Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl
gespielt.
»Heia, Mirza. Du bist aber auch hinter allem her,was sich bewegt. Sogar hinter einer wertlosen Kupfermünze!«
Ich versuchte, das Scheibchen in eine Ritze zu schnicken, aber es flutschte mir weg und landete in dem kurzen Gras, das hier das Ufer bewuchs.
Kupfermünze. Das war also Geld. Die Münzen von der Moen waren schöner. Sie schimmerten golden.
Meiko nahm eine weitere Münze aus seiner Tasche und warf sie hoch. Dann hielt er inne und betrachtete sie.
»Ein Hungerlohn, wahrhaftig. Dann zuckte er die Schultern, stand auf und ging, ohne mich eines Blickes zu würdigen, in seine Hütte.
Hungerlohn. Also bekam man noch nicht einmal rechtes Futter dafür.
Ich brauchte zum Glück so ein Zeug wie Geld nicht. Ich streckte endlich meine Krallen in das Wasser. Igitt, wie nass. Aber das Fischlein mundete köstlich.
Danach trieb mich meine Neugier an den Waldrand, denn es gab ja noch die Frage zu klären, warum Raguna meine Freundin Kristin so erschreckt hatte.
Ich musste der Luchsfährte nicht allzu weit folgen. Raguna lag auf einem flachen Felsen und genoss die Abendsonne, die nach einem recht trüben Tag nun doch noch ihre Strahlen durch die Wolken schickte.
»Ich grüße dich, Gevatterin!«, sagte ich höflich, und die Pinsel an ihren Ohren zuckten.
»Ah, der rotohrige Fratz. Du warst fischen?« Das roch man natürlich.
»Unten am Teich. Nicht schlecht, der Inhalt. Solltest du auch einmal probieren.«
»Zu nah an den Menschen.«
»Aber du warst doch heute dort, Gevatterin. Ich sah dich auf dem Baum am Waldrand sitzen. Und die Kristin hast du arg in Schrecken versetzt.«
Raguna gab ein kehliges Knurren von sich, das nach Wut klang.
»Gezwungenermaßen. Man hat mich gejagt.« »Mensch oder Tier?«
»Welches Tier würde mich wohl jagen?«, grollte sie. »Menschen, wie üblich. Der von Rommerskirchen und sein sauberer Freund, der Mönch.«
Ich wollte es kaum glauben, was sie da sagte, aber dann fiel mir Engelberts Geschwätz wieder ein. Arnoldus, der so oft auf das Gut ritt, weil er sich um die dortigen Seelen sorgte.
»Diakon Arnoldus. Natürlich. Das hätte ich mir denken können. Er ist ein Katzenhasser. Vor ihm laufe ich auch immer fort.«
»Gut so, Fratz. Aber wenn ich den einmal alleine erwische, ziehe ich ihm das Fell ab!«
»Ich wünschte, ich hätte deine Größe, Gevatterin. Das würde ich liebend gerne auch tun«, seufzte ich. »Er hat mich getreten und mit Steinen beworfen und den Hofhund auf mich gehetzt.«
»Sagte ich doch, die Menschen sind hinterhältige und üble Zeitgenossen.«
»Nicht alle, Raguna. Wirklich nicht alle. Die Kristin ist sehr lieb.«
»Grrrumpf !«
»Sie hat ein Bild von mir in der Basilika gemalt.« »Eitler Fratz!«
Ich schaute verlegen nach meinem Schwanz, dersich genüsslich zu einem eleganten Bogen formte. Der war eitel, nicht ich!
»Ich werd niemandem die Krallen zeigen, der mich ungestört lässt«, knurrte Raguna schließlich. »Aber ich habe achtzehn Sommer dieser Welt gesehen, und ich habe meine Erfahrungen gemacht. Du hast noch zu lernen. Auch wenn du rote Ohren hast.«
»Natürlich, Gevatterin. Das streite ich nicht ab. Aber du lebst im Wald und ich bei den Menschen. Ich komme nicht umhin, mich mit ihnen zu arrangieren.«
»Das musst du wohl.«
Wir genossen die letzten Sonnenstrahlen, die durch das Geäst fielen, und ich blinzelte in das grüne Laub hoch droben.
»Gevatterin?«
»Was liegt dir auf dem Herzen, Fratz?«
»Sie, die die Quelle hütet – kennst du sie?«
»Das Andenken an sie ist lebendig. Die Ahnen berichten von ihr, denn sie hat die Tiere des Waldes geliebt und sie vor den jagenden Menschen beschützt. Es wäre gut, wenn sie wieder zurückkäme.« Und unter Ragunas Backenbart breitete sich ein kätzisches Lächeln aus. »Rotohrige Katzen wie du, Mirrr-zaah, könnten sie möglicherweise überreden.«
Dieses wunderbare Kompliment entlockte mir ein inniges Schnurren, und die alte Luchsin stimmte mit rauer Kehle ein.
Ich war schon auf dem Heimweg und hatte den Forellenteich eben hinter mir gelassen, als zwei von den Stalljungen ebenfalls dort entlanggingen. Einer bückte sich plötzlich und stieß einen Jubelschrei aus.
»Eine Kupfermünze! Ich habe eine Münze gefunden!«
Ihm schien das kein Hungerlohn zu sein.
Über das Kapitel Geld musste ich noch etwas intensiver nachdenken.
Ein jeheimnissvolles Kapitel
Einige Tage später erhielt ich weitere Unterstützung bei meinen Untersuchungen über das Geld. Es geschah
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