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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Wangen waren gerötet. »Ihr möchtet hinüber in den Waschraum kommen, Herr, wenn es Euch genehm ist. Sonst bringen wir den Zuber hier herein.«
    Hippolyt sah hinter ihr durch die Tür. »Ah, du studierst! Brav!
Doch wie heißt es? Mens sana in corpore sano! 14 Deshalb wirst du jetzt ein heißes Bad nehmen und deine Glieder entspannen. Wie fühlt sich dein Kopf an, wenn du aufstehst?«
    Gerwin legte das Buch zur Seite und schwang die Beine über die Bettkante.
    »Langsam, langsam! Das Blut muss erst seinen Weg finden!«, mahnte Hippolyt.
    »Jeanne?«, war wie immer Gerwins erste Frage, doch sein Freund schüttelte den Kopf, und er seufzte.
    Nachdem er einen Moment gewartet hatte, erhob sich Gerwin, kämpfte die aufsteigende Übelkeit nieder, die wesentlich schwächer geworden war, und lächelte. »So gut wie neu!« Seine ungelenken Schritte sprachen eine andere Sprache, doch Hippolyt schien zufrieden.
    »Lass mich erst noch den Verband entfernen.«
    Mittlerweile beherrschte Gerwin die Kunst, sich einarmig sein Hemd über den Kopf zu streifen, und die Bewegungen bereiteten ihm keine Schmerzen mehr. Hippolyt wickelte das Musselintuch ab und betastete die Narbe, die geschlossen und nur noch leicht verschorft war. »Sehr schön. Das heiße Wasser wird die Krusten erweichen. Hilda soll mich holen, bevor du dich wieder ankleidest. Ich reibe die Narbe ein und verbinde sie nur ganz leicht, damit Luft zum Heilen herangelangen kann.«
    »Danke«, sagte Gerwin.
    »Wir haben noch einiges vor uns, mein Sohn. Bruder Hinrik hat uns aus La Rochelle geschrieben. Es gibt vieles zu besprechen.« Die Miene des Wundarztes war ernst, als er sich abwandte und ins Treppenhaus ging.
    Gerührt, dass Hippolyt ihn zum ersten Mal als seinen Sohn bezeichnet hatte, folgte Gerwin der Magd in einen schmalen Raum, der auf die Wälder hinter dem Gut hinaussah. Ein lauer Wind
wehte durch das halb geöffnete Fenster, das Hilda jetzt schloss. »Ihr dürft Euch nicht erkälten, Herr. Bitte, hier liegen Tücher, und dort könnt Ihr Eure Kleidung ablegen.« Sie tauchte eine Hand in das Wasser im Zuber. »Ich werde noch einen Eimer heißes Wasser dazugeben.«
    Während sie Wasser holte, entkleidete sich Gerwin und stieg in den hölzernen Zuber, der mit einer Zinkwanne ausgekleidet war. Der Platz reichte, dass er sitzend die Beine strecken konnte. Wohlig lehnte Gerwin den Kopf zurück und schloss die Augen. Als er den Türöffner hörte und Hilda mit klappernden Eimern hereinkam, wollte er nach einem Tuch greifen, um sich zu bedecken, doch die Magd lachte.
    »Macht Euch keine Umstände, Herr. Fadennackend sind wir vom Herrgott geschaffen, und Mannsbilder sind mir nicht fremd.« Vorsichtig goss sie warmes Wasser nach, stellte die Eimer ab und nahm Bürste und Seife von einem Schemel. »Beugt Euch vor, damit ich Euch waschen kann.«
    Gehorsam tat Gerwin, was Hilda verlangte. »Gib acht auf die Wunde.«
    »Als ob Ihr mir das sagen müsstet. Wer, glaubt Ihr, hat geholfen, Euch zu waschen und neu zu verbinden, als Ihr die Woche wie ein Toter dalagt?« Sie hatte die Bürste weggelegt und massierte nun seine verspannten Muskeln, wobei sie sich über ihn beugte. Ihre Brüste berührten seine Haut, was nicht ohne Wirkung auf seine Männlichkeit blieb.
    »Mir scheint, Ihr seid schon wieder recht kregel.« Hildas Hände wurden kühner und ließen Gerwin ein wenig verschämt, aber in einem Zustand angenehmer Erschöpfung zurück.
    Als er das Zuschlagen der Tür wahrnahm, streckte er träge die Hand aus, doch die tiefe Stimme seines Meisters riss ihn aus seinen Träumereien. »Sie ist ein reizendes Ding, nicht wahr? Doch es warten neue Aufgaben auf uns, Gerwin. Trockne dich ab und setz dich dorthin.«

    Hippolyt nahm einen Salbentiegel aus den tiefen Taschen seines Mantels und tupfte etwas davon auf die Narbe. »Erkennst du den Geruch?«
    »Ringelblume?«
    »Richtig. Welche Pflanzenteile haben Heilwirkung?«
    »Die Blütenblätter. Innerlich angewendete Aufgüsse der Ringelblume helfen bei Magenerkrankungen und sind wirksam gegen Fieber. Auf Gallenblase und Leber wirkt sie entgiftend, und die Salbe ist für jegliche Hautbeschwerden geeignet, als da seien Ausschlag, Kopfschorf und für die Brüste der stillenden Frauen.«
    »Bald schicke ich dich zu den Kranken, Gerwin«, lobte der Wundarzt und gab Gerwin ein Ende des Tuchstreifens, den er locker um die Schulter wand.
    Gerwin erhob sich. »Nein, bitte nicht, Meister. Ich muss noch lernen, meine Gabe zu kontrollieren.« Er

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