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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ihm mit dem Finger in den dicken Bauch. Aber die beiden zogen ab, und der Fette schloss die Augen, um sich einem kurzen Nickerchen hinzugeben.
    Das war meine Gelegenheit. Ich hatte genug gesehen und gehört, um mir ein ausreichendes Bild zu machen. Doch bevor ich der Verlockung der Kastanie nachgab, huschte ich noch einmal an den Tisch und schnappte mir die Wurst. Mit ihr im Maul trat ich die Flucht an.
     
    Diabolo wartete schon im Rosengarten auf mich. Sein ganzer Körper drückte Missbilligung aus.
    »Was bringst du denn da an?«, blaffte er ungehalten. »Eine Wurst. Ist ziemlich lecker, weißt du?« »Menschenfraß!«
    »Du willst nicht?«
    »Nein!«
    »Gut. Mir wird sie schmecken. Sie war nämlich für Arnoldus bestimmt.«
    »Ach ja?«
    Ein Grinsen ließ Diabolos Barthaare erzittern. Einschneller Hieb mit der Tatze, und ein Fetzen Wurst war schon in seinem Maul verschwunden.
    Ich musste mich beeilen, meinen gerechten Anteil zu ergattern. Dann putzten wir uns das Fett von Pfoten und Lippen, und ich berichtete, was ich gehört und gesehen hatte.
    »Saupacker nennen sie sie. Das passt. Ich habe den Hundezwinger gefunden. Verdammt, die können sogar mir Angst machen, die Biester. Unser alter Jako ist ein Schoßhündchen dagegen. Hetzhunde, Spürhunde und Totbeißer haben sie. Einige von ihnen können es wahrlich mit einem wilden Keiler aufnehmen. Komm bloß denen nicht in die Quere, Mirza.«
    »Habe ich nicht vor. Sie werden morgen allesamt in den Wald ziehen. Das ist für mich die Gelegenheit, das Haus zu erkunden.«
    Und ich gedachte dabei, dem geheimnisvollen Kapitel über den Herrn von Rommerskirchen noch einige interessante Absätze hinzuzufügen.
     
    Es kamen am frühen Morgen weitere Menschen zum Herrenhaus, Diabolo und ich hielten uns bedeckt. Dann aber waren sie mit lauten Rufen zur Sauhatz aufgebrochen, die kläffende Meute mit ihnen. Ich hoffte nur, Raguna würde hoch in einem Baum in Sicherheit sitzen.
    Diabolo war sichtlich damit einverstanden, mir das Durchsuchen des Hausinneren zu überlassen. Die Vorstellung, in einem von Menschen bewohnten Bau eingeschlossen zu sein, machte ihn schaudern. Er wollte Raguna im Birkenhain aufsuchen und dann wieder seinen Posten im Gutshof einnehmen.
    Es war ein grauer Tag, und die Luft war kühl und feucht geworden. Dennoch stand die Tür zur Küche offen, denn drinnen wurde gesotten und gebraten. Katryn und ihre Freundin waren bereits eingetroffen und schnippelten Gemüse, Ines walkte Teig, und Elspet steckte die Hühner auf einen langen Spieß. Dampf stieg aus den Kesseln auf, und Suppen blubberten über dem Feuer. Man beachtete mich nicht, ich musste aber aufpassen, dass mich nicht ein unbedachter Tritt mit den schweren Holzschuhen traf. Ich nutzte die erste Gelegenheit, der Küche zu entkommen, und huschte hinter Ines her, die in den Vorratskeller eilte. Ihr folgte ich jedoch nicht, sondern nahm den Weg in die herrschaftlichen Gemächer. Insbesondere der Schlafraum des Herrn Sivert zog mich an. Es gestaltete sich nicht ganz einfach. Es gab Gänge und Treppen, Durchbrüche und Erker, aber unseligerweise auch geschlossene Türen. Zwar half mir meine feine Nase, die Räume herauszufinden, die Sivert am häufigsten benutzte, aber es gelang mir nicht, sie zu betreten. Also lungerte ich einige Zeit in den Gängen herum, bis ein schlampiger Diener mit ein paar Kleidungsstücken über dem Arm endlich die passende Tür öffnete.
    Es war Siverts Schlafgemach. Es roch nach ihm, und die schmuddeligen Kleider vom Vorabend lagen zusammengeknüllt auf dem Boden. Sie rochen nicht gut, und ich war froh, dass der Diener sie aufnahm. Unbemerkt gelang es mir, unter das Bett zu schlüpfen und ihn von dort aus zu beobachten, wie er in dem Raum herumwirtschaftete. Ich kannte ja nur Yvain, Melvinius’ Leibdiener, und wenn ich diesen hier so betrachtete,kam mir der Gedanke, er könne seinen Herrn wohl nicht sonderlich schätzen. Er verrichtete seine Arbeit nachlässig, stopfte die frischen Gewänder lieblos in eine Truhe und stieß ein zerrissenes Hemd mit dem Fuß einfach unter das Bett, wo sich auch schon ein aufgeplatzter Handschuh, ein paar Tonscherben, ein abgenagter Hühnerknochen und ein dünner Strumpf mit Frauengeruch befanden. Darüber hinaus gab es jede Menge Wollmäuse. Mit Mühe unterdrückte ich ein Niesen.
    Endlich leerte der Mann die Schüssel mit dem Waschwasser und den Nachttopf mit Schwung aus dem Fenster und verließ den Raum. Die Tür zog er hinter sich zu.
    Ich war

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