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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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und traf auf eine Gruppe italienischer Komödianten, die sich über einen Knoblauch fressenden Navarra lustig machten, der reihenweise Weiber bestieg. Angewidert verließ Gerwin das Brückenviertel und wandte sich auf der anderen Seite der Seine dem Louvre zu, der sich düster und drohend über dem schmutzigen Fluss erhob. Der Getreidehafen war aufgrund der anhaltenden Hitze ausgetrocknet, und die Tränke stank zum Himmel. Eine Böe blies den Verwesungsgeruch der Friedhöfe durch die Stadt.
    Wütend drängte Gerwin sein Pferd durch die lärmenden Menschen.
Je näher er dem Louvre kam, desto lauter und unerträglicher wurde es: Peitschenknallen, das Waffenklirren der Schweizergardisten; Kutschen, Reiter, Sänften drängten sich durch die Tore. Das Klappern der Pferdehufe ging unter im Getöse eisenbeschlagener Wagenräder, und als Gerwin das Haupttor unter Berufung auf Hippolyt passiert hatte, lagen seine Nerven blank. So hatte er sich seine Rückkehr nicht vorgestellt. Diese Stadt lebte nicht im Freudentaumel einer bevorstehenden Hochzeit, sondern hier brannte an jeder Ecke und in jeder verzerrten Fratze fanatischer Wahn. Eine Lunte, in diesen Schwefelbrand geworfen, würde Paris in Flammen aufgehen lassen.
    Gerwin stieg ab und führte sein müde hinter ihm hertrottendes Pferd in den Hof. In der unübersichtlichen Menge hielt er nach bekannten Gesichtern Ausschau. Die bunten Uniformen der Hofparteien waren vertreten, haufenweise Gardisten und überraschend viele Hugenotten, die von den Katholischen geringschätzig behandelt wurden. Gerwin vermisste Navarras Leute, von denen er den einen oder anderen hier draußen vermutet hätte. Missmutig steuerte er die Stallungen an und übergab sein Pferd einem Stallburschen.
    »Wenn Ihr über Nacht hierbleibt, Monsieur, kostet das extra. Wir sind überfüllt und brauchen noch Plätze für die Gäste des Königs, der heute von der Jagd zurückkehrt.« Der blonde Bursche übertrieb nicht, das konnte Gerwin mit einem flüchtigen Blick in die riesigen Stallungen sehen, in denen sich die Tierleiber drängten.
    »Wo finde ich den König von Navarra und sein Gefolge?«, fragte Gerwin und gab dem Burschen einen Heller.
    »Navarra ist noch auf Château Madrid. Soweit wir das wissen, kommt der Bräutigam erst kurz vor der Vermählung zurück. Und dann wird es hier noch voller sein, dabei weiß ich schon jetzt nicht mehr, wohin mit den Tieren!«
    Aus einer Box wurde nach dem Stallburschen gerufen, der
Gerwins Pferd an den Zügeln nahm. »Ich muss mich ranhalten, Monsieur. Noch einen Heller, und ich geb’ Eurem Gaul nur den besten Hafer!«, grinste er.
    Gerwin warf ihm die Münze zu, schwang sich sein Gepäck über die Schulter und machte sich auf die Suche nach Hippolyt. Warum plagte der sich mit der alten Königinmutter, die von einem Ärztestab umgeben war, darunter der berühmte Ambroise Paré? Hippolyt sollte bei Navarra sein, der seiner Hilfe sicher mehr bedurfte.
    Unter der Last seiner Satteltaschen und des Reisesacks lief Gerwin der Schweiß über Rücken und Gesicht, und sein Hemd klebte ihm am Körper. Die vielen Grünpflanzen und der im nächsten Hof beginnende Garten ließen die Luft etwas besser werden, doch Staub und Hitze drückten nicht viel weniger als in den Straßen von Paris.
    Es bedurfte einiger Heller und eines Behandlungsversprechens, bis ihm ein Diener endlich den Weg zu Hippolyts vermutetem Aufenthaltsort wies.
    »Sie sind alle draußen bei der Menagerie in den Tuilerien.« Der Livrierte musterte ihn. »So dreckig könnt Ihr dort nicht hin, Monsieur.«
    Gerwin stöhnte und ließ die Taschen fallen. »Ihr habt ja recht. Ich stinke und sehe aus wie ein Hudler.«
    Es kostete ihn weitere drei Heller, und der Diener zeigte ihm einen Waschraum. Einigermaßen erfrischt und umgekleidet machte Gerwin sich endlich zum Jardin des Tuileries auf. Sein Gepäck hatte er in einer Truhe einschließen lassen.
    Die ausgedehnte Parkanlage vor dem Palais des Tuileries, das sich noch im Bau befand, lag am rechten Seineufer und wurde im Norden von der Rue de Rivoli begrenzt. Katharina de Medici hatte ihren Garten nach dem Vorbild italienischer Parkanlagen gestalten lassen. Wasserspiele an den Stirnseiten spendeten Kühle, welche die durch den Park Wandelnden auch in den Seitenwegen
im Schatten von Lorbeer- und Myrtenbäumen und Buchshecken fanden. Kunstvoll gestaltete Kompartimente zogen die Aufmerksamkeit durch spielerisch verwundene geometrische Formen auf sich. In gebührender

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