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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Leibarzt nach der strengen spanischen Mode gekleidet.
    »Der Geheimrat ist ein enger Vertrauter des Kurfürsten, aber es wird gemunkelt, dass sie es zu weit treiben mit ihrer Religion. Der Kurfürst duldet keine Religion außer dem Luthertum, da ist er eigen.«
    »Dieser Peucer, ist er ein guter Arzt?«, fragte Gerwin, den die religiösen Belange nicht sonderlich interessierten.
    »Zumindest überleben mehr als die Hälfte seiner Patienten. Das ist nicht schlecht. Aber der Kurfürst lässt sich ohnehin öfter von seiner gelehrten Frau behandeln als von seinen Ärzten«, meinte Seraphin und lächelte einem hübschen jungen Mann in einem schillernden Kostüm zu. Der bunt gewandete Jüngling tänzelte mit koketten Gebärden zwischen den Gästen hindurch, die amüsiert lachten, wenn er sich ihnen näherte. »Im kleinen Saal wird später ein Ballett aufgeführt.«
    »Ist die Kurfürstin eine Heilerin?«
    Mit dem Blick dem jungen Tänzer folgend sagte Seraphin: »Sie ist außerordentlich gebildet, versteht etwas von Botanik, stellt selbst Arzneien her und kümmert sich um die Landwirtschaft. Eine außergewöhnliche Frau, diese Anna aus Dänemark. Ich hatte nie die Ehre, mit ihr persönlich zu sprechen, doch sogar ihre alchemischen Kenntnisse werden viel gerühmt.« Er hielt einen
Moment inne. »Obwohl der Kurfürst das Interesse seiner Frau an der Alchemie teilt, darf man darüber nicht zu offen reden. Frömmigkeit ist die wichtigste Tugend, und nicht einmal die Kurfürstin ist vor Anschuldigungen gefeit, die sie in die Nähe der Hexerei rücken.«
    Immer auf der Hut vor Christoph von Alnbeck und Adelia, die jedoch nirgends zu sehen waren, hielt Gerwin sich dicht an Seraphin und versuchte, die Fülle an Informationen zu ordnen. »Ich hätte nicht gedacht, dass selbst eine Frau wie die Kurfürstin sich für ihre Gelehrsamkeit rechtfertigen muss.«
    »Lass dir das eine Warnung sein. Jeder, der mehr weiß oder anders denkt, macht sich verdächtig. Mein Herr hält sich nicht umsonst vom Hof fern. Aber nun komm.«
    Gehorsam folgte Gerwin seinem Begleiter, der ihm die Räumlichkeiten des Schlosses zeigte. »Es gibt noch viel mehr zu sehen, Gerwin. Die großen Feste sind unvergleichlich, die Turniere im Turnierhof, drüben gibt es noch das Kanzleihaus und das Zeughaus, aber das alles verblasst vor der Kunst der Musik, nicht wahr? Architektur ist beeindruckend und Wissenschaft erhebend, aber die Musik durchdringt uns bis ins Innerste. Sie berührt unser Herz, unsere Seele.« Seraphins Augen leuchteten.
    Sie standen im Durchgang zu einem kleinen Saal und vernahmen leise Lautenklänge. Langsam gingen sie weiter. Weißer Stuck, gelbe Ornamente und kleine Spiegel zierten den Saal, an dessen Stirnseite eine niedrige quadratische Bühne aufgebaut war. Eine Stufe führte auf die polierten Bretter, auf denen sich der junge Tänzer, der vorhin durch die Reihen getänzelt war, mit Dehnübungen aufwärmte. Hinter ihnen schlenderten weitere Gäste herein und ließen sich auf Bänken entlang der Wände und auf Stuhlgruppen nieder. Seraphin trat mit Gerwin an die Bühne.
    »Antonio, was gebt ihr uns heute?«
    »Es wird dir gefallen, mein Schöner. Scandello hat eine neue Musikerin entdeckt. Ich hoffe nur, sie überlebt den mörderischen
Hof …« Der Tänzer verzog das Gesicht und sprang in die Mitte der Bühne.
    »Reizend, ich liebe Überraschungen«, meinte Seraphin und bedeutete Gerwin, sich neben ihn auf einen der Stühle in der zweiten Reihe zu setzen.
    Für Gerwin war höfisches Ballett genauso neu wie die zugehörige Musik, außer Kirchenmusik und Seraphins Lautenspiel hatte er nie dergleichen gehört oder gesehen. Erwartungsvoll sah er auf die kleine Bühne. Diener stellten drei gepolsterte Hocker in einer Ecke auf, dann betraten nacheinander die Musiker die Bühne. Ein dürrer Mann mit grillenartigen Fingern klemmte sich eine Violine unter das Kinn und nahm auf dem ersten Hocker Platz. Im nächsten Moment ließ sich ein fettleibiger Höfling, der nach Schweiß und Pomade stank, umständlich auf dem Stuhl vor Gerwin nieder und behinderte seine Sicht, so dass er die anderen beiden Musiker nicht sehen konnte. Immerhin blieb Gerwin eine Lücke zwischen den schimmernden Brokatwämsern vor ihm, durch die er einen Blick auf die Tänzer werfen konnte. Antonio tanzte mit einer grazilen jungen Frau.
    Seraphin, der eine bessere Sicht auf die Bühne hatte, erklärte: »Der Dünne mit der Violine ist ein Böhme, der die Theorbe spielt, ein hiesiger

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