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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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der Schule beaufsichtigte, bis Frauke aus der Redaktion kam, konnte man sie abends nicht auch noch einspannen.
    »Tillmann? Tillmann!!« Frauke drehte sich einmal suchend um die eigene Achse, wobei sie sich um ein Haar in Linus’ Leine verheddert hätte. »Ach, da bist du ja.« Mit sanfter Gewalt zog sie ihren sich heftig sträubenden Sohnemann hinter der Theke hervor.
    »Ich hoffe, es macht euch nichts aus, dass ich ihn mitgebracht habe.«
    Mona und ich wechselten einen stummen Blick. Was wir zu bereden hatten, war bestimmt nicht für die Ohren eines Siebenjährigen bestimmt. Mehr Horror- als Gutenachtgeschichte.
    »Meinst du denn, dieses Thema ist...«, ich suchte nach dem passenden Wort, »na, sagen wir mal: kindgerecht?« Schließlich wollte ich nicht diejenige sein, die daran schuld war, wenn Fraukes Sprössling einen irreparablen Schaden davontrug. Falls er den nicht ohnehin schon hatte.
    »Ich finde das Thema sogar pädagogisch wertvoll.« Frauke bestellte für Tillmann eine Limo. »Er kann das ruhig alles hören. Damit er später nicht genauso ein Arschloch wird. Nicht wahr, Tillmann?«
    Doch Tillmann gab keine Antwort. Er war voll und ganz damit beschäftigt, die herumliegenden Bierdeckel in kleine, bunte Konfettischnipsel zu zerlegen und auf dem Boden zu verteilen. Voll kreativ, der Bengel!
    Die Wahrscheinlichkeit, ein männliches Wesen zu finden, das nicht so ein Arschloch war wie ihr Exmann, hielt Frauke für genauso groß, wie den Jackpot beim Lotto zu knacken. Im Gegensatz zu den Männern hatte sie dem Glücksspiel jedoch noch nicht abgeschworen. Dabei würde eine starke, durchgreifende Hand ihrem Sohn sicher nicht schaden.
    »Halt!« In letzter Minute konnte Mona Tillmann den Bierdeckel entreißen, auf dem der Barkeeper die Striche für unsere Getränke gemacht hatte. Sicherheitshalber schob sie ihn in ihre Jackentasche. »So, Annette, und jetzt erzähl erst mal in Ruhe. Alles schön der Reihe nach.«
    Ich schilderte jedes Detail dieses unglückseligen Abends. Angefangen von meiner wunderschönen Tischdekoration bis hin zu dem verpatzten Heiratsantrag und der anschließenden Auseinandersetzung.
    Es folgte ein betretenes Schweigen. Wie auf Kommando griffen alle zu ihren Biergläsern. Nachdem Mona einen Schluck genommen hatte, wischte sie sich den Schaum von den Lippen und räusperte sich. »Mensch, mir tut das so Leid. Und ein schlechtes Gewissen hab ich auch. Im Grunde war ich es ja, die dich in diesen Schlamassel reingeritten hat.« Sie donnerte ihr Glas auf die Theke zurück. »Aber wer konnte denn auch ahnen, dass dieser Blödmannsgehilfe sich so ziert.«
    »Eben. Eigentlich müsste ich dir sogar dankbar sein. Wer weiß, wie viele Jahre das noch so dahingeplätschert wäre.« Ich stöhnte auf. Erst innerlich, dann auch für meine Umwelt laut und deutlich vernehmbar. »Jetzt wundert es mich auch nicht mehr, dass er mich nicht gefragt hat. Wenigstens weiß ich nun Bescheid. Er liebt mich einfach nicht«, schloss ich frustriert.
    »Ach, Süße, jetzt rede dir mal nichts ein. Egal, was gestern vorgefallen ist oder was ihr euch aus lauter Wut an den Kopf geschmissen habt – Thomas liebt dich! Davon bin ich hundertprozentig überzeugt. Oder meinst du, er war die letzten sechs Jahre nur aus Langeweile mit dir zusammen?! Solche Bindungsängste sollen vorkommen. Vor allem bei Männern.«
    Bestätigend nickte Frauke mit dem Kopf. »Hört sich ganz danach an, als hätte dein lieber Freund gestrichen die Hosen voll. Schiss vor der Verantwortung, Angst, sich festzulegen. Ihr kennt doch das Sprichwort: Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Besseres findet ... « Sie schrie auf. »Autsch, Mona, das tat weh. Warum trittst du mich denn? Ich sag doch bloß, wie es ist.«
    Mona legte beruhigend den Arm um meine Schulter. »Thomas braucht einfach noch etwas Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Das hat er doch selbst gesagt. Wart’s mal ab, in zwei, drei Tagen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Der bekrabbelt sich. Ihm geht eure Auseinandersetzung bestimmt genauso an die Nieren wie dir. Und dann wird er sich, wie Männer es in heiklen Situationen zu tun pflegen, für eine Weile in sein Schneckenhaus zurückziehen und feststellen, dass Heiraten gar nicht wehtut.«
    Monas Worte wirkten wie Balsam auf meine geschundene Seele. »Meinst du wirklich?« Vielleicht war die Lage ja doch nicht so hoffnungslos, wie ich gestern Abend noch geglaubt hatte.
    »Klar meine ich das.« Mona feixte.

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