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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Jehan. Sie ist ein armes Weib, dessen Geist wohl durch lange Leiden zerrüttet ist. Doch sie ist auf dem Weg nach Santiago de Compostela, was nun durchaus verständlich erscheint. Wenn sie ihre Heimat wieder sieht und Menschen trifft, deren Sprache sie versteht, dann wird vielleicht auch das heilen.«
    »Ein weiteres Wunder!«
    »Meiko, Ihr seid zynisch.«
    »Nein, realistisch. Ich glaube nicht an Wunder. Das wisst Ihr doch.«
    »Je nun, an diese, die wir heute gesehen haben, glaube ich auch nicht allzu fest. Aber es gibt andere. Und wenn Ihr Euer Herz dafür öffnet, werdet Ihr sie auch sehen.«
    »Möglich. Irgendwann.«
    »Gut, wir werden uns nun auf den Heimweg machen. Ich hoffe, Meiko, Ihr kommt in den nächsten Tagen noch einmal vorbei. Ich brauche Euren Rat, um ein – äh – sagen wir mal – Kräuterbeet anzulegen.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein. Aber Euren beiden Gästen möchte ich lieber nicht begegnen.«
    »Ermine und Johanna van Heege halten sich selten in den Gärten auf. Sie ziehen es vor, den Herrn von Rommerskirchen zu besuchen.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Jehan, mein Junge, leb wohl, und betrage dich höflich gegenüber deiner großherzigen Gönnerin.«
    Jehan vollführte wiederum eine respektvolle Verbeugung,die er mit einem spitzbübischen Grinsen kombinierte. Meiko fuhr ihm mit der Hand durch die Locken und verbeugte sich dann ebenfalls sehr gewandt vor der Dame Caroline.
     
    Nun ja, die Natur der Wunder war mir damit erklärt. Was ein Mensch nicht versteht und was ihm sein Verstand nicht erklärt, das steckt er in diese Truhe. Diese Geschöpfe sind einfach nicht neugierig genug, um die Wahrheit herauszufinden.
    Ich setzte mich auf das Mäuerchen, das den Kräutergarten umgab, und putzte mir säuberlich die Pfoten. Die Wege waren noch vom gestrigen Regen aufgeweicht, auch wenn zwischen einzelnen Wölkchen heute wieder die Sonne hervorlugte. Der Wind aber trug den Odem des Herbstes in sich.
    »Na, Mirza, heute bist du aber weit von deiner Arbeitsstätte entfernt!«
    Ich wäre beinahe in den Lavendel gefallen. Meiko baute sich vor mir auf, und ich fürchtete, er würde gleich wieder zupacken und mich zum Kloster schleppen. Aber dann setzte er sich nur ganz ruhig neben mich und schaute zum Waldrand hin, der sich an die Nutzgärten anschloss. Er wirkte ein wenig melancholisch. Nach einer Weile drehte er sich wieder zu mir und meinte: »Ist ja auch Sonntag heute, da ruhte sogar der Herr, nicht wahr? Das gilt dann wohl auch für seine pelzigen Geschöpfe.«
    Welcher Herr an welchem Tag ruhte, war mir ziemlich egal. Meikos Aussage entbehrte jeder Logik. Keine Katze, die einen knurrenden Magen hat, würde am Sonntag darauf verzichten, Mäuse zu fangen.
    Mein Magen knurrte.
    Im Lavendel raschelte es.
    Ich fing eine Maus.
    Sie war köstlich gewürzt.
    Meiko hingegen war aufgestanden, und als ich wieder zu ihm hinsah, lag ein herablassender Ausdruck auf seinem Gesicht, und die Worte, die er sagte, ließen die flüchtig aufkeimende Sympathie in mir schlagartig verdorren.
    »Du bist eben nur ein seelenloses Tier. Was bedeuten dir schon die Gesetze des Herrn?«
    Hirnloser Idiot!
    Ich würdigte ihn keines Blickes mehr und verließ den Kräutergarten. Trotzdem nahm ich, als ich einige Schritt weit entfernt wahr, dass er recht eilig zum Gästehaus wanderte. Wahrscheinlich wollte er doch seinen Anteil an den so genannten Wundern haben.
    Ich hingegen war so mit meinem Groll beschäftigt, dass ich den falschen Weg einschlug. Ich bemerkte es erst, als mir Wanze und Laus den Weg vertraten. So wurden die beiden getigerten Katzen von den Stallburschen gerufen, was mir durchaus angemessen erschien. Die verflohten Fellbeutel waren auf Krawall aus. Und ich musste mich abreagieren.
    Ich prügelte mich mit Wanze. Herzhaft. Mich wunderte jedoch, weshalb Laus sich nicht auf seine Seite schlug. Dann hätte es nicht gut für mich ausgesehen. Aber es schien, als ob der sein Mütchen an Diabolo kühlen musste. Warum, fragte ich mich nicht. Ich entwischte meinem Angreifer immer wieder. Er mochte vielleicht stärker und auch kampferprobter sein als ich, doch es mangelte ihm an Fantasie. Aufder Kuhweide verpasste ich ihm dann eine Lektion. Als er gehässig zu einem bedrohlichen Sprung ansetzte, wich ich ihm geschickt unter den Bauch einer grasenden Kuh aus, und er landete bis über alle vier Pfoten in einem frischen Fladen.
    »Schöne Scheiße!«, rief ich ihm noch zu und flitzte Richtung Kloster.
    Na gut, einen Freund

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