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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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der Keuschheit verpflichtet hatte, unpassend war, denn es zog die Augen der Frauen ungebührlich an.
    »Ich habe weltliche Angelegenheiten zu regeln«, antwortete Arnoldus hochnäsig und wollte sich erneut abwenden.
    »Man wird dich in der Welt gewiss auch in der Kutte respektieren, Bruder. Du kennst unsere Regeln. Bitte kehre um und gewande dich schicklich!«
    »Ich trage die Kleidung, die ich für richtig halte – Bruder!«
    Noch einmal machte Arnoldus Anstalten zu gehen, aber Melvinius’ scharfe Stimme gebot ihm Einhalt.
    »Diesen Anzug hast du nicht aus unserer Kleiderkammer erhalten, Arnoldus. Denn alles, was sich darin befindet, ist das Gut des Klosters. Woher stammt es?«
    »Es ist ein Geschenk.«
    »Mein Bruder, noch heute Morgen wurde das Kapitel fünf der Regel unseres heiligen Augustinus verlesen. Ich will es dir ins Gedächtnis zurückrufen: ›Ein Mitbruder, der von seinen Eltern oder Angehörigen Kleidungsstücke oder andere notwendige Dinge bekommen hat, darf diese nicht heimlich für sich selbst zurückbehalten. Er muss sie dem Oberen zur Verfügung stellen. Einmal gemeinsamer Besitz geworden, soll der Obere diese Dinge demjenigen Bruder geben, der sie nötig hat.‹ Ich möchte ernsthaft bezweifeln,dass unser ehrwürdiger Vater Abt dir diese Ausstattung zur Verfügung gestellt hat.«
    Arnoldus war kurzzeitig von einer gewissen Verlegenheit befallen, aber dann besann er sich und giftete zurück: »Was zwischen dem Vater Ignaz und mir vereinbart wurde, geht dich nichts an, Bruder Melvinius. Du hast hier nichts zu sagen. Du bist hier nicht der Obere, auch wenn du als abgehalfterter Abt in diesem Kloster Unterschlupf gefunden und dir verschiedene Privilegien erschlichen hast.«
    »Dafür magst du mich halten, Arnoldus. Doch auch wenn deine persönliche Beziehung zu Abt Ignaz eine besondere ist, so werde ich in der nächsten Kapitelversammlung dein unbotmäßiges Verhalten vortragen. Es gehört nun einmal zu meinen Privilegien, dass mein Wort dort ein besonderes Gewicht hat. Die Ordensgemeinschaft wird über diesen Vorfall befinden!«
    Irgendwie schien Arnoldus jetzt doch die lodernde Wut des alten Mannes wahrzunehmen. Er machte mit erschrockenem Gesicht auf dem Absatz kehrt und rannte zum Pferdestall.
    »Hoppla!«, sagte Diabolo noch mal. »Der Alte hat aber Feuer!« Er putzte mir einmal mit einem Zungenschlapp über die Ohren. »Den Rattensterz hat er vertrieben! Komm, wir gehen eine Runde um die Eibenhecke.«
    »Nein, Diabolo, ich muss zu Melvinius.« »Schoßkätzchen!«
    »Und wenn! Er hat sich aufgeregt. Und dann beginnt sein Herz zu flattern.«
    Diabolo zuckte mit den Schnurrhaaren und wandte sich ab. Es tat mir ja auch Leid, aber in diesem Fall riefenmich Pflicht und Verantwortung. Ich sprang über die Mauer und lief auf Melvinius zu.
    »Kleine, da bist du ja. Einen weiten Spaziergang hast du gemacht.«
    Er beugte sich zu mir herunter und streichelte mich mit fester Hand. Ich schnurrte beruhigend auf ihn ein. Das weiße Glühen um ihn war erloschen.
    »Ich habe sie hier schon häufiger gesehen, Pater. Kommt, ich helfe Euch aufzustehen!« Meiko war ebenfalls erschienen und stützte Melvinius. »Der Diakon scheint eine ganz schöne Wut im Bauch zu haben. Jetzt peitscht er sein Pferd in den Galopp.«
    »Er hat eine von Dämonen gepeinigte Seele.«
    »Er ist ein niederträchtiges Schwein!«
    »So kann man es auch ausdrücken«, meinte Melvinius, und seine Augen funkelten schon wieder etwas heiterer.
    »Geht es Euch gut, Pater? Ihr sollt Euch doch nicht so aufregen.«
    »Ja, Meiko. Es ist alles in Ordnung.«
    »Womit hat er Euch verärgert?«
    »Sieh dir den Gecken doch nur an!«
    »Hübsch prunkvoll für einen Mönch. Er scheint über gewisse persönliche Einnahmen zu verfügen. Oder täusche ich mich da?«
    Melvinius zuckte mit den Schultern.
    »Er behauptet, es seien Geschenke.«
    »Großzügig, sein Geber. Seidene Kleider und ein edles Pferd.«
    »Ein Pferd auch?«
    »So berichtete mir der Schmied. Der Braune, dem er eben so heftig die Peitsche gegeben hat, gehört nichtdem Kloster, sondern ist einzig zu seiner Verfügung im Stall eingestellt.«
    Der Pater bekam wieder einen grimmigen Blick, erwiderte aber nichts darauf.
    »Soll ich Euch zu Eurer Wohnung begleiten?«, fragte Meiko dann, und Melvinius nickte.
    »Das darfst du gerne. Ich muss darüber nachdenken, wie ich mich verhalten soll. Mir gefällt die Art, wie sich Arnoldus aufführt, überhaupt nicht.«
    Sie gingen langsam nebeneinander

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