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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Mehlsäcken spielten die Mäuse. Die beiden Klatschbasen bemerkten mich nicht. Mit einem Ohr hörte ich weiter zu, das andere drehte sich in Richtung Beute.
    »Kommt die Ermine morgen auch dazu?«
    »Aber nein, Ines. Das wird eine reine Männergesellschaft. Auf die Jagd wollen sie gehen. Ein feiner Trupp kommt da zusammen. Zwei Junker aus der Nachbarschaft, einer davon ein Saufaus ohnegleichen, der andere ein Vielfraß, ein Zöllner von Zons, bestechlich wie die Sünde, und ein Pfeffersack von Dormagen, der die Leute bescheißt. Der Domgraf ist schon hier, und auch der Diakon vom Kloster drüben in Knechtsteden.«
    »Was, Domherr und Diakon?«
    Elspet zuckte mit den Schultern.
    »Gerade sie kommen nicht nur wegen der Jagdfreuden. Gerade für die holt der Herr Sivert ja die Dirnen ins Haus.«
    Ines schien begeistert von dieser Neuigkeit und wollte Einzelheiten; ich zerlegte eine Maus in ihre Einzelteile. Die Galle mag ich nämlich nicht, die spuckte ich sorgfältig aus. Die Mäuse waren aber von guter Qualität. Ziemlich fett, sozusagen. Ich naschte noch eine und legte die dritte der Elspet leblos vor die Füße. Irgendwann musste ich mich doch auch mal ins Gespräch bringen. Sorgfältig reinigte ich mir Gesicht und Pfoten.
    »Ei, da hast du aber eine fleißige Katze, Elspet!«, lobte mich Ines, und ich blieb in vorsichtiger Entfernung vor den beiden sitzen.
    Elspet musterte den kleinen Kadaver und dann mich.
    »Die kenn ich zwar noch nicht, aber sie hat ihre Pflichten wohl verstanden. Früher gab es hier im Haus auch Katzen. Die Moen liebte sie. Es waren immer welche um sie, und besonders kümmerte sie sich um eine dreifarbige, wie diese hier. Die ist uralt geworden, und kurz bevor sie nach Dellenhofen zog, hatte sie noch einen letzten Wurf. Dann starb sie. Ich weiß gar nicht, was mit den Kätzchen geworden ist. Aber sie haben vermutlich nicht lange überlebt. Denn die Hunde von dem Herrn Sivert jagen alles, was sich bewegt. Und jetzt bringt er die Biester sogar mit in die Stuben, da ziehen die Katzen es wohl vor, in den Ställen zu bleiben. Und ich hab die Mäuse in den Mehlsäcken!«
    Es gab eine gefleckte Katze, so so. Mochte meine Erinnerung möglicherweise doch stimmen? Nun, dann sollte ich der Moen wohl noch dankbarer sein, weil sie mich vor den Hunden in Sicherheit gebracht hatte. Ich rieb meinen Kopf an dem Knie der Köchin und sah sie fragend an. Vielleicht erzählte sie noch mehr.
    Elspet war zwar eine umgängliche Person, stellte ich mit Genugtuung fest, aber meine Fragen beantwortete sie nicht. Dafür wuchtete sie sich von ihrem Sitz hoch und schenkte mir eine Schüssel Milch ein.
    Auch recht!
    Genussvolles Schlabbern.
    Kleines Räkeln.
    Aufforderung, auf den weichen, wohl gepolsterten Schoß zu springen, angenommen.
    Ohren gespitzt.
    Die Hühner waren fertig gerupft, und Elspets Hände blieben müßig. Ihr Mundwerk jedoch nicht. Sie war eine sprudelnde Quelle für mich.
    »Tja, also ich seh noch nicht so recht, wie es hier weitergehen soll. Aber ich werd wohl versuchen müssen, das Beste draus zu machen. So lange, wie es hält.«
    »Was will das wohl heißen?«
    »Na ja, ich hab ja nicht viel Ahnung davon, wie man ein Gut führt. Aber der Herr Sivert scheint’s auch nicht. Die Pächter und Hübner klagen, er presse zu viel aus ihnen heraus und lasse die Scheuer und Zäune verrotten. Ich sehe immer nur, dass der die Sachen aus dem Haus wegbringt. Vor allem die Bibliothek hat schon Lücken. Der alte Herr hat seine Bücher geliebt, aber er verkauft sie jetzt an den Abt vom Kloster.«
    »Bringt denn das was? Ich meine – Bücher?« »Scheint so. Für ein paar Fässer Wein reicht es allemal.«
    Ines richtete sich plötzlich auf und wischte sich über die Stirn.
    »Also Elspet – ich habe letzthin ein seltsames Gerücht gehört. Hör mal, da hat jemand, ich weiß nicht mehr genau wer, gesagt, der älteste Sohn solle wieder zurückgekommen sein.«
    »Was? Kann nicht sein, Base Ines. Kann nicht sein. Das wüsste ich doch. Und selbst wenn, was soll das nützen? Der Gutsherr hat ihn enterbt. Der Herr Sivert würde ihn hochkant von der Schwelle werfen. DieBrüder konnten sich schon damals nicht ausstehen. Nicht, dass ich Partei nehmen würde. Die standen sich einander in nichts nach. Der ältere hat auf seine Mutter herabgesehen und sie geschmäht, wann immer sie aufeinander trafen. Und mit dem Vater hat er beständig im Streit gelegen. Darum hat er ihn ja auch des Hauses verwiesen.«
    Mein Schwanz fing an,

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