Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl
trieb seine Herde Schafe Richtung Wald, und auf den Feldern arbeiteten Männer, die mit schweren Gäulen den Boden umpflügten.Auf den Weiden standen Kühe, Gänse schnatterten an einem aufgestauten Teich, der mit grünen Wasserlinsen bedeckt war, vereinzelte Häuschen und Katen standen inmitten von umzäunten Gemüsegärten. Als wir näher an das Herrenhaus kamen, fanden wir eine Pferdeweide vor, auf der sich ein paar prächtige Tiere tummelten. Auch das von Diakon Arnoldus, wie Diabolo bemerkte.
Raguna war immer unruhiger geworden, je mehr wir uns der Ansiedlung näherten. Erleichtert schnaufte sie auf, als sie ein kleines Birkengehölz fand, das sich hinter dem Gutshof erstreckte.
»Ich werde hier auf euch warten. Geht ihr zu den Menschen, euch kennen sie von Gestalt her. Aber seid vorsichtig. Es wird Hunde geben. Ich habe ihren Geruch schon wahrgenommen.«
Diabolo fügte hinzu: »Es wird auch Stallkatzen geben und vermutlich auch Schoßkätzchen.« Er feixte mich an. »Vor denen musst du dich besonders in Acht nehmen, Mirza!«
»Ach ja? Den letzten Zusammenstoß hattest du mit so einem sanften Schmusepelzchen, wenn ich mich recht erinnere. Es hat dich einige Büschel Fell gekostet!«
Wir betrachteten gemeinsam die Ansiedlung. Es gab eine Reihe Gebäude, die sich um einen Hof gruppierten, Ställe, Scheunen, Wirtschafts- und Wohnhäuser und eine kleine Kirche. Das war das eigentliche Gut Rommerskirchen. Als wir es vorsichtig umgangen hatten, fragte Diabolo: »Und, du schlaue Menschenkennerin, wo finden wir nun den Sivert mit seinem Feenstein?«
»Hier nicht. Zumindest glaube ich es nicht. Hier gibt es nur Menschen, die arbeiten, und Tiere. Er aber roch nicht nach Schweiß und Dung. Ich glaube, wir sollten es dort drüben versuchen.«
Eine Wolke zarten Rosenduftes hatte mich nämlich angeweht. Nicht dass Sivert von Blütenduft umgeben war, aber anders als die Knechte und Stallburschen roch er denn doch.
Wir fanden einen Garten, an dessen einer Seite sich ein weiteres, sehr großes, imposantes Haus anschloss. Es war fast so gewaltig wie das Kloster. Der Garten hingegen erschien mir wild und vernachlässigt, so als ob schon lange niemand darin mehr gewerkelt hatte. Meiko hielt sein Revier besser in Ordnung. Dennoch, uns konnte es nur von Nutzen sein, dass die Wege überwuchert und die Rosen auf den Beeten ungestutzt alles überrankten. Unter stacheligen Trieben, Blattwerk und letzten duftenden Blüten bewegten wir uns unbemerkt voran.
Einmal aber musste ich anhalten. Für einen winzigen Moment glaubte ich, das Ziel meines wundersamen Sehnens erreicht zu haben, doch dann erkannte ich schnell und mit Bedauern, dass ich wieder einmal genarrt worden war. In einer Grotte über einem kleinen, ausgetrockneten Brunnen wachte eine schlanke Frauengestalt, die einen Kelch in Händen hielt. Leider, leider wurde mir nur allzu schnell bewusst, dass auch sie wieder nur ein Abbild aus Stein war. Feuchte braune Blätter klebten auf ihren Locken, Moos und Flechten überzogen ihre Beine, und in dem Kelch hatte ein Vogel seinen Nistplatz eingerichtet. Dennoch, mir kam plötzlich der Garten seltsam bekanntvor. Und aus den Nebeln meiner Erinnerung stiegen Bilder von einer weißen, rot und schwarz gefleckten Katze auf, die mich hier in dieser Grotte sanft geputzt und liebevoll beschnurrt hatte. Mutter? Sollte ich etwa den Ort meiner Geburt wiedergefunden haben? Hatte die Moen mich einst von Rommerskirchen mitgenommen?
Doch selbst wenn es so war, es lag alles so lange zurück und verschwamm wieder in den Nebeln. Es war vermutlich auch nicht besonders wichtig.
Mit einem Seufzen wandte ich mich ab und folgte eilig Diabolo, der die Grotte nicht einmal bemerkt hatte.
Der Garten ging in einen kiesbestreuten Platz über, und wir hielten inne, um zu beratschlagen.
»Du meinst, hier lebt er?«
»Ja, Diabolo, hier.«
»Mh. Du kennst dich mit menschlichen Behausungen aus. Ich nicht. Wie kommt man da ungesehen rein?«
»Durch die Öffnungen – Türen, Fenster, Klappen. Es ist nicht ganz ungefährlich, weil man manche nicht aufbekommt, wenn sie einmal zufallen.«
Diabolo sah aus, als sei ihm diese Vorstellung überaus unangenehm. Darum dachte ich mir, mein Vorschlag müsse ihm eingängig sein.
»Teilen wir uns die Arbeit. Ich durchsuche das Haus, und du beobachtest, was sich hier draußen tut. Wir treffen uns in der Dunkelheit wieder hier unter den Büschen.«
»Mh. «
»Ich weiß schon, was ich tue! «
289»Mh.
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