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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Abend haben wir eine kleine Einlage geplant. Ihr werdet sehen. Genial!« Seraphin sprühte vor Begeisterung, und Jeanne versuchte, sich anstecken zu lassen. Es gab nicht viele Gelegenheiten dafür in ihrem Leben.
    Sie durchquerten eine Halle, an deren Ende eine verwirrende Säulenformation stand. Dahinter verborgen war eine schmale Tür, die Seraphin mit einem Schlüssel öffnete. »Der königliche Pavillon nimmt den ehemaligen Südwestflügel ein. Das hat Lescot sehr geschickt angelegt. Die Räume Seiner Majestät liegen direkt über dem Salle de Conseil und dem Tribunal. Im Dachgeschoss sind die Appartements für die Damen.«

    Eine steile Treppe führte in den ersten Stock.
    »Seid Ihr denn mit dem König bekannt?«, fragte Jeanne und bestaunte dreiarmige goldene Girandolen, in denen teure Bienenwachskerzen leuchteten.
    Seraphin lachte leise. »Der König? Gott vergib mir, aber Karl ist ein degenerierter Trottel, nein, kein Trottel, dafür ist er zu grausam. Sein Bruder, der Herzog von Anjou, ist es, den ich das Vergnügen habe näher zu kennen. Er soll Euch sehen, bevor Ihr der Meute vorgeführt werdet.« Der schöne Tänzer drehte sich zu ihr um. »Egal, was man über Anjou sagt, er ist ein guter Mensch. Karl dagegen ist eine Marionette seiner Mutter, doch selbst Katharina hat manchmal Angst vor dem unberechenbaren Monster.« Er stand eine Stufe über ihr, beugte sich plötzlich vor und legte seine Lippen an ihr Ohr. »Aber ich sage Euch, jeder hier sollte vor allem Angst vor Katharina haben. Sie ist eine Medici, durch und durch. Überall sind ihre Spione. Sie hat Löcher in die Wände bohren lassen, damit sie nach Lust und Laune die Menschen hier im Palast bespitzeln kann.«
    Ein eiskalter Schauer rieselte Jeannes Wirbelsäule entlang. »Ich will nicht!«, entfuhr es ihr, und sie verharrte wie versteinert auf den Stufen.
    »Doch. Natürlich wollt Ihr. Ich sehe es Euch doch an. Ihr werdet die Königinmutter und ihre Schlangenbrut sehen. Ihr werdet für sie spielen und Bewunderung erringen. Und welcher Künstler wollte das nicht?« Ein schwer zu deutender Ausdruck lag in Seraphins Augen, gefährlich, verführerisch und mitleidig.
    Schwer atmend folgte Jeanne ihm die letzten Stufen hinauf. Worauf hatte sie sich da eingelassen? Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Auf ein rhythmisches Klopfzeichen hin wurde eine Tür am Ende der Treppe geöffnet, und ein Diener ließ sie in einen Raum treten, der mit verschwenderischem Luxus ausgestattet war. Dicke Wandteppiche flandrischer Webkunst hingen an den Wänden.
An der Stirnseite des langgestreckten Zimmers stand ein Baldachinbett, auf dem drei kleine weiße Hunde schliefen, gegenüber befand sich eine Sitzgruppe vor weit geöffneten Fenstern. In einer Ecke saß ein junger Mann und zupfte verträumt eine Harfe. Vor dem Fenster stand ein großer Edelmann in der Pose einer antiken Statue, sein Gewicht lässig auf Stand- und Spielbein verteilt, eine Hand in die Hüften gestemmt und die andere elegant auf einen Sessel gelegt, in dem ein Jüngling mit einem Weinkelch saß.
    Seraphin verneigte sich tief, und Jeanne fiel in einen Hofknicks, bis eine sanfte Stimme sagte: »Bitte erhebt Euch. Seraphin, mein Lieber, wen bringst du mir?«
    »Euer Gnaden, darf ich Euch Jeanne Paullet vorstellen? Sie ist eine unvergleichliche Virtuosin auf der Laute und für heute Abend von Eurer werten Mutter geladen worden.«
    Der große Mann winkte sie huldvoll zu sich heran. Anjou war von schlankem, ebenmäßigem Wuchs. Er trug Weiß, und sein Wams war reich mit Perlen und Edelsteinen verziert. Auf dem schwarzen Haar saß ein mit einer aigrette geschmücktes Barett. Das Gesicht war nicht im eigentlichen Sinne schön, denn er hatte die lange Nase der Valois, doch die intelligenten dunklen Augen unter geschwungenen Brauen lenkten davon ab. Die Lippen wurden von einem dünnen Schnurrbart gerahmt, der den leicht spöttischen und zugleich melancholischen Ausdruck um den Mund des Herzogs betonte. Anjou war geschminkt, was Jeanne befremdlich fand, doch hatte der Herzog unter all seiner höfischen Zier eine einnehmende Art.
    »Eine Virtuosin?«, spöttelte er und neigte den Kopf zur Seite.
    Ein starker Duft von Veilchen und Vanille ging von ihm aus, nicht unangenehm, doch unpassend für einen Mann, wie Jeanne fand.
    »Vielleicht möchten Eure Hoheit eine Probe meiner Kunst hören?«, erbot sich Jeanne.
    Die schönen Brauen des Herzogs von Anjou hoben sich. »Warum
nicht? Eine Improvisation. Ich liebe alles

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