ließ aber nicht locker. »Und was geschieht? Ein Feuer bricht aus, Albacore kommt darin um, und sein Werk geht in Flammen auf. Zufall? Ich glaube nicht. Wie ich schon sagte, es käme mir bereits verdächtig vor, wenn ich es nur in der Zeitung lesen würde.

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