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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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noch mal, aber diesmal bebte der Bart wie in kaum gebändigter Heiterkeit.
    »Scheint ein kluger Fratz zu sein, unsere Mirza. Willst du den Mann seines Schutzes berauben?«
    »Genau. Denn er war es, der den Brand legen ließ und Meiko damit umbringen wollte.«
    Raguna ließ sich neben mir nieder, sodass wir fast auf gleicher Höhe miteinander reden konnten. Offensichtlich war sie von meiner Idee angetan.
    »Was willst du mit dem Kristall anfangen?« »Ihn zur Quelle bringen. Wenn du mich führst.« »Gewiss.«
    Ich atmete erleichtert auf.
    Trotzdem – es würde nicht leicht werden, und ich musste Raguna warnen.
    »Ich würde gerne bald aufbrechen, Gevatterin. Aber es könnte gefährlich werden.«
    »Sicher. Es wird Sturm geben.«
    »Nicht nur das. Es werden sich Gäste in Rommerskirchen versammeln. Sie wollen auf die Jagd gehen.«
    »Dann werden wir doppelt vorsichtig sein. Wir brechen in der Abenddämmerung auf!«
    »In der Morgendämmerung. Ich muss noch versuchen, Pater Melvinius zu beruhigen. Er macht sich Sorgen um mich, wenn ich längere Zeit fort bin.«
    »Du wirst mehrere Tage fort sein. Das kannst du doch einem Menschen nicht erklären.«
    »Mir wird schon etwas einfallen.«
    »Mrrrmpf. Immer diese Rücksichtnahme auf Menschen! Also gut, Morgendämmerung. Hier!«
    »Danke, Gevatterin.«
    Ich verabschiedete mich, und als ich einige Schritte gegangen war, hörte ich sie noch mal brummeln: »Mutiger Fratz, der!«
     
    Eigentlich wollte ich zurück zur Bibliothek, um zu versuchen, mich Melvinius verständlich zu machen, aber dann hörte ich, als ich am Kräutergarten vorbei schlich, ein leises Seufzen. Ein weibliches, wohlgemerkt. Es reizte meine Wissbegier.
    Zu meiner Überraschung fand ich Kristin, nett in Rock, Schürze und Häubchen, auf der Mauer an den Rosenbüschen sitzen. Sie starrte auf den verkohlten Fleck, der einst Meikos Hütte gewesen war, und wirkte genauso traurig wie die verblühten Rosen.
    Ich hüpfte hoch zu ihr und drängte mich an ihre Seite.
    »Oh, Mirza. Ist es nicht entsetzlich?«
    Nicht so entsetzlich, wie sie glaubte, aber schlimm genug.
    Wir dachten beide eine Weile an Meiko, während sie mich sanft streichelte. Das machte sie wirklich schön.
    »Jungfer Kristin, was bringt Euch hier an diese Stelle des Unglücks?« Pater Melvinius war auf seinem täglichen Spaziergang ebenfalls zum Kräutergarten gekommen und hatte Kristin die Hand väterlich auf die Schulter gelegt. »Ihr habt sicher gehört, was geschehen ist.«
    »Ja, Pater. Und es dauert mich unsäglich.«
    »Meiko war ein guter Mann. Ihr mochtet ihn?« Kristin nickte wortlos, und ihr tropften plötzlich Tränen aus den Augen.
    »Ihr mochtet ihn sehr, nicht wahr?«
    Sie schniefte und nickte noch einmal.
    »Er hat Eure Verkleidung durchschaut, wisst Ihr. Und er hat sich bemüht, Euch und Eurem Bruder zur Seite zu stehen.«
    »Hat er das? Er hat nie etwas verlauten lassen.« »Nein, er war ein sehr verschwiegener Mann.« Kristin schluchzte noch einmal auf.
    »Er hat Euer Herz berührt?«
    Noch ein Nicken. Dann flüsterte sie heiser: »Zu Anfang nicht so sehr, aber dann... Ich fand ihn rau, aber er als er mir von seinen Reisen erzählte, tat er mir plötzlich Leid. Er schien einsam zu sein.« Sie wischte sich mit dem Schürzenzipfel die Nässe von den Wangen und blickte zu Melvinius auf, der noch immer dicht neben ihr stand. »Pater, wer war er?«
    »Ein viel gereister Mann. Mehr weiß ich auch nicht, Kind.«
    »Und hier, an diesem friedlich Ort, wo er seine gefahrvollen Reisen beendete, traf er sein Schicksal. Wie entsetzlich.«
    Melvinius breitete die dunkle Kukulle, die er über seinem weißen Gewand trug, auf dem Mäuerchen aus und setzte sich neben Kristin. Ich sprang auf ihre Knie.
    »Ich habe ihn vor langen Jahren getroffen. Dort, wo ich herstamme, weit im Norden Frankreichs. Damals stand er am Beginn seiner Reisen. Er fuhr auf Fischfang bis nach Island. Das ist zwar eine ertragreiche, aber auch sehr gefährliche Arbeit und wurde nur von ganz verwegenen Männern gewagt.«
    »Also stimmt es, er war ein Fischer!«
    »Zu jener Zeit. Zwei Jahre blieb er dort. Was danach und davor war, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber Ihr, Kristin, seid ein vernünftiges Weib und keine Klatschbase. Darum will ich Euch anvertrauen, dass er einen Sohn hat.«
    Kristin zuckte zusammen und sah den Pater mit großen Augen an. Aber ich bekam Achtung vor ihrem Verstand und ihrem Blick.
    »Jehan, nicht wahr?«
    »Ja, Jehan.«
    »Und Ihr, Pater? Was ist

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