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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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um das Mieder darüber festzuschnüren, sodass ich mich hinter den Rockfalten verstecken konnte. Das Beutelchen war schnell ergriffen, und als die beiden zur Tür hinausgingen, schaffte ich es gerade noch, hindurchzuschlüpfen, ohne mir den Schwanz einzuklemmen. Zum Glück war es recht dunkel im Gang, und ich konnte unbemerkt in einer Nische warten, bis sie verschwunden waren. Vorsichtig witternd, immer nach Verstecken Ausschau haltend, schlich ich den Gang entlang bis zur Stiege. Unten waren viele Stimmen zu hören, rau, und manche auch schon trunken. Elspet kreuzte meinen Weg mit Platten voll duftendem Braten, und mir wäre beinahe der Samtbeutel aus dem Maul gefallen, so sehr überschwemmtemich der gierige Speichel. Ich konnte mit Not ihren Holzpantinen ausweichen und huschte in die Küche. Hier duftete es aus den Kesseln, brutzelte es an Spießen und in Pfannen, blubberte es in Töpfen und tropfte es von Schneidbrettern.
    Ach, ich wäre so gerne geblieben! Doch der Moment war günstig, Katryn öffnete die Tür zum Garten, und ich nichts wie raus!
    Es war Abend geworden, feuchter Nebel hatte sich über das Land gesenkt und ein kühler Wind ließ das Grau zwischen den Sträuchern wabern. Diabolo hatte sich zu einer Kugel zusammengerollt, um sich so warm wie möglich zu halten. Doch er hob seinen Kopf, als ich mich näherte.
    »Wurde auch Zeit!«, murrte er.
    »Ging nicht früher. Aber ich hab ihn!«
    »Den Stein? Mh.«
    Vermutlich durfte ich das als ein »Gut gemacht« deuten, denn er stand auf und wies mit der Nase zum Birkengehölz.
    »Gehen wir zu Raguna. Es gibt Verschiedenes zu berichten.«
    »Könnte ich mir nicht vorher noch eine Maus schnappen? Ich habe seit heute Morgen keinen Bissen zu mir genommen.«
    »Was, mitten im Menschenbau und keine Wurst erjagt?«
    »War in Siverts Zimmer eingesperrt. Da gab es nur Wollmäuse und Spinnen.«
    »Wie grässlich!«
    Er ließ mich einfach stehen, und ich legte sorgsam den Beutel ab. Doch bevor ich die Umgebung nach einemviel versprechenden Mauseloch absuchen konnte, kam er schon mit einem prächtigen Exemplar angetrabt.
    »Hab vorhin ein Nest gefunden. Sind gut genährt hier, die Pelzchen!«
    Ohne weitere Kommentare verschlang ich die Beute.
    Ich war hungrig.
    Er brachte mir noch eine zweite.
    Ging auch runter wie Butter.
    Dann fühlte ich mich kräftig genug, die Luchsin in ihrem Versteck aufzusuchen.
    Raguna war selbst für meine geübten Augen kaum zu finden. Ihr Fell machte sie in dem gelbbraunen Herbstlaub der Birkenäste wahrhaft unsichtbar. Sie kam gemächlich nach unten geklettert und setzte sich zu uns. Ich legte den Feenstein zwischen uns.
    »So hast du also erreicht, was du dir vorgenommen hast, Mirza mit den roten Ohren!«
    »Ja, Gevatterin. Bisher ist alles gut gegangen.«
    »Bei dir, und das ist ein Segen. Denn wir haben Dinge erfahren...«
    »Was ist geschehen?«
    Raguna ruckelte sich mit dem Hinterteil im Laub zurecht und begann etwas umschweifig zu berichten.
    »Sie zogen in der Früh aus mit diesen entsetzlichen Hunden, und mich trieb es ebenfalls zum Gutshof. Dort traf ich Diabolo. Wir suchten uns ein Versteck, um das Geschehen zu verfolgen. Der Sivert und sein sauberer Freund Arnoldus kamen früher als die anderen zurück, offensichtlich, um sich vor ihnen mit den Weibsleut zu vergnügen. Sie unterhielten sich überden gelungenen Anschlag im Kloster und schienen Häme darüber zu empfinden, dass der Gärtnerbursche in den Flammen umgekommen ist. Ich hasse Feuer!« Raguna schüttelte sich, und ich stellte fest, dieser Hass bezog durchaus auch jene ein, die für das Feuer verantwortlich waren. »Sie beschlossen dann, es sei nun an der Zeit, auch den Jungen verschwinden zu lassen.«
    »Den Jungen? Du meinst Jehan?«
    »Rrrrrichtig!«, grollte Raguna. »Den Jungen. Ich werde das nicht zulassen! Ich liebe die Menschen nicht, das wisst ihr. Aber dieser Menschenwelpe ist in Ordnung. Er hat mir vor einiger Zeit das Leben gerettet.«
    Ich war verblüfft und fragte: »Wie das?«
    »Sivert war auf der Jagd. Mit einem seiner Hunde und diesem Gerät, das über weite Entfernungen töten kann. Ich hielt meinen Mittagsschlaf, war unaufmerksam.« Die Luchsin knurrte, als könne sie sich das selbst nicht verzeihen. »Der Hund stöberte mich auf und hetzte mich zu einer Lichtung. Ich konnte dem Bolzen nur knapp ausweichen, den der Mann auf mich abschoss. Der Kläffer kam näher, ein Tier, größer als ich. Der Kampf wäre grausam geworden. Er schnitt mir den Weg ab,

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