Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl
Kohlköpfe. Sie beachteten mich nicht. Am Forellenteich stand das Räucherhaus offen, war aber seines Inhaltes beraubt. Schade eigentlich. Inzwischen war der Appetit auf Fisch bei mir zurückgekehrt. Vielleicht sollte ich mir einen frischen aus dem Wasser angeln?
Doch dann wurde ich abgelenkt. Hinter dem Teich nämlich, wo das Bächlein in einer kleinen Gumpe gestaut war, schwangen Katryn und ihre Freundin große Wäschestücke. Sie schnatterten und kicherten unablässig dabei. Das Wort Rommerskirchen drang dabei plötzlich an mein Ohr, und ich spitzte es sogleich.
»Die Elli haben sie wieder gefragt, ob sie am Wochenende einspringen kann. Es kommen Gäste. Aber der Elli ihre Muhme liegt auf den Tod krank, und darum kann sie nicht fort. Ich hab nachgefragt, gestern. Zwei brauchen sie noch. Kommst du mit?«
»Katryn! Meinst du das ernst?«
»Sicher. Das Ännchen war ja das letzte Mal dabei und hat sich ihre Goldstücke verdient. Jetzt sind wir dran.«
»Du bist eine wirkliche Freundin, Katryn! Ob wir auch blaue Röcke bekommen?«
»Weiß nicht. Es ist kein Ball, nur eine Jagd und hinterher ein Essen. Ich zieh jedenfalls mein Sonntagskleid an.«
»Ja... Ich habe neue Bänder... blaue und rote. Ich leih dir die blauen!«
»Oh, danke.«
»Aber was wird dein Mattes dazu sagen, wenn du die Nacht dort bleibst?«
»Der Mattes braucht das Maul nicht mehr aufzumachen. Der hat sich schon wieder an die Kristin rangemacht. Jetzt gräbt er ihr den Garten um. Gaaanz langsam. Und mit gaaanz großen Augen.«
»Und sie? Die Kristin?«
»Verhätschelt ihren Bruder. Der ist doch niedergeschlagen worden. Will nur hoffen, dass das nicht der Mattes war, der Trottel.«
»Gut, dann gehen wir am Samstag nach Rommerskirchen. Ach, und ich will sehen, ob ich noch etwas Kamille bekomme, die macht die Haare so schön glänzend. Aber hier im Kräutergarten wird’s wohl nichts mehr geben.«
»Gott ja, nach dem Unglück!«
Katryn hielt im Schrubben inne und wischte sich mit dem Unterarm eine Strähne aus dem Gesicht. »Gott ja. Der Gärtnerbursch. Ich darf gar nicht dran denken. Nichts haben sie mehr von ihm gefunden. Nur Asche ist übrig geblieben. Er war so ein prächtiges Mannsbild.«
»Ja«, seufzte auch ihre Freundin. »Ja, das ist eine Schande.«
Beide blickten in Richtung Kräutergarten. »Vielleicht war er gar nicht im Haus, Katryn.«
»Wo sollte er denn sonst gewesen sein? Wenn er nicht drin war, dann wäre er jetzt hier.«
»Das stimmt auch wieder. Richtig schade drum. Obwohl er sich nicht viel aus uns machte, was?« »Auch keinen Erfolg gehabt?«
»Miteinander geschwatzt haben wir. Aber zum Tändeln war er nicht aufgelegt. Na ja, wir haben jetzt ein Wochenende vor uns. Da wird sich schon was ergeben.«
»Meinst du, der Herr Sivert schaut solche wie uns an?«
»Mag sein. Elli sagte, er habe nicht nur Augen für die feinen Damen. Der hat auch ganz gern mal was Handfestes.« Plötzlich kicherte Katryn wieder auf. »Wir werden wohl auch einen der heiligen Herrn hier aus dem Kloster antreffen.«
»Ich weiß. Der Diakon Arnoldus liest in der Kirche vom Herrenhaus die Messe.«
»Nicht nur das. Es heißt, er kümmert sich nicht nur um die Seelen der Gläubigen, sondern auch um die Leiber. Vor allem die weiblichen.«
»Waaas?«
»Ja, ja, ein scheinheiliges Pack, die Pfaffen. Ist schon komisch, wenn du mich fragst. Denn andererseits ist der Sivert, der doch ein ziemlich lustiger Vogel ist, ziemlich fromm.«
»Wie kommst du darauf?«
»Das Ännchen ist letztes Mal ein wenig durch das Haus geschlichen. Wollt sich mal die schönen Zimmer ansehen. Da hat sie das Schlafgemach des Herrn gefunden. Riesiges Pfostenbett, ganz mit seidenen Laken und Pelzdecken und Samtpolstern... mhhhh!
Richtig ein Sündenpfuhl, hat sie gesagt. Trotzdem hat er in einer Ecke so einen Altar stehen. Mit einem Marienbild und Kerzen und allem. Und einer ganz kostbaren Reliquie. Einen Kristall mit einem Haar Mariens darin. Stell dir das mal vor!«
Mir zog ein wildes Kribbeln über den Rücken, und ich fühlte, wie meine Haare sich aufstellten. Das Feenhaar. Es war in Rommerskirchen. Nicht im Grab der Mutter.
Das war eine Neuigkeit.
Ob es wohl eine Möglichkeit gab...
Die Wäschermädchen plapperten und schwatzten weiter, aber mich trieb das Gehörte nun um. Noch war alles recht durcheinander in meinen Gedanken, aber irgendwo begann sich ein Fädchen zu rühren, und wie eine Spinne geduldig ihr feines Netzwerk spann, wirkte es ein Muster in meine
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