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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Schlafenden gekommen war, um sich genau dieses Steins zu bemächtigen. Ich folgte ihm und versuchte, ihn zurückzuholen, doch er trat mich, sodass ich gegen die Wand prallte und mir das Genick brach.
    Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einer anderen Welt. Dort, auf goldenen Wiesen, unter blühenden Bäumen und an sprudelnden Bächlein fand ich jene schöne, sanftäugige Frau, die weinend an einer Quelle saß. Ich spürte ihr Leid und näherte mich ihr, weil es mich dazu drängte, ihr Trost zu spenden. Sie bemerkte mich und lächelte mir unter Tränen zu, als ich ihr schnurrend um die Beine strich. Als ich vor ihr saß und sie fragend ansah, nahm sie mich hoch auf ihre Arme und berichtete mir von dem schrecklichen Schicksal, das ihrem Geliebten widerfahren war. Und als sie mir von dem guten und dem bösen Bruder berichteteund ihrem Haar, das in die falschen Hände geraten war, bedrückte mich die Schuld, die ich an ihrem Leid hatte. Ich brachte es aber nie über mich, ihr von meiner unbedachten Handlung zu berichten, doch meine Gegenwart schien ihre Pein leichter zu machen, und von jenem Tag an verbrachten wir unsere Zeit gemeinsam. Sie liebte es, Kräuter und Blumen zu sammeln und sie in das Wasser der Quelle zu legen, wo sie ihre heilenden Kräfte entfalteten. Doch diese Quelle sprudelte jetzt nur noch im Feenreich und schenkte dort Linderung und Vergessen jenen, die dort hinfanden und davon tranken. Auf der anderen Seite der Welt, so erklärte sie, sei das Wasser bitter von ihren Tränen. Und sie wolle dorthin erst wieder zurückkehren, wenn das Unrecht wieder gutgemacht worden sei, das ihr und ihrem Liebsten angetan wurde.
    Ich rührte nie einen Tropfen von dem Wasser an, das Heilung und Vergessen schenkte, denn ich wollte mein Wissen behalten. Lange blieb ich bei ihr, denn uns verband allmählich eine innige Freundschaft. Aber ich sah ein, dass ich ihr in jener anderen Welt nicht helfen konnte, und so beschloss ich, zurückzukehren in das irdische Leben, um dort vielleicht die Spur des Kristalls wieder aufzunehmen. Sie bemerkte, dass ich Abschied nehmen wollte, und eines Tages nahm sie mich in den Arm. Sie flüsterte mir viele zärtliche Worte in die Ohren und gab mich schließlich frei.
    »Ich fühle, du willst mich verlassen, kleine Freundin. Nun, dann geh, Mirza, geh in die Welt der Sterblichen. Dort wirst du stark und gesund geboren werdenund dich von der Last erholen, die du hier auf dich genommen hast. Wer weiß, vielleicht triffst du sogar meinen Prinzen, der in der irdischen Sphäre gefangen gehalten wird. Zwar ist es üblich, dass alle sterblichen Wesen, Mensch oder Tier, wenn sie geboren werden, die Zeit vergessen, die sie in unserem schönen Land verbracht haben. Doch du hast viel auf dich genommen, um mir Trost zu spenden, du bist mir eine solche Freude gewesen, dass ich dir die Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit schenke. Es wird dich allerdings immer eine leise Sehnsucht nach mir begleiten. Aber zum Zeichen, dass du ein Heim bei mir im Feenreich hast, wirst du auch in jener Welt rote Ohren tragen.«
    So nahm ich Abschied von meiner Freundin und trat in mein neues Leben. Ich fand wahrhaftig Heilung von der Bürde der Traurigkeit und war nicht unzufrieden. Doch nie, nie hätte ich erwartet, hier ihre Spuren wiederzufinden.
    War es Zufall?
    Gab es eine wundersame Wendung des Geschicks, dass es mir womöglich vergönnt war, die Wunden zu heilen, die meiner Herrin durch Verrat und Heimtücke und mein unbedachtes Handeln geschlagen worden waren?
    Der glitzernde Kristall lag vor mir. Ich musste ihn nur zur Quelle bringen. Denn dass er sich noch immer in den falschen Händen befand, war offensichtlich.
     
    Ich lag lange dort vor dem kleinen Eckaltar, in mein Sinnen versunken, und die Zeit verstrich unbemerkt. Meiner Umgebung wurde ich erst wieder gewahr, als ich auf dem Gang vor dem Zimmer Schritte und Stimmenhörte. Das schrille Kichern einer Frau schreckte mich derart auf, dass ich schnellstmöglich Zuflucht unter dem Bett suchte.
    Man öffnete die Tür, und hinein kamen Sivert und Katryn. Beide hatten gerötete Gesichter und waren dabei, sich gegenseitig die Kleider vom Leib zu reißen. Es krachte und knarrte, als sie auf das Bett fielen, und dann gab es weiteres Gekicher, Stöhnen und Geschrei, sowie bald darauf ein brünstiges Röcheln von Sivert.
    Danach war Ruhe.
    Das stimmte mich bedenklich, und vorsichtig krabbelte ich an den Rand des Bettes, um nach oben zu schielen. Die beiden

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