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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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nochmal. Ich leg jetzt wieder auf.«
    Daran musste ich sie unbedingt hindern! »Mona«, jammerte ich, »das ist ein Notfall. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll.«
    Mit einem Schlag war meine Freundin hellwach. Sie hielt sich nicht lange mit Vorgeplänkel auf, sondern kam sofort zur Sache. »Sag bloß, dieser elende Schuft ist tatsächlich fremdgegangen. Hat er gebeichtet? Seit wann geht das schon? Was hat er gesagt?«
    »Nichts.«
    »Niiiichts?«
    Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, ihn zur Rede zu stellen. Gegen drei bin ich auf dem Sofa eingepennt, da war er immer noch nicht zu Hause. Verdammter Mist! Ich hatte mir fest vorgenommen, wach zu bleiben. Die ganze Zeit habe ich mir zurechtgelegt, was ich ihm sagen wollte, sorgfältig daran herumgefeilt – und es fünf Minuten später wieder verworfen. Dabei müssen mir einfach die Augen zugefallen sein.« Klar, mein Körper spürte instinktiv, was er brauchte, um konkurrenzfähig zu bleiben: Schönheitsschlaf, und zwar reichlich.
    »Bist du dir denn sicher, dass er heute Nacht nach Hause gekommen ist?«, tastete Mona sich behutsam vor.
    Der Schreck fuhr mir in die Glieder. Die Möglichkeit, dass er nicht in seinem eigenen Bett liegen könnte, hatte ich noch gar nicht in Betracht gezogen. O Gott, und das auf nüchternen Magen!
    Ich warf den Hörer wie eine heiße Kartoffel von mir, tappte auf nackten Füßen durch die Diele und legte mein Ohr an die Schlafzimmertür. Mir fiel eine ganze Zentnerladung Steine vom Herzen, denn von drinnen vernahm ich das vertraute Grunzen, das mir schon unzählige Nächte den Schlaf geraubt und mich an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte. Für jeden Tipp, wie man die Geräuschkulisse eindämmen könnte, ohne dabei den Verursacher zu beseitigen – weder Mord im Affekt noch getrennte Schlafzimmer hielt ich für die geeignete Lösung –, war ich dankbar. Vor allem der Vorschlag, einen Tennisball auf dem Rücken des Schlafanzuges zu befestigen, hatte auf Anhieb meine Zustimmung gefunden. Toll, klang nach Folter! Und warum sollte es ihm besser gehen als mir? Bedauerlicherweise trug Thomas jedoch seit seinem vierzehnten Lebensjahr keine Schlafanzüge mehr. Darum hatte ich leider nie herausgefunden, ob der Trick funktionierte, und Thomas sägte fröhlich weiter.
    Heute war ich allerdings ausnahmsweise mal froh, seine rhythmischen Schnarchgeräusche zu hören. Klang es nicht fast schon ein wenig melodisch? Gerade wechselte er den Takt. Zwei kurze Grunzer, dann zwei lange Grunzer. Wie hatte ich das bloß all die Jahre als störend empfinden können?!
    »Er liegt im Bett und schnarcht«, teilte ich Mona so überschwänglich mit, als handele es sich dabei um eine nobelpreisverdächtige Leistung.
    »Na, das ist ja prima«, antwortete sie nur lakonisch.
    Wir redeten noch eine Weile hin und her, aber sie konnte mir keinen anderen Rat geben, als mit Thomas ganz in Ruhe über die Ereignisse der letzten beiden Tage zu sprechen. Auch wenn ich mir nichts sehnlicher wünschte, als dass sich die Szene, die ich in der Kneipe beobachtet hatte, als harmlos erweisen würde, so war Thomas mir auf jeden Fall eine Erklärung schuldig, wie er sich unsere gemeinsame Zukunft vorstellte.
    Nachdem Mona zum dritten Mal in Folge herzhaft gegähnt hatte, konnte ich den Wink mit dem Zaunpfahl nicht länger ignorieren. Zumindest nicht, ohne damit ernsthaft unsere Freundschaft aufs Spiel zu setzen. Sie hatte sowieso was gut bei mir, denn sie schätzte es normalerweise gar nicht, zu so früher Stunde ein Gespräch aufgezwungen zu bekommen.
    »Süße, halt die Ohren steif!«, versuchte Mona mir noch einmal Mut zu machen. Eine meiner leichtesten Übungen, denn dank Henriksberg war mein ganzer Körper eine einzige Verspannung.
    Während ich mich von Mona verabschiedete, überlegte ich angestrengt, womit ich die Zeit bis zur fälligen Aussprache totschlagen könnte. Mona würde schnurstracks ins Bett zurückkehren, um noch ein wenig an ihrem Kopfkissen zu schnuppern. Das kam für mich nicht in Frage. Ich beschloss, mir erst einmal kräftig den Kopf freipusten zu lassen, schlüpfte in Socken und Gummistiefel und pfiff nach Linus.
    Na bravo! Ein typischer Herbsttag, und zwar einer der besonders farbenfrohen Sorte. Nicht nur meine Laune, sondern auch die Natur hatte sich dem aktuellen Modetrend unterworfen: Grau in Grau. Der Himmel war wolkenverhangen, über den Boden zogen dichte Nebelschwaden. Es roch nach Regen. Richtige

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