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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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und kratzte sich den Schädel.
    »Hippolyt!«
    »Nun also, was ist zu tun? Hans Wolf von Schönberg ist ein schwieriger Charakter, der eine Karriere in Frankreich anstrebt, es aber seinem Bruder Caspar nicht gleichtun kann«, sagte Hippolyt mehr zu sich selbst. »Alnbeck und Hans Wolf sind befreundet und verwandt. Wenn Alnbecks Sohn stirbt, wird der werte Cousin dem schmerzgebeugten Vater alles nachsehen, auch Rache - und die möchte ich mir nicht ausmalen.«
    »Der Ritter würde uns erst foltern, dann rösten und am Ende vierteilen lassen.« Gerwin zog die Sattelgurte fest.
    »Es besteht kein Zweifel daran, dass Leander stirbt?«, fragte Hippolyt. Als er Gerwins gerunzelte Brauen sah, setzte er hinzu: »Schon gut, das war eine rhetorische Frage. Du reitest zu mir nach Hause und nimmst das Opiat an dich. Hier ist der Schlüssel für die Truhe in der Stube. Darin liegen meine wertvollen Bücher, und unter der schwarzen Kutte, die dir möglicherweise aufgefallen ist, ist ein Geldsack. Den nimmst du an dich, außerdem so viele wertvolle Salben und Öle, wie du in den großen Sack aus gewachstem Tuch zu stopfen vermagst. Danach verschließt du die Truhe wieder und lässt alles unberührt. Keiner soll sehen, dass wir das Dorf verlassen.«

    Mit großen Augen starrte Gerwin seinen Meister an. »Wir verlassen das Dorf? Für wie lange?«
    Hippolyt zuckte die Schultern. »Wer weiß. Wolltest du nicht immer etwas von der Welt sehen? Jetzt ist es so weit. Ich werde sogleich einen Brief an einen Freund schreiben, der uns aufnehmen wird.«
    »Ich wünschte ehrlich, du hättest mir mehr über deine Vergangenheit erzählt.« Gerwin dachte an seine Mutter, die nun ohne seinen Schutz auskommen musste, doch sie würde ihn verstehen. »Zu wem gehen wir?«
    »Jerg von Rechberg, Herr von Berbisdorf. Wir kennen uns aus einem anderen Leben. Jetzt beeil dich, denn es gelüstet mich nicht, auf dem Rost eines erzürnten und vor Trauer blinden Ritters zu enden.« Ein schmales Lächeln zuckte um Hippolyts Mund.
    Gemeinsam führten sie das aufgezäumte Reittier aus dem Stall. Draußen saß Gerwin auf, der aufgrund mangelnder Erfahrung ein nur leidlicher Reiter war, und Hippolyt gab dem Pferd einen wohlmeinenden Klaps auf den Hintern. Gerwin spürte den besorgten Blick des Freundes in seinem Rücken und gab dem Tier die Fersen zu spüren. Der eiserne Schlüssel drückte ihn in seinem Gürtel. Es musste Hippolyt sehr ernst mit der Flucht sein. So hatte der Arzt noch nie zu ihm gesprochen.
    Das Pferd lief gleichmäßig und machte es Gerwin leicht, sich seinen Bewegungen anzupassen. Nach einer Weile konnte er sich mehr auf die Landschaft als auf seine Haltung konzentrieren und genoss den Überblick, den ihm die erhöhte Position bot. Fast fühlte er sich wie ein Edelmann, auch wenn aus seinem Gürtel kein Degen, sondern lediglich ein alter Dolchknauf ragte. Die Klinge war aus minderwertigem Stahl und schartig, nichts, womit ein Wegelagerer zu beeindrucken wäre. Oder eine Dame. Seufzend dachte Gerwin an das schöne Mädchen, welches bei den Froehners eingezogen war. Frauen waren geheimnisvolle Wesen, die er nicht immer verstand, aber sie schienen ihn genauso anziehend
zu finden wie er sie, und so kam jeder auf seine Kosten. Die selbstbewusste Adelia war eine neue Erfahrung für ihn gewesen. Es störte ihn nicht mehr, dass sie ihn nur benutzte, um an den Kräutertrank zu gelangen, denn sie war zwar sinnlich, doch löste ihre Gegenwart keine verwirrenden Gefühle in ihm aus, wie es der kurze Blickwechsel mit der Fremden getan hatte.
    Der Himmel war bedeckt, und es schneite kurzzeitig, doch die Wege blieben passierbar, weil der Untergrund noch gefroren war. Wenn es erst anfing zu tauen, verwandelte sich alles in morastiges Sumpfland. Ein Bauer schob einen Karren voller Reisig vor sich her und grüßte ihn höflich, indem er sich an den Filzhut tippte. Gerwin nickte und beschloss insgeheim, es anders zu halten als Hippolyt, der den Menschen kaum etwas für seine Heilkunst berechnete. Dann würde er sich ein Pferd und bessere Kleidung leisten können, und die Leute würden ihm mit Achtung begegnen. Über diesen erquicklichen Gedanken an eine rosige Zukunft, in der sein prügelnder Vater und das Elend seiner Familie nicht vorkamen, gelangte er nach Helwigsdorff.
    Im Haus des Wundarztes beeilte er sich, den Anweisungen seines Freundes zu folgen, denn er wollte noch vor Einbruch der Dunkelheit zurück in Dörnthal sein. Bevor er die Truhe öffnete, stopfte

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