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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sehr ähnlich gesehen, die gleichen roten Ohren und eine schwarze Nase. Darum nahm ich an, die Frau müsse des Malers Wurfgeschwister sein. Wahrscheinlich seine Schwester Kristin, von der die Wäscher-Katryn letzthin erzählte. Hochnäsig kam sie mir aber nicht vor. Eher ein bisschen keck. Ich hätte sie gerne begrüßt, aber Bruder Arnoldus gesellte sich jetzt zu ihnen, und meine Bekanntschaft mit ihm wünschte ich nicht zu vertiefen. Dann aber bemerkte ich, wie sich die stolze Dame Caroline mit dem Jüngling langsam in Richtung Gärten entfernte. Diese Bekanntschaft wollte ich durchaus vertiefen und folgte ihnen auf leisen Pfoten.
    Er war ein schlanker Junge, kurz vor dem Mannesalter, und seine blonden Haare fielen in weichen Locken auf den Kragen seines samtenen Wamses. Dame Caroline war bereits eine Matrone, doch ihre Schritte wirkten elastisch und beschwingt. Leider gingen sie sehr nahe an Jako, dem Hofhund, vorbei, und ich musste einen kleinen Umweg machen, weshalb ich leider ihre Unterhaltung nicht verfolgen konnte. Als ich wieder in ihre Nähe kam, hatten beide lachende Gesichter. Wir umrundeten einen Kräutergarten. Das war ein Gebiet, das ich bislang noch nicht erkundet hatte, aber der Duft, der zu mir hinwehte, verstärkte meinen Entschluss, ihm weitere Besuche abzustatten. Obwohl sich hier das Hüttchen des Gärtnerburschenanschloss, wie ich mit einiger Überraschung feststellen konnte. Meiko war es, den die Dame Caroline zu treffen wünschte. Er hatte sich endlich mal sauber gewaschen, und es klebte weder an seinen Händen noch an seinen Stiefeln Erde. Auch die dunkelblonden Haare hatte er ordentlich zu einem Zopf geflochten, der ihm über ein abgenutztes Lederwams fiel. Immerhin, seine Hemdsärmel waren weiß, seine Lederhosen fleckenlos und sein Gesicht sauber rasiert.
    »Edle Dame, Frau Caroline, welche Überraschung! Jehan, mein Junge, ich grüße dich.«
    Jehan machte eine anmutige Verbeugung und betrachtete den Gärtner mit einem Grinsen.
    Dame Caroline lächelte ihn freundlich an und meinte: »Ich wollte mich für die Astern bedanken, die Ihr mir vergangene Woche vorbeigebracht habt, Meiko. Ich habe sie selbst in die Beete gepflanzt, genau so, wie Ihr es empfohlen habt.«
    »Und sie sah anschließend auch genauso erdverschmiert aus wie Ihr neuerdings!«
    »Was nur bedeutet, Jehan, dass du ihr nicht die Schmutzarbeit abgenommen hast.«
    »Hätte ich es gewagt, wäre mir die Peitsche gewiss gewesen. Frau Caroline hütet die Pflänzchen wie ihren eigenen Schmuckkasten.«
    »Dann mag dir wohl verziehen sein. Ihr habt die Not Gottes aufgesucht? Hat es Wunder gegeben?«
    Wieder brachen die Frau und der Jüngling in unbändiges Gelächter aus.
    »Nanu? Sind etwa nicht Lahme sehend und Blinde gehend geworden?«
    »Oh nein, Meiko, oh nein.« Frau Caroline hielt sichein Tüchlein an die Lippen und kicherte, was sich an einer so stolzen und würdigen Dame sehr wunderlich ausnahm. »Es ist eine Stumme gesprächig geworden. Heilige Jungfrau, Ihr habt etwas versäumt. Obwohl, es war eine arme Kreatur, geschunden vom Leben oder von den Menschen und umhergetrieben durch die Lande wie ein Blatt im Wind.« Ihre Stimme war jetzt ernst geworden. »Es war eine Frau, die einst ihre Heimat verlassen hatte, um ihrem Mann in die Fremde zu folgen. Dann ist ihr – so vermute ich – ein entsetzlicher Unfall geschehen, durch den sie wiederum heimatlos geworden ist. Und bei dem sie wohl auch die Sprache verloren hatte.«
    »Die Stimme, Dame Caroline, nicht die Zunge.« »Richtig, mein Junge. Weshalb es ihr gegeben war,
    beim Anblick der Schmerzensreichen Mutter Worte
    in einer nicht bekannten Sprache auszustoßen.« »Zungenreden?«
    »So nahmen die Gemeinde und die Mönche an und würdigten es als überwältigendes Wunder.«
    »Denn keiner unter ihnen, Meiko, hatte, wie ich, einstmals Freundschaft mit einem spanischen Seemann gepflegt.« Jehan fing wieder an zu lachen, während seine Augen funkelten und sprühten. »Die gute Frau stieß einen Schwall höllischer Verfluchungen und Beschimpfungen aus, deren feinere Bedeutung mir im Einzelnen leider entgangen ist.«
    »Wir wollen das doch ernsthaft hoffen, mein Junge. Spanische Seeleute haben einen derben Wortschatz, der einem jungen Mann wie dir tunlichst nicht geläufig sein sollte.«
    Meikos Worte klangen zwar vorwurfsvoll, dochsein Gesicht trug einen geradezu liebevollen Ausdruck.
    Dame Caroline mischte sich wieder ein.
    »Wir sollten nicht zu sehr über sie spotten,

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