Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl
hatte der Wind den Nebel vertrieben, aber es wurde früh dunkel, denn den Himmel bedeckten eilig dahinziehende, düstere Wolken. Einmal packte die Luchsin eine ungemein heftige Böe, und sie strauchelte. Ich hingegen hatte alle Mühe, mein Beutelchen im Griff zu behalten. Als uns ein hässlicher, kalter Regenschauer erwischte, war ich froh, dass Diabolo mir einen Schubs gab und mich in eine Erdhöhle unter den Wurzeln eines Baumes beförderte. Raguna drängte sich hinzu, und gemeinsam lauschten wir dem Heulen und Prasseln draußen.
Die Höhle schien einst einem Dachs gehört zu haben, schwach lag noch der Geruch von ihm über der Streu am Boden und drang aus den Gängen, die weiter hinten im Dunkeln tiefer in das Erdreich führten. Der einstige Bewohner jedoch schien ausgezogen zu sein. Wir arrangierten uns nach und nach und fanden genügend Platz, um gemütlich die stürmische Nacht zu verbringen. Doch kaum hatte ich die Augen geschlossen, plumpste ein nasses Fellbündel auf mich.
»Igitt!«, stieß ich hervor und versuchte es loszuwerden.
»Oh, ungebetene Gäste in meiner Unterkunft!«, fauchte es, und ein stämmiger Waldkater stieß mich und Diabolo zur Seite, um Raum für sich zu schaffen. Diabolo funkelte ihn erzürnt an, aber Raguna brummelte: »Nur bis der Sturm vorbei ist, Silvester.«
»Schon gut, schon gut, Rrrraguna!«, brummte auch der Kater und begann, sich die Nässe aus den langen Haaren seines graubraunen Pelzes zu lecken. Um ihn ja nicht unhöflich anzustarren, musterte ich ihn unter halb geschlossenen Lidern vorsichtig. Ein Prachtkater, größer als Diabolo, muskulöser und ungeheuer männlich. Schade, dass ich gerade nicht in Stimmung war.
»Mhrrrr! «, schnurrte er, als er meiner gewahr wurde. »Eine gefleckte Kätzin. Niedlich!«
»Das ist Mirza, der andere ist Diabolo. Ich habe sie zu den Menschen auf dem Gut geführt, sie hatten dort etwas zu erledigen«, erklärte Raguna.
Der Ton in Silvesters Kehle wurde drohender. »Eure Frrreunde?«
»Nein, unsere Feinde!«, beeilte ich mich zu erklären.
»Gut. Sie haben gestern die Hunde in den Wald getrieben. Wegen der Wildschweine ist es mir egal. Aber sie haben einen Vetter von mir erwischt.«
»Das tut mir Leid.«
»Die Deinen sind entkommen, Rrrraguna.« »Ich konnte sie warnen.«
Er hatte sein Fell trocken gebürstet und legte sich zwischen Diabolo und mich. Ich spürte feindseligeSchwingungen von dem Schwarzen ausgehen, konnte aber nichts weiter unternehmen, denn ich wurde von dem Waldkater an die Wand der Höhle gedrängt. Er beschnüffelte mich ausgiebig. Ehrlich gesagt, es gefiel mir.
Über uns knarrte die Eiche, und geräuschvoll peitschten die Äste im Sturm. Irgendwo im Wald fiel donnernd ein Baum zu Boden. Der Regen war in Graupel oder Hagel übergegangen und trommelte auf das alte Laub auf dem Boden. In der Höhle war es jetzt zwar eng, aber es war warm und trocken, und so dösten wir dann trotz des Unwetters wieder ein.
Es schien nicht recht hell werden zu wollen am nächsten Morgen. Immerhin, die Niederschläge hatten aufgehört, wenngleich der Sturm in kaum verminderter Stärke tobte. Silvester verschwand grußlos, und ich empfand ein leises Bedauern. Doch mein Appetit war größer. Viel Beute fanden wir nicht in dem nassen Boden. Hätte Raguna uns nicht eine Wachtel mitgebracht, wäre unser Imbiss sehr mager ausgefallen.
»Wollen wir weiterziehen?«, fragte ich, nachdem ich gründlich Morgentoilette gemacht hatte.
Diabolo und Raguna hielten ihre Nasen in den Wind, und ich schloss mich ihrem Urteil an.
»Ein Stück. Der Regen wird wieder einsetzen.«
Es war noch anstrengender als am Tag zuvor. Der matschige Boden, das unablässige Tröpfeln von den Blättern, die wechselnden Böen machten uns misslaunig. Als mir dreimal hintereinander der Beutel aus den Zähnen gerutscht war, nahm Diabolo ihn mir wortlos ab. Ich wollte es nicht zulassen, aber ein Pfotenhiebauf die Nase galt mir als Argument genug. An einem reißenden Wildbach wurden wir wiederum aufgehalten. Raguna schüttelte ungehalten den Kopf.
»Der Regen hat ihn anschwellen lassen. Ich schaffe es mit einem Sprung, aber es wird schwierig für euch, da durchzukommen.«
Wir brauchten lange, bis wir eine Möglichkeit fanden, ihn zu überqueren. Ein umgestürzter Baum, der sich über den Bachlauf gelegt hatte, gab uns endlich die Gelegenheit. Dann setzte der heftige Regen wieder ein, und diesmal gab es keine trockene Höhle. So gut es ging, rückten wir im dichten
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