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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Kristin?«
    »Das haben wir. Es ist sehr gemütlich. Nur...«
    »Gibt es Probleme? Wenn etwas in Ordnung gebracht werden muss, will ich es unserem Gärtnerburschen sagen. Er ist ein geschickter Handwerker.«
    »Nein, nein, es ist nichts zu richten, was Clemens nicht auch könnte. Nur... Sagt, Pater, hat es hier in der Gegend schon oft Einbrüche gegeben?«
    Melvinius blieb so plötzlich stehen, dass ich fast gegen seine Wade gestoßen wäre.
    »Aber nein, Kind! Von so etwas habe ich noch nie sagen hören. Die Dorfbewohner mögen gelegentlich ausgelassen sein und die jungen Leute zu Streichen aufgelegt, wie das wohl überall auf der Welt ist. Aber die Türen der Häuser stehen immer offen, und sollte jemand etwas ausborgen, bringt er es zurück, sobald er kann.«
    »Dann müssen es wohl Fremde gewesen sein...« »Ist denn bei Euch eingebrochen worden, Jungfer?« »Ja, Pater. Am Freitag kam ich von meinen Besorgungen zurück und fand das ganze Haus durchgewühlt.« »Ist Euch etwas gestohlen worden?« »Seltsamerweise nicht. Noch nicht einmal die
    kleine Summe Geldes und die paar Schmuckstücke,
    die ich in meinem Kästchen verborgen hatte. Auch
    wenn es gewaltsam geöffnet wurde.«
    »Ein böser Streich, gewiss! Wisst Ihr jemand, der Euch Übles will?«
    »Wir haben uns keine Feinde gemacht, Pater. Ich wüsste nicht, womit. Wir leben zurückgezogen und gehen unserer Arbeit nach. Clemens hier, und ich besorge den Haushalt.«
    »Oder gibt es Gerüchte, dass Ihr etwas von Wert in Eurem Häuschen hütet?«
    »Mein Bruder und ich haben nicht viel von Wert. Es gibt nur ein dummes Getuschel, die alte Frau, die vor uns die Kate bewohnte, habe einen Goldschatz gehegt. Aber das kann ich nicht glauben.«
    »Die alte Moen war eine gute Seele. Fast vier Jahrzehnte hat sie auf dem Gut Rommerskirchen gelebt, als Amme erst, dann als Kindfrau und später als Hausbestellerin. Der alte Herr von Rommerskirchen war ihr sehr zugetan, heißt es, und er hat für sie auf ihre alten Tage die Kate im Dorf gepachtet. Kurz nachdem sie dorthin gezogen ist, ist er gestorben. Woher aber das Gerücht stammt, sie habe von ihm ein Vermögen an Gold erhalten, das kann ich auch nicht sagen. Doch, Jungfer Kristin, die Menschen reimen sich gerne solche Geschichten zusammen.«
    »Ja, das tun sie wohl. Und der Mattes träumt besonders stark von dem heimlichen Schatz. Er läuft mir ständig hinterher, weil er hofft, ich wüsste, wo er sich befindet.«
    »Könntet nicht auch Ihr sein Schatz sein?« Kristin lachte hell auf.
    »Sein Schatz ist das Wäschermädchen Katryn. Nein, nein, er will nicht ernsthaft mit mir tändeln. Pater Melvinius... natürlich könnte er es gewesen sein, der während unserer Abwesenheit das Häuschen durchsucht hat.«
    »Das wär sicher denkbar. Euer Bruder sollte ihn am besten mal zur Rede stellen. Er muss ihm ganz deutlich klar machen, dass es bei Euch nichts zu holen gibt.«
    Kristin nickte und schwieg nachdenklich ein paar Schritte lang. Dann murmelte sie: »Vielleicht hat es doch einen Schatz gegeben, Pater.«
    »Wie kommt ihr plötzlich darauf, Jungfer?«
    »Die Nachbarin sagt, Euer Gärtnerbursche, der Meiko, sei am Todestag der Moen im Haus gewesen. Ziemlich lange. Und er hat einen Korb hinausgetragen. Sie vermutet, er habe den Schatz geraubt.«
    Melvinius schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Nein, Jungfer, das kann ich mir nicht vorstellen. Nicht unser Meiko. Er ist ein redlicher Mann.«
    »Wenn Ihr es sagt. Ich kenne ihn nicht genug.«
    »Er müsste sein Leben nicht als Gärtner fristen, wenn er über Gold verfügte. Nun, Kind, werde ich eine kleine Rast einlegen.«
    »Und ich werde mich den Pilzen widmen. Einen schönen Tag noch, Pater Melvinius.«
    »Euch auch, Jungfer, und Gottes Segen mit Euch.«
    Die Nachbarin und Kristin irrten sich hier natürlich wirklich. Man mag Meiko vorhalten, was man will – aus dem Haus hat er nichts mitgenommen. Außer mir natürlich. Ich war es, die in dem Korb steckte und unbarmherzig entführt wurde.
    Aber – war ich nicht auch ein Schatz?
     
    Melvinius setzte sich wieder auf die Bank am Baumgarten, und ich folgte Kristin ein Stückchen in den Wald hinein. Sie hatte ihren Rock ein wenig geschürzt und zeigte hübsche Beine in Wollstrümpfen. Sie hatte auch einen guten Blick für Pilze und füllte ihren Korb recht bald. Ich hielt mich zwar in ihrer Nähe, ging aber meiner eigenen Erforschung von Haselmausspuren nach. Haselmäuse sind eine Delikatesse, vor allem im Spätsommer, wenn die

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