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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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erreichte endlich das Krankenzimmer, wo er von Hippolyt bereits ungeduldig erwartet wurde.

    »Wo hast du dich nur herumgetrieben?« Der Wundarzt wischte sich die Stirn.
    Gerwin nahm das Opium aus seinem Beutel und gab es dem Meister. Leander atmete schwer und seufzte mit geschlossenen Augen. Seine Gesichtsfarbe war erschreckend grau geworden, die Wangen dagegen unnatürlich gerötet. Nachdem Hippolyt dem Leidenden einige Tropfen des Opiats auf die Lippen geträufelt und ihm beruhigend über die Stirn gestrichen hatte, schien sich der Junge etwas zu erholen.
    Sie waren allein mit dem Kranken. Adelia und ihre Herrin waren unten im Hof, um die hohen Gäste willkommen zu heißen.
    »Heute Nacht werden wir das Gut verlassen, Gerwin. Es muss sein, auch wenn ich den Jungen nicht gern allein lasse, aber sein Zustand ist bereits bedenklich. Und dann gnade uns Gott …«, sagte Hippolyt leise.
    »Wir brauchen Pferde, sonst haben sie uns sofort eingeholt«, gab Gerwin zu bedenken. »Vielleicht verkauft uns der Waldhufenbauer, bei dem ich die Sachen untergestellt habe, eines. In seinem Stall stand eine Mähre.«
    »War er vertrauenswürdig?«
    Gerwin zuckte mit den Schultern. »So gut wie jeder arme Schlucker gegen anständige Bezahlung. Meister, von dem Geld habe ich meiner Mutter einen …«
    »Ist schon gut, Gerwin. Jetzt hör mir zu: Es ist mir gelungen, die Botschaft nach Berbisdorf zu schicken. Wenn wir es unbehelligt bis dorthin schaffen, sind wir fürs Erste in Sicherheit. Mit dem Geld, welches du in meiner Truhe gefunden hast, sollten wir uns eine Weile durchschlagen können. Auf der Flucht zu sein ist kostspielig.« Hippolyt lächelte schief.
    »Du musst es wissen.«
    »Nam sapiens quidem pol ipse fingit fortunam sibi. 7 «

    Zu einer Erklärung kam Hippolyt nicht, denn die Tür wurde aufgestoßen, und Christoph von Alnbeck kam herein, gefolgt von seiner Gemahlin, deren Zofe und seinen vornehmen Gästen.
    Gerwin machte eine tiefe Verbeugung, während Hippolyt nur leicht mit dem Kopf nickte.
    Erwartungsvoll eilte der Ritter zum Lager seines Sohnes. Elisabeth näherte sich langsam mit ernster Miene und gefalteten Händen. »Der Prediger war hier, mein Gemahl«, sagte sie leise.
    »Was?« Christoph von Alnbeck fuhr auf. »Doch nur, um meinen Sohn mit Gebeten zu unterstützen! Hoheit, bitte, verzeiht. Ich möchte kurz mit dem Medicus sprechen, bevor ich mich ganz Euch widmen kann.«
    Schönberg warf einen mitleidigen Blick auf Leander. »Ihr hättet mir sagen müssen, wie schlimm es um Euren Sohn steht, dann hätte ich sogleich nach dem fürstlichen Medicus schicken lassen. Ich werde das sofort veranlassen.« Er führte seine Gemahlin hinaus. Die schweren Düfte der Damen hingen noch im Raum und vermengten sich mit den Ausdünstungen der Reisekleidung und der verschmutzten Stiefel.
    »Schläft mein Sohn den Schlaf der Genesung oder entgleitet sein zartes Leben Euren Händen, Medicus?« Alnbeck sah Hippolyt aus zusammengekniffenen Augen an, und in seiner Stimme lag ein lauernder Unterton.
    »Ihm wurde soeben ein Opiat verabreicht. Deshalb ist sein Schlaf so tief und seine Gesichtsfarbe eher blässlich«, erwiderte Hippolyt, ohne zu zögern.
    »So?« Alnbeck betrachtete den schlafenden Jungen, dessen Wangen hohl wirkten. Unter den geschlossenen Lidern bewegten sich die Augäpfel.
    »Das Jüdel spielt mit seinen Augen«, murmelte Elisabeth und drückte sich eine Hand vor den Mund, um ihr Schluchzen zu dämpfen.
    »Was redet Ihr für Unsinn? Das Jüdel! So hieß es bei Wochenkindern!
Ihr mit Eurem Aberglauben!«, herrschte Alnbeck seine Gemahlin an. »Ja, vielleicht waren es Eure seltsamen Gebräuche und Heimlichkeiten, die unsere Kinder verhext haben! Deshalb sind sie alle gestorben, und nur dieser eine schwächliche Junge hat das elfte Jahr erreicht!«
    Gerwin wich in den Halbschatten der Zimmerecke zurück, erschüttert von dem ausbrechenden Hass und den Schuldvorwürfen des Ritters.
    »Sagt so etwas nicht. Ihr wisst, dass dem nicht so ist. Ich habe keine Heimlichkeiten vor Euch. Was auch immer ich tat, es war nur für die Gesundheit unserer Kinder …« Elisabeth von Alnbeck rang verzweifelt die Hände und weinte. »Ich, ich werde wieder guter Hoffnung sein. Bitte, Liebster …«
    Es war entsetzlich, die Qual der leidgeprüften Frau und Mutter mit ansehen zu müssen, und Gerwin hätte den Raum am liebsten verlassen, doch er blieb, genau wie Hippolyt an seinem Platz verharrte. Heimlich beobachtete er Adelia und fragte

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