Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl
Gedanken. Es war da, das merkte ich, aber erkennen konnte ich es noch nicht. In einem solchen Fall hat eine Katze ein wunderbares Mittel zur Erkenntnis – einen ausgiebigen Schlummer!
Ich suchte mir einen sonnenwarmen, weichen und gut versteckten Platz am Waldrand und begann mit der Planung eines ausgesprochen abenteuerlichen Kapitels.
Es dauerte dann doch bis zum nächsten Tag, bis ich so weit war, die richtigen Schlüsse zu ziehen und die entsprechenden Entscheidungen zu treffen.
Meiko war noch immer abwesend, und es wurde allgemein angenommen, er sei bei dem Brand umgekommen. Melvinius trug eine entsprechend trauervolle Miene und murmelte etwas von Begräbnis.
Meister Clemens, der sich von seiner Verletzung erholt hatte, tauchte wieder in der Kirche auf, um das letzte Bild von seinen Entwürfen auf die verbleibende freie Wandfläche zu übertragen. Ich besuchte ihn und fand auch ihn recht betroffen von Meikos Unfall. Offensichtlich hatte sich die Neuigkeit in Windeseile verbreitet. Wir widmeten uns nur ganz kurz dem Stopfenspiel, und nach einem Scheibchen Braten und etwas Quark, den ich von des Meisters Fingern lecken durfte, verabschiedete ich mich aus der Basilika. Auf meinem Weg durch den Kreuzgang warf ich noch einen Blick in die Küche und wechselte ein paar Worte mit Engelbert. Von ihm erfuhr ich, Diakon Arnoldus habe das Kloster verlassen, angeblich, um in Rommerskirchen die festliche Messe vor der Herbstjagd vorzubereiten. Wenn man Katryn glauben durfte, ging es ihm aber sicher nicht nur um den Gottesdienst, sondern auch um den Minnedienst. Immerhin, ich war froh, dass er fort war. Sonst hätte ich mich gegebenenfalls doch zu einer unüberlegten Tat hinreißen lassen.
Wieder draußen, prüfte ich die Witterung. Noch war das Wetter ruhig und sonnig, aber meine Schnurrhaare wussten von kommenden Änderungen. Zwei, höchstens drei Tage noch würde es angenehm bleiben. Aber so war das nun mal in dieser Jahreszeit. In dem Wind, der aufgekommen war, lag schon eine gewisse scharfe Kälte. Darum kehrte ich in den Kreuzgang zurück, wo es noch immer angenehm warm war, und in bester Denkpose – gekreuzte Vorderpfoten, Schwanz diszipliniert um mich herum drapiert – nahm ich an einer Stelle Platz, an der ich sehen, aber nicht gesehen werden konnte.
Ich widmete mich dem Gespinst, das sich aus meinem Wissen, Denken und Fühlen entwickelt hatte.
Meiko stellte für Sivert, Arnoldus, Johanna und wahrscheinlich auch Ermine eine gewisse Bedrohung dar, weil die Möglichkeit bestand, dass er seinen Revieranspruch geltend machen könnte. Er hatte es bislang nicht getan, sondern sich als unterwürfiger Außenseiter gebärdet.
Melvinius hatte erkannt, dass er sich verstellte, wusste aber nicht, warum.
Die Dame Caroline und Jehan wussten es.
Ich noch nicht.
Aber die Gedankenspinne hatte ihr Werk getan.
Die alte Moen hatte lange Jahre auf dem Gut Rommerskirchen gelebt, und sie hatte tatsächlich etwas besessen, das Meinhard beim Durchsetzen seines Anspruchs helfen würde. Ob es ein Schatz, Münzen oder gar diese Dinge, die er als Dokumente bezeichnet hatte, waren, blieb mir natürlich verborgen. Diese Feinheiten des menschlichen Lebens waren mir gänzlich fremd. Nichtsdestotrotz nannte die Moen zumindest zahlreiche Goldstücke ihr Eigen. Mehr als acht, weil – so weit konnte ich ja zählen. Viel mehr als acht! Und sie hatte eine Kassette, die unter den Dielen am Kamin versteckt war. Meiko wusste, dass sie etwas für ihn haben musste, denn damals, bevor er mich entführte, hatte er die Kate sorgfältig durchsucht, aber nichts gefunden.
Mattes’ Muhme hatte die Kate ebenfalls vergeblich durchstöbert.
Kristin hatte die Kate geputzt und auch nichts entdeckt.
Jemand war eingebrochen und hatte alles durchgewühlt, war aber nicht fündig geworden.
Ein zweites Mal war dabei sogar Clemens niedergeschlagen worden und das Häuschen – vermutlich erfolglos – durchsucht worden.
Denn nun grub der Mattes den Garten um.
Sicherlich suchte er noch immer den Schatz.
Mir stellte sich als Nächstes die Frage, woher Meiko die Moen wohl kannte. Hatte er einst auch auf Rommerskirchen gelebt? Anzunehmen.
Als Gärtner? Als Knecht?
Bestimmt nicht. Denn er hatte, wie Melvinius sagte, gute Manieren, war belesen und gebildet.
Hatte er dann freiwillig sein Heim verlassen?
Es gab nur eine Erklärung, die ich dafür finden konnte. Kater, vor allem verliebte, wandern oft weite Strecken, um ihre passende Liebste zu finden. Meiko
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