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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Entfernung waren ringsherum Gardisten postiert, doch von jenseits der Mauern drang trotz der Musikanten und der lärmenden Tiere in ihren Käfigen das Geschrei des Pöbels herüber. Ab und an flogen faule Eier oder Dung in den Garten, wie Gerwin befremdet feststellte.
    Er sah die ersten Hofdamen, und zwischen den Beeten und Bosketten flanierte die übrige Gesellschaft der Königin. Und endlich entdeckte er die unverkennbare Gestalt seines Freundes, der nachdenklich zur Mauer sah. »Hippolyt!«, rief Gerwin lauter als beabsichtigt.
    Einige Damen drehten sich um und begannen aufgeregt zu tuscheln. Hippolyt fuhr herum und strahlte. Gerwin rannte zu ihm und wurde mit ausgebreiteten Armen von seinem Freund empfangen, der ihn fest an sich drückte und nicht mehr loslassen wollte.
    Immer wieder klopfte er Gerwin auf den Rücken, bis er ihn endlich auf Armeslänge von sich hielt und prüfend ansah. »Zwei Jahre, Gerwin. Zu lang für mich! Tu das nicht wieder, hörst du?«, versuchte er zu scherzen, doch sein angestrengtes Blinzeln verriet, dass er sich die Tränen verkneifen wollte.
    Verschämt rieb Gerwin sich selbst die Augen und murmelte: »Ich weiß auch nicht, weshalb es sich so hinzog …«
    »Ah, jetzt bist du wieder hier! Großartig, wunderbar! Es gibt so viel zu bereden, mein lieber Freund!«, sagte Hippolyt und kratzte sich den kahlen Schädel unter dem Barett. »Leidige Kopfbedeckung, höfischer Mummenschanz …«
    »Ja, wenn das keine Überraschung ist!«, rief eine vertraute Stimme auf Deutsch, und Gerwin wurde auf das Herzlichste von Seraphin begrüßt. »Was auch immer du erlebt hast, es war deinem Aussehen zuträglich. Die langen Haare, der verwegene Ausdruck
…« Seraphin nickte anerkennend. »Die Damen verrenken sich schon die Hälse nach dir. Sollen sie wohl. Ha! Wo die Hälfte der Männer hier mehr Augen fürs eigene Geschlecht hat.«
    Nach einer Weile freundschaftlichen Geplauders wurde Hippolyts Miene ernst. Er legte Gerwin den Arm um die Schultern, nickte Seraphin zu, und gemeinsam begaben sie sich außer Hörweite der kichernden Damen und Höflinge, die sie beobachteten. Ein Wurfgeschoss des Pöbels fiel durch die Gitterstäbe des Löwenkäfigs und traf eines der dösenden Tiere. Das Löwengebrüll animierte die Papageien zu ohrenbetäubendem Kreischen.
    Hippolyt wartete, bis die Tiere leiser wurden. »Gerwin, die Lage hier in Paris ist angespannter denn je. Wir machen uns Sorgen wegen der Hochzeit, die die Gemüter erhitzt.«
    »Wird Heinrich konvertieren?«, fragte Gerwin.
    Hippolyt schüttelte vehement den Kopf. »Keinesfalls! Das wäre ein Sakrileg seiner verstorbenen Mutter gegenüber. Nein, das kann er vor seinem Gewissen nicht verantworten.«
    »Für die Heirat wird ein päpstlicher Dispens benötigt, aber der ist noch nicht eingetroffen. Es heißt, der neue Papst, Gregor XIII., habe sich mit der Angelegenheit noch nicht befasst. In Wahrheit ist dieser Papst eine spanische Marionette und wird seine Zustimmung zur Heirat verweigern, um Philipp nicht vor den Kopf zu stoßen.« Seraphin schnaubte verächtlich. »Karl hat nun verkündet, dass eben sein eigener Dispens genügen müsse! Er will seine Schwester höchstpersönlich zum Altar führen und zum Jawort zwingen. Die wiederum kann die Finger immer noch nicht von Henri de Guise lassen, was Karl und seinen Bruder Anjou rasend macht. Katharina natürlich auch. Die Alte kocht vor Wut. Aber bei den Brüdern spielt zu alledem auch noch schnöde Eifersucht mit.«
    Von den schändlichen inzestuösen Beziehungen der königlichen Geschwister sprach man allerorten. »Hat denn diese Ehe überhaupt eine Chance? Ich meine, werden sie Heinrich überhaupt akzeptieren?«, fragte Gerwin.

    »Katharina braucht ihn. Er soll das Reich einen.« Hippolyt horchte kurz zur Mauer, hinter der die Rue de Rivoli lag. »Das Volk ist gespalten. Es kann nicht ewig so weitergehen, sonst geht Frankreich zugrunde. Es wird schwer genug für Heinrich. Stell dir vor, es geht sogar das Gerücht, Königin Johanna sei im Auftrag von Katharina durch den königlichen Parfümeur, den Florentiner Renato, vergiftet worden. Es sollen vergiftete Handschuhe gewesen sein.«
    »Ich habe davon gehört. Aber das kann doch nicht wahr sein!« Gerwin schüttelte zweifelnd den Kopf.
    Eine Laute wurde angeschlagen, und Gerwin zuckte zusammen. Die Musik kam von jenseits der Hecken.
    »Katharina leugnet es, und ich halte sie nicht für so ruchlos und kalt«, sagte Hippolyt. »Sie wusste, wie sehr

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