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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Spankiste mit Äpfeln voll und ging grinsend wieder hinaus.
    Irgendwie hatte er den beiden aber die Laune verdorben. Sie tuschelten noch kurz miteinander, dann ordnete Arnoldus seine Kleider und wollte aus der Scheune stürmen. Leider entdeckte er mich dabei, und nur mit knapper Not entkam ich seinem wütenden Fußtritt.
    »Teufelstier! Streunerin!«, knurrte er, während ich durch das Tor flitzte. Er immer hinter mir her. Zu dumm, ich hatte die falsche Richtung eingeschlagen. Eigentlich wollte ich durch meine Schlupfklappe zu Melvinius, aber da hetzte er mich um die falsche Ecke des Klostergebäudes.
    Ich unter die Hecke, er warf einen Stein.
    Knapp verfehlt.
    Weiterrasen, schon ziemlich außer Atem.
    Am Kuhstall einen Haken schlagen, bloß jetzt nicht noch an Laus und Wanze geraten!
    Wieder ein Stein, streifte meinen Schwanz!
    Auf die Hütten zu, hoffend, dort einen Einschlupf zu finden.
    Er an mir vorbei, das Gesicht hassverzerrt.
    Dachte schon, ich wäre gerettet, und blieb mit bebenden Flanken liegen.
    Da machte der Kerl den Hofhund los und hetzte ihn auf mich.
    Verdammt!
    Zur Meierei. Ziemlich kopflos. Der Kläffer hinter mir her.
    Verdammt, verdammt, der war schnell.
    Ich rang um Atem.
    Das Ende kam hoffentlich schnell.
    Etwas Schwarzes flog durch die Luft.
    Kreischend.
    Landete im Nacken des Hundes.
    Der jaulte und stürzte über einen Eimer. Menschen schrien.
    Ich schaffte es mit letzter Kraft, hinter ein Butterfass zu kriechen.
    Wurde ohnmächtig.
     
    »Mirrr-zaah!«
    Eine raue Zunge schrappte über meinen Kopf. War ich noch von dieser Welt?
    »Mirrr-zaah!«
    Es klang so zärtlich. Und die Zunge war so feinfühlig, wie sie da über meinen Nacken glitt. Leise stieg ein Schnurren in meiner Kehle auf.
    »Alles in Ordnung, Mirza?«
    Ein goldenes Auge betrachtete mich fragend. »Sieht wieder so aus«, murmelte ich. Und dann dämmerte mir die Erkenntnis »Diabolo!«
    »Sicher!«
    Ich war fassungslos.
    »Hast du etwa... ich meine, hast du den Hund...?« »Jako? Ein feiger Knochen. Man muss ihm nur deutlich die Kralle zeigen, dann kuscht er schon.« »Oh. Mh. Danke, Diabolo.«
    »Nichts zu danken. Die Luft ist jetzt rein. Du kannst ungehindert zu deinen Kuscheldecken und Hühnerbrüstchen zurückkehren.«
    Ich rappelte mich auf meine Pfoten und sah mich um. Ach ja, die Meierei. Eigentlich wollte ich die Beleidigungen überhören und noch ein paar nette Worte zu Diabolo sagen, aber der hatte sich, Schwanz aufrecht, oben elegant gekrümmt, schon durch die Tür bewegt, eine schwarze Silhouette im grellen Sonnenlicht.
    Ein schöner Kater.
    Aber ein schwieriger Charakter.
    Ich trat ins Freie und sah mich noch einmal vorsichtig um. Die Luft schien rein. Irgendwer hatte den Hofhund wieder angekettet, die arbeitenden Menschen beachteten mich nicht, und Laus und Wanze blieben zum Glück auch unsichtbar. Ich machte mich auf den Heimweg, eine längere Ruhepause zwischen Pergament und Ledereinbänden wäre jetzt ganz angebracht. Indes – ich traf vor dem Abtportal ganz in der Nähe von Melvinius’ Fenster eine kleine Gruppe recht bemerkenswerter Menschen, sodass ich noch einen Moment auf dem Sims draußen verweilte, um ihnen zuzuhören. Es standen nämlich Frau Johanna, jetzt mit geordneten Röcken und sorgfältig aufgesteckten Haaren, die junge Ermine, proper und drall, neben dem Herrn von Rommerskirchen und dem hoch gewachsenen Abt Ignaz. Ermine kicherte und warf schmachtende Blicke auf den schönen Herrn Sivert. Er sah für einen Menschenmann wirklich gut aus. Seine Haare waren glänzend gebürstet und lockten sich goldblond um sein Haupt, ein ebenso blonder Bart, sauber gestutzt, umgab sein markantes Kinn. Wohlgeformte Waden steckten in feinen Strümpfen, die sicher keinem Krallenkratzer standhielten, seinekurze, weite Hose sah jedoch aus, als habe sich ein Luchs an dem Material versucht, denn der Futterstoff quoll durch viele Schlitze hindurch, genau wie es auch bei den Ärmeln seines knappen Wamses war. Eine prächtige Auswölbung zierte ihn zwischen den Beinen, was auf eine interessante männliche Ausstattung schließen ließ. Ob das echt war? Wenn, dann erklärte das Ermines verstohlen begehrliche Blicke.
    »Nun, Herr Sivert, ich danke Euch noch einmal für die großherzige Spende.«
    »Nichts zu danken, Vater Ignaz. Meine Mutter hat es so gewollt. Die Reliquie sollte nach ihrem Willen dem Kloster übereignet werden, doch mein Vater hat sie nach ihrem Tod noch zu ihrem Angedenken behalten.«
    »Verständlich, mein

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