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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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her, und ich folgte ihnen in gebührendem Abstand, jedoch immer so nahe, dass ich ihrer Unterhaltung lauschen konnte.
    Meiko verriet dem Pater mit einem Lächeln: »Mirza hat vorhin meine Hütte durchsucht. Sie scheint mir die Entführung aus dem Dorf verziehen zu haben.«
    »Sie ist ein freundliches und liebevolles Geschöpf. Aber leider ein wenig verfressen. Ich hoffe, sie ist nicht an deine Vorräte gegangen.«
    Eine ungerechte Unterstellung, Melvinius! Verfressen bin ich nie, ich habe höchstens mal einen kleinen Appetit!
    »Nein, nein. Ich habe wenig genug davon. Ich esse meist mit dem Gesinde.
    »Heute nicht, oder täusche ich mich? Ich habe dich nicht bei den Knechten gesehen.«
    »Ich war auf dem Clarenhof, um der Dame Caroline beim Stutzen der Hecken zu helfen.«
    »Das war nett von dir, Meiko. Die Dame Caroline hat es nicht immer leicht.«
    »Sie ist eine herzliche Frau, und ein kleines Zubrot verdiene ich mir gerne bei ihr.«
    Der Hungerlohn des Klosters reizte ihn nicht, wohlaber ein kleines Zubrot der Dame Caroline? Hatte wohl auch manchmal einen kleinen Appetit, der Meiko.
    »Sie ist gutmütig und großzügig, aber nutze es nicht aus, mein Junge. Viel hat sie nicht zu geben, denke ich. Vor allem jetzt, da sie auch noch die Schwestertochter ihres Mannes und deren Nichte aufgenommen hat.«
    »Johanna van Heege!« Meiko schnaubte verächtlich. »Sie und Euer sauberer Diakon tummeln sich wie die Stallkatzen in der Apfelscheune.«
    »Was?«
    »Hab’ sie selbst dabei erwischt!«
    »Oh!«
    »Er ist ein bigotter Schwachkopf, Pater. Und Euer Abt täte gut daran, ihn in seine Schranken zu weisen.«
    »Vater Ignaz ist mit Arnold von Bevelands Vater gut befreundet.«
    »Vetternwirtschaft also.«
    »Der jüngere Sohn, wie üblich. Er hatte bisher den Ruf großer Frömmigkeit aufrechterhalten. Zumindest den Oberen gegenüber, aber mir kam er schon vom ersten Tag, da ich ihm begegnete, scheinheilig vor. Dass er sich mit Frauen vergnügt, ist mir allerdings neu. Obwohl die Frau Johanna sich wirklich aufführt wie eine Katze in der Hitze. Die Dame Caroline kann einem Leid tun.«
    »Wohl wahr, die Tante ist ein hitziges Weib und die Nichte ein hohlköpfiges Huhn. Aber Dame Caroline nimmt ihre familiären Verpflichtungen sehr ernst, will mir scheinen.«
    »Sie sind alles, was sie an Familie noch hat, Meiko. Ihr Mann, der letzte Ritter von Stommeln, starb schonvor fast achtzehn Jahren. Er hinterließ ihr außer dem Gut kein Vermögen. Der einzige Sohn versuchte nach dem Tod des Vaters wieder zu Geld zu kommen und schloss sich einem Kauffahrer an. Dreizehn Jahre ist es jetzt her, und seit fünf Jahren hat die Mutter nichts mehr von ihm gehört.«
    »Das Leben der Kauffahrer ist voller Gefahren. Dennoch besteht immer noch Hoffnung. Nachrichten können gewundene Wege gehen, Briefe vernichtet werden, Boten unzuverlässig sein...«
    »Das schon. Doch nun hat sie vor zwei Monaten Kunde davon bekommen, ihr Sohn sei schon vor Jahren von Piraten verschleppt worden. Es gibt wohl kaum Hoffnung, dass er noch am Leben sein könnte. Er war etwa in deinem Alter, Meiko.«
    In Melvinius Worten schwang eine unausgesprochene Frage mit, doch der Gärtnerbursche nickte nur, zeigte aber keine Regung.
    Sie hatten die Abt-Pforte erreicht und sahen einander an. Ich sprang auf den Fenstersims, um sie besser beobachten zu können.
    Melvinius betrachtete Meiko nachdenklich und fügte dann hinzu: »Es gibt keinen Erben für das Gut, wenn er nicht heimkehrt. So hat die Dame Caroline die beiden van Heege aufgenommen. Es heißt, Ermine wird das Anwesen als Mitgift erhalten, wenn sich denn ein standesgemäßer Ehemann findet.« Nach einem weiteren kurzen Schweigen, das Meiko wiederum nicht unterbrach, verriet der Pater dann: »Der Herr von Rommerskirchen scheint sich um sie zu bemühen.«
    Seltsamerweise ließ diese Bemerkung in MeikosAugen ein kurzes Flackern erscheinen. Es erlosch aber sofort wieder, und mit gleichgültiger Miene äußerte er: »Ihn kann man sicher als standesgemäß bezeichnen.«
    »Gewiss. Und der Clarenhof wäre eine hübsche Erweiterung für sein eigenes Gut. Nun, man wird sehen.«
    Wir sahen aber nichts, denn Melvinius begab sich in die Bibliothek und versank mit Freude wieder in seinen Büchern.
    Und ich in den Schlaf.
     
    Am nächsten Morgen hatte ich nicht das Bedürfnis, lange draußen zu bleiben, denn es war noch immer feucht und ein wenig regnerisch. Darum nahm ich den trockenen, bequemen Weg durch Küche und Kreuzgang zur

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