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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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kleinen weißen Kragen, der bis unter das Kinn reichte. Darüber trug sie eine vorn offene, lange schwarze Samtschaube. »Begleitet mich ein Stück.«
    Ihre Hofdamen schienen genau zu wissen, was in solchen Situationen zu geschehen hatte, denn Gräfin von Eulenburg begann ein Gespräch mit Endres und Cosmè, während Freiin von Gessnitz sich hinter Jeanne und der Kurfürstin hielt, wobei sie darauf achtete, außer Hörweite zu bleiben.
    Erstaunt über die ungewöhnliche Gunstbezeigung, ging Jeanne neben Anna von Sachsen auf einem Weg, der breit genug für zwei Personen mit ausladenden Röcken war. Die Kurfürstin deutete auf eines der geometrisch gestalteten Zierbeete. »Diese Knotenbeete finden sich in Francesco Colonnas ›Hypnerotomachia Poliphili‹. Es ist noch zu früh, um das zu erkennen, aber die einzelnen Bänder sind nichts anderes als exakt beschnittene Zwerghecken aus Kräutern und Halbsträuchern. Rosmarin, Lavendel, Thymian und Majoran sind darunter. Im Sommer entströmt ihnen ein wahrhaft göttlicher Duft.«
    »Ihr seid äußerst kenntnisreich, Königliche Hoheit«, sagte Jeanne, die nicht recht wusste, was von ihr erwartet wurde.
    »Vielleicht habt Ihr davon gehört«, fuhr die Kurfürstin fort. »Ich buttere selbst, ich habe dafür gesorgt, dass erstklassiges Zuchtvieh aus Polen, Dänemark, Friesland und der Schweiz eingeführt wird, und ich habe den Herren erklärt, wie man die Tiere effektiv mästet. Ich kümmere mich um Bienenvölker, weil diese uns vieles lehren können, und züchte exotische Hühner. Über alle meine neu gewonnenen Kenntnisse führe ich endlose Korrespondenzen und Diskussionen mit Beamten und engstirnigen Gelehrten, damit meine
Neuerungen auch umgesetzt werden. Eine mühselige Arbeit, glaubt es mir! Darüber hinaus habe ich ein hervorragendes Laboratorium. Und damit komme ich zum Wesentlichen!« Sie blieb stehen und sah Jeanne direkt mit ihren intelligenten hellen Augen an. »Ich benutze dieses Laboratorium nicht, um irgendwelche obskuren Experimente zur Goldgewinnung oder dergleichen Unsinn zu machen, sondern ich entwickle wirkungsvolle Arzneien, die ich dem Volk unentgeltlich zur Verfügung stelle. Trotz meiner Stellung als Landesmutter wurde ich oft der Zauberei und Hexerei verdächtigt. Und nur, weil ich die Kurfürstin bin und ein untadeliges Leben führe, konnten mir die üblen Verfolgungen nichts anhaben.«
    »Ich bin Musikerin, mein ganzes Leben widme ich der Musik«, sagte Jeanne leise.
    Ein schwaches Lächeln umspielte die Lippen der Kurfürstin. »Man könnte Euch das als Überheblichkeit auslegen. Ihr seid eine Frau, und Frauen sind in erster Linie dazu bestimmt, ein gottesfürchtiges Leben unter der Aufsicht eines Ehemanns zu führen. Ich habe mich erkundigt und herausgefunden, dass die Denunziation, welche Euch der Hexerei bezichtigt, aus Helwigsdorff stammt. Dort habt Ihr vorher gelebt?«
    »Nur kurze Zeit. Wir haben in Frankreich großes Unglück erlitten. Meine Mutter wurde vergangenes Jahr ermordet. Mein Vater hoffte auf ein friedliches Leben im Dorf seines Ziehvaters, aber …« Jeannes Stimme zitterte.
    »Ich kann es mir schon vorstellen. Ihr seid zu hübsch, zu begabt und habt den Neid der Dörflerinnen erregt. Lasst Euch das eine Lehre sein. Der Platz einer Frau ist an der Seite ihres Gatten, der ihr Schutz bieten kann und ihre Neigungen fördern wird, wenn er ein guter Mann ist.« Ernst und mahnend betrachtete Anna von Sachsen die junge Französin.
    Demütig senkte Jeanne die Lider. »Ich verstehe, Königliche Hoheit.«
    »Dann ist es gut. Führt ein frommes, gottgefälliges Leben, und
Ihr werdet sehen, dass sich alles zum Guten wendet.« Die Kurfürstin horchte in den Garten. »Ich glaube, da kommt der werte Doktor Luther.« Ihr Gesicht hellte sich auf, und ihre Gestalt straffte sich.
    Jeanne machte einen tiefen Knicks. »Ich danke Euch von ganzem Herzen, Königliche Hoheit.«
    Doch Anna von Sachsen hatte sich bereits dem neuen Gast zugewandt, der mit dynamischen Schritten um die Ecke kam. Es handelte sich um niemand Geringeren als den Sohn des verstorbenen Reformators, der sein Barett schwang und seiner Fürstin ein herzliches Lächeln schenkte. »Euer Diener, Hoheit.«
    »Ihr seid entlassen. Kommt mit!« Erika von Gessnitz zupfte Jeanne am Ärmel.
    Doktor Luther hatte ein ausgeprägtes Gesicht, in dem Jeanne Ähnlichkeit mit dem berühmten Vater suchte, dessen Bildnisse sie vielfach gesehen hatte. »Ist er auch Theologe?«
    »Hauptsächlich beschäftigt

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