Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl
Übrigens habe ich ganz vergessen, dir zu erzählen, dass wir damit prächtiges Geld verdienen können.«
»Was, wenn wir die Patres abbilden?«
»Nein, die nicht. Sondern hoch gestellte Persönlichkeiten!« Kristin kicherte leise. »Der Herr Sivert kam gestern Nachmittag hier vorbei und hat die Ähnlichkeit auch bemerkt. Er fragte, was es kostet, wenn ich ihn ebenfalls zu einem Heiligen mache.«
Ich beobachtete eine zarte Röte, die Kristins Wangen überzog, als sie von dem wohlgestalteten Herrn sprach. Etwas, das ich als menschliches Anzeichen leichter Erregung kennen gelernt hatte. Na, na!
»Ob er denn ein Heiliger ist, Kristin? Man hört einiges, das eher auf einen lockeren Lebenswandel schließen lässt.«
»Er ist ein einnehmender Mann, Clemens. Ich schätze, die Frauen mögen ihn.«
»Kristin, Kristin, nimm dein Herz in Acht. Undpass darauf auf, ihm keine schönen Augen zu machen, wenn du hier als meine Vertreterin arbeitest. Es würde doch recht seltsam wirken!«
»Keine Bange, Clemens. So schlimm ist es nun auch wieder nicht.«
Warum lügst du, Kristin?
»Ich denke, wir sollten seine Einladung ins Herrenhaus annehmen. Er hat sie noch einmal ausgesprochen. Er sagt, wenn wir am Samstag etwa zur Terz aufbrechen und den Karrenweg durch den Wald nehmen, sind wir um die Mittagsstunde bei ihm. Er hat am Abend Gäste eingeladen und möchte uns dabei haben. Sonntag begleitet er uns dann zurück nach Dellenhofen.«
»Du möchtest dein blaues Kleid anziehen und dich aufputzen, richtig?«
»Ach Clemens ...«
»Schwesterchen, ich verstehe dich doch. Wir gehen zu ihm, und du wirst wieder die hübsche Jungfer Kristin Hendrykson, die du so oft verstecken musst.«
Sie hatten die roten Blätter beseitigt und einfach blauen Himmel hinterlassen.
»Abgemacht. So, den Rest erledige ich morgen. Wir sollten uns auf den Heimweg machen, Clemens. Die Mönche kommen gleich zu ihrem Abendgebet. Und bei uns gibt es frische Steinpilze.«
Bei mir gab es Gänseklein. Und etwas zum Nachdenken. Was hatte das mit den roten Blättern zu bedeuten? Sollte Meister Clemens möglicherweise die Farben nicht unterscheiden können? Menschen haben sehr schwache Augen. Sie können kaum in der Dunkelheitsehen. War das der Grund, warum Kristin heimlich seine Arbeit übernahm? Wenn ich mich recht erinnerte, war es wohl so. Wann immer sie den Pinsel führte, entstanden grüne Gräser und grünes Laub, rote Gewänder und rosige Gesichter. Wenn Clemens arbeitete, dann malte er graue Säulen und blauen Himmel, gelbe Kleider und schwarze Schatten. Eigentlich recht geschickt von den beiden.
Das war ein Kapitel der menschlichen Natur, in dem es noch zu blättern galt.
Ein wertvolles Kapitel
Meiko hatte Pater Melvinius wieder in der Bibliothek besucht, diesmal gänzlich ohne Vorwand. Denn mich brauchte er wahrhaftig nicht mehr zu kontrollieren. Es gab definitiv keine Mäuse mehr zwischen den Büchern und Pergamenten. Weshalb ich auch immer häufiger draußen mausen musste. Und die Küche besuchen. Was ich auch diesmal tat, als Melvinius dem Gärtnerburschen unaufgefordert ein dickes Buch reichte und der buchstäblich darin versank.
Engelbert und ich tauschten am Herd wieder Klatsch aus, und ich lernte auf diese Weise noch ein wenig mehr über das Klosterleben. Nebenbei fielen auch immer ein paar Mäuse aus der Vorratskammer für mich ab. Und dann und wann ein Schälchen Milch.
Der Diakon Arnoldus, so erfuhr ich dieses Mal, betreute als Seelsorger das Anwesen von Rommerskirchen. Wie immer ein Mensch wie er sich um Seelen sorgte. Dieses Gut sei schon sehr, sehr alt und auch sehr reich, erzählte Engelbert. Schon vor Zeiten hatte einer der Herren eine eigene Kirche gebaut, damit die Angehörigen und Pächter nicht den langen Weg zur nächsten Pfarrei auf sich nehmen mussten. Das erklärte Arnoldus’ häufige Abwesenheit, worüber wir beide recht glücklich waren. Engelbert wusste auch von Frau Johanna und ihrer Nichte Ermine, die aufeinem kleineren Hof in der Nähe von Stommeln lebten. Meine Schilderung von der Paarung in der Apfelscheune entlockte ihm jedoch ein missbilligendes Brummen.
»Scheinheilig ist der Arnoldus.«
»Was ist scheinheilig?«
»Er tut so, als folge er den Regeln, ist streng gegenüber anderen, aber verlogen, wenn es um ihn selbst geht.«
»Diabolo und Raguna sagen, alle Menschen sind so.« »Nein, nicht alle. Aber viele.«
Engelbert war auch der Meinung, dass die Weibchen dieser Gattung nicht der saisonbedingten
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