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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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großen Augen bewunderte Jeanne wieder einmal das exquisite schwarzweiße Instrument. »Klingen kann? Ja, wer wird sie denn spielen?«
    »Eine Tochter derer von Haugwitz auf Hirschstein. Wenn ich meine Instrumente nur an Leute verkaufen wollte, die sie auch zu spielen verstehen, hätte ich bald kein Brot mehr zu beißen.« Thomas lachte.
    Auch Endres schmunzelte. »Wohl wahr. Und so kann ich auch den Nothmann verstehen, der mir nichts verspricht, als dass wir im April an den Hof kommen können, um vorzusprechen. Alles Weitere muss sich ergeben. Der Kurfürst pflegt die Festkultur mehr als sein seliger Bruder Moritz und hat die Ausgaben für Prachtbauten in Dresden stark aufgestockt. Das lässt hoffen. Ich denke, mignonne , wir werden im April nach Dresden gehen«, beschloss Endres.
    Jeanne stieß einen Freudenschrei aus und fiel ihrem Vater um den Hals. Doch genauso rasch besann sie sich, strich ihre Röcke glatt und ging zu Thomas, der verständnisvoll, doch bedrückt schien. »Ich weiß, dass wir dir viel verdanken und was du meinem Vater bedeutest. Doch die Frauen in diesem Haus und auch Ulmann und Franz werden uns lieber heute denn morgen wieder ziehen sehen.« Sie küsste Thomas auf die Wange. »Grand-père.«
    Gerührt zwinkerte Thomas eine Träne fort und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. »Dann halte dich ran, Endres, damit du etwas vorweisen kannst, wenn du nach Dresden gehst.«

    Endres nickte, legte den Brief fort und ordnete die Eibenspäne so, wie er sie später als Korpus verleimen wollte. Er hatte seiner Tochter den Entwurf für die Laute gezeigt, die ein edles Instrument für eine gebildete Gräfin sein würde. Glücklich nahm Jeanne ihre Laute wieder auf, setzte sich und stimmte »Amy souffre« an, ein Lied aus Avignon.
     
    »Nun freut euch, lieben Christen g’mein …«, sang der Chor, und die Gläubigen fielen mit ungeübten Stimmen ein, was der Pfarrer mit säuerlicher Miene quittierte. Doch unermüdlich ermunterte der protestantische Geistliche die Schäflein seiner Gemeinde, aus voller Kehle zu singen, denn Gesang hatte einen hohen Stellenwert in der reformierten Liturgie. Auf dem Altar standen eine schlichte hölzerne Brotschale, ein silberner Abendmahlkelch und eine ebensolche Abendmahlkanne, die die Anbetung der Hirten zeigte, ansonsten waren die Gerätschaften schmucklos. Es war der erste Sonntag der Passionszeit, Invokavit.
    Jeanne zupfte ihre Laute und überhörte die falschen Töne, wie sie es immer tat, wenn sie bei öffentlichen Anlässen spielen musste und Lärm oder schlechte Musiker die Harmonie störten. Es war der erste Sonntag, an dem Thomas sie und ihren Vater mit in die kleine Pfarrkirche nach Mulda genommen hatte, in der Hoffnung, dass Jeanne sich an der geistlichen Musik erfreuen würde.
    Nachdem das Lied beendet war, legte Jeanne die Laute in ihren Schoß und beobachtete die versammelte Gemeinde. In den vorderen Stuhlreihen saßen die betuchten Vertreter unterschiedlicher Zünfte und Stände, der niedere Adel war durch Verwandte der Schönbergs vertreten. Dahinter fanden sich Leute wie die Instrumentenmacher, weder reich noch arm, deren Gewänder sich deutlich sowohl von denen der vornehmen Herrschaft als auch von den ärmlichen Lumpen der niederen Stände unterschieden. Auf den hinteren Bänken des zugigen und kalten Gotteshauses hockten mit ausdruckslosen, von Hunger und Entbehrung
gekennzeichneten Gesichtern Tagelöhner, das Gesinde, Ziegler und Dirnen. Die Gesellschaft schien Jeanne hier nicht anders aufgegliedert als in Frankreich, und doch wirkten die Armen verhärmter, die Mienen noch freudloser, was sie dem unwirtlichen Klima zuschrieb.
    Franz, den sie wieder mit nach Helwigsdorff nehmen würden, saß mit hängenden Schultern neben seinem Großvater und hatte während des gesamten Gottesdienstes nicht ein Mal den Kopf gehoben. Die Hand war noch verbunden, aber das war nicht der Grund für seine Niedergeschlagenheit, wie sie durch die anklagenden Worte des Pfarrers erfuhr: »Zum dritten Mal hat Franz Froehner nun gefehlt!«
    Ein Raunen ging durch die Gemeinde, und es wurde zustimmend mit dem Kopf genickt.
    » Invocavit me . ›Er ruft mich an, so will ich ihn erhören, ich bin bei ihm in der Not.‹ So heißt es in jenem Psalm 91,15, der dem heutigen Sonntag seinen Namen gibt. Auch du, Franz, hättest dich an unseren Herrn wenden sollen, denn unsere Abmahnungen haben dich nicht auf den rechten Weg führen können. Alle sollen nun wissen, dass du dich des

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