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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Euch noch etwas hinlegen?«
    »Nein.« Sie winkte ab und deutete auf den Grauhaarigen, der mit einem Unbekannten in Uniform sprach. »Wer ist das?«
    Bevor Gerwin sie aufklären konnte, wandte der Grauhaarige sich um und starrte sie an. Es dauerte nur Sekunden, bis er sich gesammelt hatte und sie mit einem aufgesetzten Lächeln begrüßte. Mit ausgebreiteten Armen kam er auf sie zu.
    Jeanne erstarrte und klammerte sich an Gerwins Ärmel. »Onkel Julian«, flüsterte sie mit brüchiger Stimme.
    Julian de Bergier wollte sie umarmen, doch Jeanne wich ihm aus. »Wollt Ihr Euren Onkel nicht begrüßen? Wo sind Eure Manieren,
Jeanne?« Seine abgetragene Kleidung entsprach nicht dem eleganten Onkel, den sie in Erinnerung hatte.
    »Wie könnt Ihr es wagen, hier zu erscheinen und alle in Gefahr zu bringen?«, entrüstete sich Jeanne.
    Gerwin sah erstaunt von einem zum anderen und schließlich hilfesuchend zu Lady Dousabella, die mit Seraphin zu ihnen trat.
    »Jeanne, meine Liebe, was ist denn? Kennt Ihr Bernard von früher?«, fragte die Lady.
    »Bernard? Das ist mein Onkel Julian de Bergier. Er war an dem Attentat auf François de Guise vor sieben Jahren beteiligt. Es ist seine Schuld, dass meine Mutter sterben musste!«, brach es aus Jeanne heraus.
    Das Lächeln auf Lady Dousabellas Gesicht gefror. »Ist das wahr?«
    Julian hob die Schultern. »Niemand hat mich erkannt! Wie sollte ich ahnen, dass ausgerechnet meine Nichte hier aufkreuzt?«
    »Dann stimmt es also, und Ihr habt uns belogen!« Lady Dousabella winkte einem kräftigen Diener. »Martin, bring den Monsieur hinaus!«
    »So haltet doch ein und hört mich an!«, bat Julian de Bergier. Martin stand hinter ihm, bereit, sofort Hand anzulegen. »Diese unwichtige Kleinigkeit ist das Einzige, was ich Euch verschwiegen habe. Der Admiral hatte Bedenken, dass Ihr mich andernfalls nicht empfangen würdet«, verteidigte sich Bergier.
    »Und damit hat er recht. Als Vertraute der englischen Königin stehe ich ohnehin auf Katharinas Liste und weiß oft nicht, wer Freund und wer Feind ist und welches meiner Worte weitergetragen wird ans Ohr der königlichen Mutter. Da brauche ich nicht noch einen, der sich als Weinhändler ausgibt und sich als Todfeind der Guisen erweist und mich in schlimmsten Verdacht bringt! Ich verstehe mich gut mit Anna d’Este und sogar mit ihrer intriganten Tochter, doch wenn sie herausfinden, wer Ihr seid, bin ich geliefert!« So wütend hatte Jeanne ihre Freundin noch nie erlebt. Betreten sah sie zu Boden, schließlich war Julian ihr Onkel.

    Bergier war kein Mann, der sich schnell geschlagen gab. Im Gegensatz zu ihrem Vater wirkte er kämpferisch, und Jeanne wusste, dass er mit Degen und Schusswaffen umzugehen verstand.
    »Wer sollte es herausfinden, wenn alle, die hier im Raum sind, schweigen? Kämpfen wir nicht für dieselbe Sache?« Herausfordernd sah er sich um.
    Außer Lady Dousabella, Seraphin, Gerwin und Jeanne waren Jean Morel und ein Engländer mit langem Gesicht und wachen Augen anwesend. »Walsingham, was meint Ihr?«, wandte sich die Lady an ihren Landsmann, der in unprätentiöses Schwarz und ein Wams mit weißem Kragen gekleidet war.
    Der Angesprochene trat aus dem Hintergrund, in dem er sich bescheiden gehalten hatte, und sagte bedächtig: »Von uns erfährt sicher niemand, wer er ist, doch wenn die Königlichen oder die Guisen ihn enttarnen und uns mit ihm in Verbindung bringen, wäre das von großem Nachteil.«
    »Milde ausgedrückt«, fügte Morel hinzu.
    »Was ist nur in Admiral Coligny gefahren, jemanden wie Euch nach Paris zu schicken?«, beschwerte sich Lady Dousabella und schlug sich mit ihrem Fächer in die Handfläche.
    Bergier neigte bittend den Kopf. »Wenn Ihr erlaubt: Die Vorzeichen haben sich geändert. In den Niederlanden haben die protestantischen Rebellen ihre Taktik geändert. In offenen Schlachten sind sie den Spaniern unterlegen und haben sich auf plötzliche Überfälle aus dem Hinterhalt verlegt. Diese Art des Untergrundkrieges verunsichert Herzog Alba und seine Schergen und bringt ihnen empfindliche Verluste bei. Die Spanier brauchen alle Soldaten, und Katharina wartet vergeblich auf die von Philipp versprochenen Truppen.«
    »Ich dachte, diese wären schon auf dem Weg nach Paris?«, meinte Lady Dousabella.
    »Unsinn!« Bergier machte eine wegwerfende Handbewegung. »Die Königlichen lassen immer wieder solche Gerüchte streuen,
um den Ihren Mut zu machen. Coligny akquiriert im Süden neue Truppen, und dann erobern

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