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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Höfen im Süden gespielt, oft in Montpellier, es ist nicht auszuschließen, dass die Herzogin bei einem ihrer Auftritte unter den Zuhörern gewesen ist.«
    Nachdenklich nagte Jeanne an ihrer Unterlippe. »Es wäre aber sehr unwahrscheinlich, dass sie sich an den Namen einer Lautenspielerin erinnert. Außerdem wart ihr da ja schon verheiratet!«

    »Mach dir keine unnötigen Sorgen. Was ich über die Herzogin gehört habe, spricht für ihre Intelligenz und Toleranz. Sie steht ihrer Mutter, der protestantischen Renée de France, sehr nahe, und ich gehe davon aus, dass sie ihren Katholizismus nur nach außen hin derart betont. Leg dich schlafen, Jeanne, es ist spät geworden.« Er tätschelte ihr die Hand, und sie spürte die Narben seiner Handinnenflächen.
    »Du solltest ebenfalls Schluss machen, Vater.« Er war sehr blass, und die dunklen Ränder unter den Augen wollten seit Wochen nicht mehr verschwinden.
    Endres hob das Schnitzmesser auf. »Lass mich noch ein wenig hier herumwerkeln. Manchmal vergisst der Schlaf, bei mir Einkehr zu halten.«
    Sie drückte ihm einen Kuss auf die grauen Haare und zog beim Hinausgehen leise die Tür hinter sich zu. Auf dem Weg zu ihrem Schlafgemach musste sie am Kinderzimmer vorbeigehen, hielt jedoch nicht inne, um nach ihrem Sohn zu sehen, und schämte sich.
     
    Drei Tage später erreichte sie eine versiegelte Nachricht von Lady Dousabella, die zurück in Paris war. Jeanne hatte ihren Diener Pierre bestochen, der ihre Briefe abfing und sie ihr direkt überbrachte. Denn zuvor war es öfter vorgekommen, dass Cosmè ihre Briefe öffnete, bevor er sie ihr weiterreichte.
    Neugierig las sie die wenigen Zeilen der Lady:
    Kommt heute Abend in das blaue Haus in der Rue Saint-André des Arts, das am nächsten zur Porte de Buci liegt .
    Bisher hatte sie Lady Dousabella immer bei Morel getroffen, anscheinend hatte sie nun endlich ein eigenes Domizil in Paris. Wenn sie nur die unerträgliche Guillemette loswerden könnte! Doch der Zufall meinte es gut mit Jeanne. Cosmè war zu einer Versammlung des consistoire im Haus des Ältesten abberufen, und Guillemette lag mit einer Darmverstimmung danieder.
    Um den Anstand zu wahren, ließ sie sich von Pierre begleiten,
der froh war, dem strengen Regiment des Majordomus für einige Stunden zu entkommen.
    Vor der angegebenen Adresse, einem stattlichen, blau getünchten Haus mit einem säulenbestückten Portal, half Pierre Jeanne beim Aussteigen, damit sie nicht in den stinkenden Straßenkot treten musste. Bevor sie durch die Tür ins Haus ging, hörte sie hinter sich jemanden rufen: »Hugenottengesindel! Schert euch zur Hölle!«
    Sie wollte sich umdrehen, doch Pierre drängte sie weiter. »Hört nicht hin. Die Pariser sind immer gegen irgendjemanden.«
    In der schmalen Eingangshalle wurde ihr von einem Diener der Umhang abgenommen, und man geleitete sie ohne Fragen eine breite Treppe hinauf in den ersten Stock, in dem es nach frischen Kräutern duftete. Lady Dousabella liebte getrocknete Blüten und Kräuter und trug immer ein Säckchen davon in ihrem Beutel.
    Pierre wurde unten in der Küche verköstigt. Für diesen eher intimen Abend hatte Jeanne ein schlichteres Kleid ausgewählt und fragte sich nun angesichts der eleganten Räumlichkeiten, ob sie angemessen gekleidet war.
    »Bitte, Madame, Ihr werdet erwartet.« Der Diener öffnete ihr eine Tür und verneigte sich, während sie an ihm vorüberschritt.
    Es verschlug ihr die Sprache, und sie rang nach Luft. Ihre Hände hätten ins Leere gegriffen, wäre ihr nicht jemand zu Hilfe geeilt. Im nächsten Moment schwanden ihr die Sinne.

24
    Ein schwacher Lufthauch berührte ihre Wangen. Mit einem tiefen Seufzer öffnete sie die Augen und versuchte zu begreifen, was geschehen war und wo sie sich befand. Der Duft von Orangenblüten und Lavendel weckte Erinnerungen, und plötzlich war sie hellwach und fuhr aus den Kissen auf.

    »Bleibt ruhig noch einen Moment liegen, Jeanne.« Lady Dousabella saß neben ihr auf der Bettkante und klappte einen bestickten Fächer zusammen. »Ich wollte Euch nicht erschrecken mit meiner kleinen Überraschung, doch eine Ankündigung schien mir zu gefährlich.«
    »Cosmè versucht, meine Briefe abzufangen und zu lesen, bevor ich sie erhalte. Doch ich habe Vorkehrungen getroffen!« Jeanne richtete sich auf. Man hatte ihr Mieder geöffnet, damit sie besser atmen konnte, und sie lag in einem duftend weichen Baldachinbett.
    »Mein Schlafgemach lag am nächsten. Ich hoffe, Ihr hattet

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