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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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starrte auf seine Hände, als gehörten sie nicht zu seinem Körper.
    »Gemach. Dazu kommen wir noch. Jetzt bist du wieder gesund, und wir müssen fort von hier. Kleide dich an, alles Weitere erkläre ich dir beim Essen. Jerg hat übrigens gute Neuigkeiten für dich.«
    Gerwin beeilte sich und bemerkte erst, als er im Erdgeschoss angelangt war, dass er keinerlei Schwindel oder Übelkeit mehr verspürt hatte. Er fand Hippolyt und Jerg von Rechberg an einem Tisch in der Bibliothek sitzend. Der Freiherr begrüßte ihn mit einem Lächeln. »Setz dich und iss. Du wirst deine Kräfte brauchen, junger Mann.« Bedeutungsvoll legte er die Hand auf einen geöffneten Brief.
    Ein Teller mit kaltem Fleisch, Honigsauce und Brot stand neben einem Becher Wein, und Gerwins Appetit war groß, doch noch größer war seine Ungeduld. »Wisst Ihr etwas über Jeanne? Geht es ihr gut? Und wo ist Seraphin? Sind die Banditen, die uns überfallen haben, gefasst?«
    Jerg nippte an seinem Weinbecher. »Der Reihe nach. Seraphin
hat diesen Brief nur deinetwegen geschickt, um dir die Sorge um die Lautenspielerin zu nehmen. Sie ist in Sicherheit.«
    »Wo? Kann ich sie sehen?«, fragte Gerwin mit klopfendem Herzen.
    Hippolyt räusperte sich, und Jerg fuhr fort: »Nun, Seraphin kann dir sicher mehr erzählen, wenn er heute Abend zurückkehrt. Er schreibt, sie hatte großes Glück, denn die Kurfürstin selbst hat sie begnadigt. Jetzt ist sie auf dem Weg nach Frankreich.«
    »Fort? Sie ist einfach abgereist?« Enttäuscht griff Gerwin nach dem Weinbecher.
    »Gab es denn ein Einverständnis zwischen euch?«, erkundigte sich Jerg.
    Mit einem resignierten Kopfschütteln hob Gerwin den Becher und leerte ihn in einem Zug. »Die Banditen?«
    »Wir werden wohl nie erfahren, wer euch ans Leben wollte. In Frage kommen verschiedene Parteien. Dieser Ritter und seine Zofe sind es kaum gewesen. Übrigens hat die Zofe auch nicht deine Lautenspielerin denunziert.«
    »Ich hätte darauf wetten können.«
    »Nun, ganz unbeteiligt war ihre Partei nicht. Einer der Knechte aus Dörnthal hat die Französin erkannt, und dann nahm das Ganze seinen Lauf.« Jerg zuckte die Schultern. »Wie gesagt, Seraphin ist noch in Dresden, wird aber voraussichtlich heute Abend zurückkehren. Er musste sich dort einige Tage rarmachen. So oder so musst du mit Hippolyt von hier verschwinden. Sobald diese Gift mischende Zofe sich sicher wähnt, wird sie danach trachten, euch aus dem Weg zu schaffen und das zu vollenden, was bei dem Überfall nicht geglückt ist.«
    »Außerdem könnte dich der Ritter bei eurem nächsten Aufeinandertreffen erkennen«, fügte Hippolyt hinzu und zog nun ebenfalls einen Brief hervor. »Hauptmann Hinrik Huntpiss, unser Freund und Bruder, gibt uns einen Lagebericht von der Situation
der Protestanten in Frankreich. Um es vorwegzunehmen, es steht nicht gut. Einer der wichtigsten hugenottischen Führer ist gefallen, der Prinz von Condé.«
    »Bevor du den Brief verliest, lass mich kurz die Lage erläutern«, unterbrach Jerg, der Gerwins Miene richtig deutete. »Königinmutter Katharina hat ein ganzes Rudel wölfischer Brut zur Welt gebracht: Karl, ein degenerierter Perversling, sitzt derzeit auf dem Thron, nach dem seine jüngeren Brüder gieren. Sie würden sich gegenseitig zerfleischen, hätten sie keinen Respekt vor ihrer Mutter. François d’Alençon, pockennarbig und ambitioniert, kämpfte mit seinem älteren Bruder Henri, nach seinem Herzogtum Anjou genannt, um den Titel des Connétable. Karl verweigerte Anjou diesen mächtigen Posten, musste ihm aber den Oberbefehl über das Heer überlassen. Vor wenigen Wochen erst zog Anjou mit der königlichen Armee Richtung La Rochelle, das von den Hugenotten besetzt ist, um den deutschen Truppen unter Graf Mansfeld zuvorzukommen. Vor Jarnac trafen sie auf eine Vorhut unter Prinz Condé und Admiral Coligny. Ein Zufall - doch Anjou witterte sogleich eine Chance auf Ruhm und Ehre.«
    »Coligny ist einer der großen hugenottischen Kämpfer, aber er genießt das Vertrauen König Karls, eine verzwickte Geschichte. Nun, so ist das immer mit Bürgerkriegen - am Ende weiß niemand mehr, warum er gerade seinem Bruder die Brust durchsticht«, fügte Hippolyt hinzu.
    Jerg machte eine ungeduldige Handbewegung. »Die Fronten sind schon klar. Katharina und ihre Kinder sind katholisch, die Guisen, welche die zweitstärkste Partei stellen, ebenfalls, und ihnen gegenüber stehen die Bourbonen mit Condé an der Spitze. Nun, durch diesen

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