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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nervös zu zucken. Ich hatte eine Erleuchtung.
    Es war mir nicht vergönnt, sie zu genießen, denn im Gang vor der Küche polterte es, und eine barsche Stimme forderte: »Alte, wo bleibt das Essen?«
    Ich war aus der Küche, bevor der Diakon Arnoldus eintreten konnte.
    Aus sicherem Abstand hörte ich die Köchin keifen und den Arnoldus herumnörgeln, dann knallte die Tür, und die Frauen brummten unwillig vor sich hin.
    Ich schlich mich wieder näher.
    »Sie spielen oben Karten und saufen. Ist egal, was wir ihnen auftischen. Schneid ihnen ein paar Scheiben Schinken ab, und leg dem Diakon die Wurst dazu, die er gefordert hat.«
    Elspet klatschte ein Stück Butter in eine Schale und ratschte mit dem breiten Messer durch das Brot, als wolle sie dem Arnoldus eigenhändig den Kopf absäbeln. Er hatte sich auch hier keine Freunde gemacht. Die Frauen packten das Futter in Körbe und auf Platten, und Elspet machte sich daran, es zu den Männern zu bringen. Ich nutzte die Gelegenheit und huschte an ihren Röcken vorbei durch die Küchentür, die Treppe hinauf und in den Raum, wo sich die drei Männer befanden. Es war leichtsinnig, ich weiß, aberzum Glück waren die Zimmer in diesem Haus ganz anders eingerichtet als die kargen Räume von Melvinius. Hier hingen Wandbehänge bis zum Boden, faltenreiche Vorhänge an den Fenstern, und über den Tisch waren Decken geworfen. Es gelang mir, mich in der Nähe eines Fensters zu verstecken. Erfreulicherweise war es offen, und so hatte ich auch gleich einen Fluchtweg gefunden. Einladend nickten mir die Äste eines Kastanienbaumes zu. Als ich den Arnoldus sah, wäre ich am liebsten gleich nach draußen gesprungen.
    Überhaupt, alle drei Männer machten auf mich einen abstoßenden Eindruck. Der Sivert, den ich immer nur in prachtvoller Gewandung gesehen hatte, trug zwar eine gelb-rote Seidenhose, aber darüber nur ein weißes, fleckiges Hemd, sein Bart hing ihm über die Lippen, und die sonst so glänzend gebürsteten Locken wirkten verfilzt und fettig, wie bei einem alten Kater, der keine Lust mehr hatte, sich zu putzen. Der Diakon hatte seine Kutte wieder nicht an, sondern speckige Lederhosen und ein halb geöffnetes Wams. Sein Gesicht war mit dunklen Stoppeln bedeckt. Der dritte Mann war ein Fettwanst mit glänzend rotem Gesicht und gierigen, wasserhellen Augen. Das musste der Domgraf sein. Sie hatten Karaffen und Gläser auf dem Tisch stehen und hielten bunte Karten in den Händen, die sie weglegten, als Elspet ihnen die Speisen hinstellte.
    Der Domgraf langte sofort zu und stopfte sich grunzend Schinkenscheiben in den Mund. Ich hatte Schweine schon manierlicher fressen sehen.
    »Geht nichts über einen ordentlichen Lappen Fleisch!«, mampfte er und spülte das Zeug mit großenSchlucken aus seinem Becher hinunter. »Was jagen wir morgen?«
    »Wir gehen auf die Sauhatz!«
    »Ah!«, rülpste er. »Guuut.«
    »Sivert hat zwei neue Saupacker unter seinen Hunden, wird Zeit, dass er uns mal zeigt, wie gut die arbeiten.«
    »Verdammt gut, Arnoldus. Sie sind scharf und schnell. Aber gefährlich. Einen der Hundejungen haben sie halb zu Tode gebissen.«
    »Sollen besser Acht geben, die Lümmel. Muss meine auch immer zur Aufmerksamkeit prügeln.«
    Arnoldus schmierte sich fingerdick Butter auf sein Brot und grinste anzüglich.
    »Und nach der Jagd geht die Sauhatz hier weiter, was, Sivert?«
    »Hab’ euch zwei pralle Bachen besorgt. Passt darum auf, dass ihr euren Sauspieß nicht unterwegs verliert.«
    Dröhnendes Gelächter erfüllte den Raum, und ich hatte Mühe, die Bilder, die mir bei diesen Worten durch den Kopf schossen, auszublenden. Ob die Katryn und ihre Freundin, wenn sie wüssten, was die Männer von ihnen hielten, noch mit so freudiger Erwartung herkommen würden?
    »Und wem wirst du deinen Spieß in den Leib jagen, Sivert?«
    »Der hat doch seine Ermine, Arnoldus. Der bleibt jetzt keusch bis zur Hochzeit!«
    Wieder lachten sie schmierig auf.
    »Was ist mit der niedlichen Schwester des Malermeisters?«
    »Die ziert sich. Aber ich werde schon auf meine Kosten kommen. He, der Krug ist leer!«
    Er goss sich den letzten Tropfen in seinen Becher und stand schwankend auf. »Kommt, wir gehen in den Keller und zapfen uns einen vom Besten ab!«
    Arnoldus war sofort auf den Beinen, zwar auch nicht mehr ganz sicher, aber der Domgraf langte noch einmal zum Schinken und schmatzte lautstark.
    »Bringt einen Krug für mich mit, muss meine Kräfte schonen!«
    »Fresssack!«, meinte Sivert und stach

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