Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
behalten?«
    »Sieht so aus. Elli hatte ihren gestern zur Messe an. Obwohl sie sich doch was schämen müsste.«
    »Müsste sie? Was ist passiert? Nun lass dir doch nicht jeden Wurm einzeln aus der Nase ziehen, Katryn.«
    Ich wollte es auch genauer wissen, aber Katryn biss erst noch einmal herzhaft in ihren Apfel, wischte sich mit dem Ärmel den Saft von den Lippen und grinste breit.
    »Nun ja, gut war die Bezahlung nicht für den Dienst in der Küche. Ein paar Pfennige bloß, und den Rock. Aber als die Nacht fortschritt, da gab es noch Möglichkeiten für einen Extra-Verdienst.«
    »Sag nur, sie ist mit einem Gast in die Kammer gegangen?«
    »Mit einem ...?«
    Katryns Freundin machte ein gurgelndes Geräusch, dass nach irgendetwas zwischen Empörung und Lüsternheit klang.
    »Ännchen und sie haben jede zwei Goldstücke erhalten!«
    »Heilige Mutter Gottes!«
    »Der Sünde Lohn!«, seufzte Katryn salbungsvoll. »Ich würde das als einen netten Nebenverdienst bezeichnen.«
    »Selbst wenn der eine oder andere Bankert die Folge ist?«
    »Da kann man noch immer zur Druitgin gehen.« »Dann sind die Goldstücke aber rasch ausgegeben.« »Trotzdem...«
    »Tja«, meinte Katryn nachdenklich. »Trotzdem.«
    Die beiden warfen die abgenagten Apfelstrünke über die Mauer und schwiegen eine Weile. Ich muss sagen, ich hatte mir von der Geheimnistuerei mehr versprochen als den Hinweis darauf, dass Ännchen und Elli rollig gewesen waren. Das ist doch natürlich, oder? Wenn auch im Herbst etwas unzeitgemäß.
    Dann aber wechselte Katryn das Thema, und ich hörte genauer hin.
    »Wusstest du, dass der Malermeister Clemens das Haus der alten Moen gepachtet hat?«
    »Nein. Aber kann einen ja nicht überraschen. Die Kate gehört doch dem Kloster hier. Und die Mönche lassen sich kein Geschäft entgehen.«
    »Wird wohl so sein. Er ist am Samstag mit seiner Schwester Kristin eingezogen.«
    »Wo haben sie denn zuvor gewohnt?«
    »In einer winzigen Hütte in Stommeln. Ist für sie bequemer, sagt er. Der Meister Clemens ist ein netter Mann.«
    »Ach ja, Katryn?«
    »Findest du nicht? Er ist zwar nicht so sehr groß, aber er hat ein hübsches Gesicht. Ich hab ihm angeboten, die Wäsche für ihn zu machen, und er hat sehr freundlich mit mir geredet.«
    »Katryn, du hast den Mattes.«
    »Falsch, der Mattes meint, er hätte mich.«
    »Weiß man’s? Dein Mattes hat hinter der Kristin hergeschielt, am Sonntag, nach der Messe.«
    »Die Kristin ist eine hochnäsige Ziege. Sie will die Wäsche selber machen. Gönnt einem keinen Pfennig Zubrot.«
    »Wahrscheinlich tun die nur so, als ob sie jede Münze dreimal umdrehen müssen. Hast du nicht auch gehört – die Moen soll reich an Goldtalern gewesen sein. Sie hat ja lange Jahre bei den Herren von Rommerskirchen gedient. Sie haben sie großzügig ausbezahlt, habe ich munkeln hören. Und die haben ihr auf ihre alten Tage auch die Hütte gepachtet. Das Geld hat sie angeblich irgendwo da drinnen versteckt.«
    »Das war wohl nur dummes Gerede, niemand hat etwas bei ihr gefunden, als sie sie für die Beerdigung zurechtgemacht haben.«
    »Hat denn jemand danach gesucht?«
    »Na klar.«
    »Du, Katryn?«
    »Der Mattes und seine Muhme. Die hat die Leiche doch gewaschen.«
    »Na, vielleicht finden es die neuen Bewohner ja. Das würde erklären, warum der Mattes hinter der Kristin herschielt.«
    »Wenn der Mattes nach einem anderen Weibsbild schielt, dann werd’ ich mal mein Auge auf einen anderenMann werfen. Wenn es nicht der Meister Clemens ist, dann vielleicht der neue Gärtnerbursche hier.«
    »Der Meiko mit den fehlenden Fingern? Ist ein prächtiges Mannsbild. Aber höllisch unzugänglich.« »Hast du es schon probiert?«
    »Mhhh.«
    »Mal sehen, vielleicht habe ich mehr Glück als du!«
    »Versuch’s, Katryn.«
    Sie standen auf und schüttelten sich die Grashalme von den Röcken. Ich duckte mich vorsichtshalber. Immerhin, nun wusste ich wenigstens, was mit meinem ehemaligen Heim geschehen war. Meister Clemens also, der Mann, der eine Frau war, lebte jetzt darin. Das Gerede um das Geld hatte ich nicht verstanden. Das ist Menschenkram. Genau wie die Sünde. Aber der Basilika würde ich mal wieder einen Besuch abstatten, beschloss ich und machte mich auf den Weg.
     
    Wieder stand die Tür einladend offen, und hinter den Vorhängen hörte ich geschäftiges Werken. Ich schob mit der Nase das Leinen zur Seite und betrachtete den Fortschritt des Gemäldes. Über die Wand hin zog sich eine Front von Säulen,

Weitere Kostenlose Bücher