Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl
Rolligkeit unterlägen, sondern je nach Bedarf gelüstig würden. Darin wollte ich ihm gerne zustimmen. Obwohl ich mir schon vorstellen konnte, dass herbst- und wintergeborene Junge auch bei ihnen schlechte Überlebenschancen hatten.
Als ich das Thema Geld und Goldschatz ansprach, konnte er mir jedoch auch nicht weiterhelfen.
Ich lernte dazu an anderer Stelle mehr, dort, wo ich es niemals erwartet hätte.
Am Nachmittag nahm ich mir die Gegend des Fischweihers und des Räucherhauses vor. Es war nämlich ein zarter Duft an meine empfindliche Nase gezogen, der darauf schließen ließ, dass die Menschen ihren Vorrat an Forellen anlegten. Es war ein hübsches Plätzchen. Der Bach aus dem Wald plätscherte leise durch die Wiesen und füllte das schilfumstandene Becken mit seinem Wasser. An der anderen Seite gab es ein niedriges Wehr, unter dem er es wieder verließ.
Auf den Pfosten des Wehrs setzte ich mich und betrachtete mein Spiegelbild einen kleinen Moment. Ich bin nicht eitel, nein, nein. Aber dennoch musste ich rasch mit den Pfoten ein paar Stäubchen aus meinen Schnurrhaaren putzen. Dann senkte ich meinen Blick tiefer in das Wasser und beobachtete die träge dahingleitenden Fische. Sie waren mir als schmackhaft in Erinnerung. Doch bevor ich mit dem Angeln begann, wollte ich noch herausfinden, was es mit dem klopfenden Geräusch auf sich hatte, das hinter dem Räucherhaus erklang.
Meiko war es, der mit der Axt Buchenscheite zerkleinerte. Ein ordentlicher Stapel war bereits an der Wand aufgeschichtet. Er hatte sein Wams und sein Hemd ausgezogen und arbeitete mit bloßem Oberkörper. Kein übler Anblick. Ich mag stramme Kater. Er hatte sogar etwas Fell auf der Brust. Nicht viel, aber blond und gekringelt. Einige vernarbte Schrammen wies er auch auf. Ein Raufer, wie es schien. Mit einem gewissen Genuss beobachtete ich also das Spiel seiner Muskeln und Sehnen unter der verschwitzten, gebräunten Haut eine gute Weile lang.
Doch meine beschauliche Bewunderung wurde jählings unterbrochen, denn vom Waldrand her kam Kristin mit hochgeschürzten Röcken angerannt. Ihre Haube hatte sie verloren, und ihr Haar flatterte in wirren Locken um ihren Kopf. Sie hechelte, stolperte und wurde von Meiko aufgefangen.
»Hoppla, Jungfer Kristin. So eifrig müsst Ihr Euch aber nicht in meine Arme stürzen!«
Sie sagte nichts, doch sie zitterte und klammerte sich an dem Gärtnerburschen fest.
»Was ist geschehen? Seid Ihr überfallen worden? Hat Euch jemand einen Tort angetan?«
»Wilde Tiere!«, keuchte sie atemlos.
Meiko hielt sie immer noch fest und musterte über ihre Schulter hinweg den Waldrand. Ich auch. Raguna lag auf dem hohen Ast einer Eiche und grinste in ihren Backenbart. Ah so! Immerhin, die beiden Menschen gaben ein hübsches Bild ab, wie sie sich so umschlungen hielten, und ich hatte den Eindruck, es sei Meiko nicht besonders unangenehm, die hübsche Kristin in den Armen zu halten. Sie aber, als sie wieder einigermaßen regelmäßig atmen konnte, machte sich ein wenig verlegen los.
»Verzeih, Meiko. Aber – da war ein Luchs. Ein riesengroßes Tier. Er kam direkt auf mich zugesprungen.«
»Ein Luchs? Hier am Waldrand? Das ist sehr ungewöhnlich. Diese Tiere sind normalerweise sehr scheu.«
Raguna war verschwunden. Natürlich. Sie mochte Menschen nicht. Aber ich glaubte nicht, dass sie Kristin töten wollte. Dahinter würde wohl etwas anderes stecken, das ich mir für später zu ergründen vornahm.
Meiko hatte sein Hemd aufgenommen und zog es sich über den Kopf.
»Und so habt Ihr Eure ganze Ausbeute an Pilzen verloren, Jungfer Kristin?«
»Nein. Nein, ich hatte noch gar nicht begonnen zu sammeln. Aber der Korb...«
»Und die Haube... Ich hole es nachher für Euch. Nun setzt Euch erst einmal eine Weile nieder, bis Ihr Euch beruhigt habt. Keine Angst, hierhin traut sich keine Katze.«
Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen und marschierte spornstreichs zu Kristin. Es entlockte ihr ein leises Kichern.
»Doch, Meiko.«
»Natürlich! Mirza! Sie taucht überall auf. Aber die wird Euch nichts zuleide tun.«
»Nein, ganz gewiss nicht. Meinen Gruß, du Schöne!«, sagte sie, und es war ein kleines Schnurren in ihrer Stimme. Dem konnte ich nicht widerstehen. Ich lief zu ihr und ließ mich kraulen. Es beruhigte sie.
»Euer Bruder erzählte mir, es sei Eure Idee gewesen, Mirza unter dem Gewand des Heiligen zu verstecken!«, meinte Meiko jetzt auch mit einem Lächeln.
»Sie ist so hübsch, mit diesen roten
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