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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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wünschte ich mir nichts sehnlicher, als wieder für eine große Tageszeitung zu schreiben. Da gab es so einen zweifelhaften Luxus wie Betriebsferien nicht. Da durfte man wenigstens arbeiten!
    Natürlich hätte ich auch die Gardinen waschen, meinen Schreibtisch aufräumen oder etwas anderes Sinnvolles tun können, aber jedes Mal, wenn ich mich gerade dazu aufgerafft hatte, verließ mich die Energie. Wer braucht schon saubere Gardinen? Wer einen aufgeräumten Schreibtisch? Ich jedenfalls nicht.
    Auf alle Fälle hatte ich nun jede Menge Zeit. Zeit, die ich irgendwie totschlagen musste. Den größten Teil des Tages gammelte ich auf dem Sofa herum und zappte mich lustlos durch alle Programme. Und nebenbei hegte und pflegte ich ein kleines Depressiönchen, dem weder mit pflanzlichem Beistand aus der Apotheke noch mit Mamas Weihnachtsplätzchen beizukommen war.
    Seufz, mein Leben war ein einziges Jammertal!
    Apathisch glotzte ich auf die Mattscheibe. Gerade verkündete ein ungepflegter kleiner Fettwanst im Brustton der Überzeugung, dass er jede Frau ins Bett bekommen würde. Jede! Die Talkmasterin war angemessen beeindruckt, und das Publikum johlte vor Begeisterung. Diesen Schmierlappen hätte ich noch nicht einmal mit der Kneifzange oder mit Erste-Hilfe-Handschuhen angefasst! Mich schüttelte es. O nein, das war eindeutig mehr, als ich ertragen konnte!
    Ich schlurfte in die Küche. Nach einer halben Dose Zimtsterne hatte ich Heißhunger auf etwas Herzhaftes. Hmm, für ein leckeres Schinkenbrot mit Gürkchen hätte ich Thomas’ letztes Hemd gegeben.
    An der Kühlschranktür klebte eine gelbe Haftnotiz. »Keine Milch mehr da.« Was zum Kuckuck sollte ich bloß mit dieser Information anfangen? Wenn es nach Thomas gegangen wäre, neue kaufen. Das war mir klar. Aber ich dachte nicht im Traum daran, auch noch für sein leibliches Wohlergehen zu sorgen.
    »Keine Milch mehr da« war im Übrigen sehr vorsichtig formuliert. Mit Ausnahme einer Pizza Funghi war unser Kühlschrank bis auf den letzten Wurstzipfel leer gefegt. Eine Pizza käme zwar jetzt im Prinzip nicht schlecht, aber ich hegte den Verdacht, dass die Pilze vor ein paar Tagen noch nicht auf dem Belag gewesen waren.
    Mir blieb aber auch wirklich nichts erspart! Seufzend griff ich nach meinem Portemonnaie und machte mich auf den Weg zur nächsten Futterkrippe.
    Der Einkaufsbummel durch den Supermarkt machte einen Heidenspaß. Jung und Alt war noch in Weihnachtsstimmung und nur zu gerne bereit, den lieben Mitmenschen durch kleine gezielte Schläge in die Magengegend eine Freude zu bereiten.
    Reizend, ganz reizend!
    Der Kampf um den letzten Kopf Salat war auch nicht gerade dazu angetan, meine Stimmung zu heben. Meine Kontrahentin, eine als harmlose, grau gelockte Oma getarnte Schlägerin, ließ wütend ihren Knirps kreisen. Wenn man ihren Drohgebärden Glauben schenken durfte, war sie durchaus willens, von ihrer gefährlichen Waffe Gebrauch zu machen. Ich sah die Schlagzeile der Bild-Zeitung in fetten schwarzen Lettern schon vor mir: »Journalistin mit Knirps erschlagen. Oma entkommt mit Salatkopf.« Das war es mir nun doch nicht wert. Schissig, wie ich war, flüchtete ich zu den Tomaten. Vorsichtig schaute ich mich um. Weit und breit kein Angreifer in Sicht. Hastig schmiss ich einige nicht mehr ganz taufrisch aussehende Tomaten in ein Beutelchen und dieses in meinen Einkaufswagen. Puh, geschafft!
    Durch diesen Erfolg schon etwas mutiger geworden, begab ich mich zur dicht umlagerten Kühltheke. Hier tobte der Bär. Als mir zum dritten Mal ein rücksichtsvoller Einkäufer sein überladenes Wägelchen in die Hacken rammte, gab ich mich geschlagen. Ich pfefferte ein Päckchen Butter zurück ins Regal und eilte schnurstracks aus der Gefahrenzone auf die Kasse zu.
    Aber wer sich im Schutz der langen Schlange in Sicherheit wiegt, hat schon verloren. Hier wird mit allen Tricks und Kniffen gearbeitet.
    Mit den Worten »Würden Sie mich wohl bitte vorlassen? Ich habe nur drei Teile« schob sich eine im Einkaufskampf erprobte Mutter mit ihren zwei quengelnden Blagen im Schlepptau an mir vorbei. Da sie wirklich nur zwei Packungen Kleenex und eine Tafel Kinderschokolade in den Händen hielt, trug ich die Selbstverständlichkeit, mit der sie sich, ohne meine Antwort abzuwarten, vordrängte, mit Fassung.
    So weit, so gut.
    Dass jedoch zwei Minuten später ihr Göttergatte mit einem prall gefüllten Einkaufswagen auftauchen würde, hatte sie mir wohlweislich verschwiegen. Ich kochte vor

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