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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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schließlich nie wissen, wie und wo der Abend enden würde ... Jetzt kam das große Finale. Für einen rosigen, frischen Teint kramte ich aus meinen Beständen eine Gesichtsmaske hervor, die so vitaminreich war, dass man sie ohne weiteres als Babynahrung verfüttern könnte. Gerade verteilte ich die klebrige Pampe auf meinen Bäckchen, da klingelte es.
    »Ich kann nicht!«, schrie ich aus dem Badezimmer.
    Ich hörte Thomas zur Tür schlurfen, dann vernahm ich aus der Diele aufgeregtes Murmeln. So leise wie möglich drückte ich die Klinke der Badezimmertür nach unten und linste durch einen schmalen Türspalt. Mitten im Flur stand ein Koloss von einem Paket. Riesig, ja geradezu gigantisch. Der Mann, mit dem Thomas lautstark herumdiskutierte, trug eine Uniform, auf der das Logo des Hermes-Botendienstes prangte. Das passte ja wie Arsch auf Eimer: Hermes – der Götterbote!
    »Ich hab aber nichts bestellt«, hörte ich Thomas sagen.
    Der Götterbote war da anderer Ansicht. »Klar haben Sie das, warum sollte denn sonst Ihr Name auf dem Paket stehen?«
    »Was weiß denn ich?! Ein Computerfehler, menschliches Versagen, keine Ahnung. Ich habe jedenfalls nichts bestellt!«, maulte Thomas trotzig. Ich sah ihm an, dass er am liebsten mit dem Fuß auf den Boden gestampft hätte. Bäh, Spinat mag ich nicht, den esse ich nicht!
    »Denken Sie mal scharf nach, vielleicht fällt’s Ihnen ja wieder ein.«
    Thomas gehorchte. Nachdenklich kratzte er sich am Kopf, aber er blieb dabei: »Ich habe nichts bestellt!«
    »Na schön, dann haben Sie eben nichts bestellt, aber das ist nicht mein Problem. Mein Job ist es, die Pakete bei Ihnen abzuliefern, und damit gut.«
    »Pakete???«, japste Thomas. »Sie meinen, es sind mehrere?«
    »Jop!« Der Götterbote machte sich wieder an den Abstieg, um den nächsten Teil der Lieferung zu holen. Ein paar Flügelchen wären dabei sicher ganz hilfreich.
    Ich blieb auf meinem Beobachtungsposten.
    Als der Bote mit Schweißperlen auf der Stirn die dritte Fuhre in unserer Diele deponiert hatte und abermals nach unten lief, schien Thomas endlich aus seiner Betäubung zu erwachen. Er riss den erstbesten Karton auf, griff hinein und förderte einen schwarzen Herren-Tanga ans Tageslicht. Der besondere Clou an diesem Modell waren die kleinen Weihnachtsmänner, die sich auf dem winzigen Stofffetzen tummelten.
    Mit spitzen Fingern und angeekeltem Gesicht hielt Thomas die Unterhose – sofern man überhaupt von Hose reden konnte – in die Höhe. »Wie scheußlich!«
    Es freute mich, dass ihm der Slip so gut gefiel! War ein echtes Schnäppchen gewesen, denn nach Weihnachten wurden die Christmas-Tangas für ‘nen Appel und ‘n Ei verhökert. Wer hätte da nicht zugeschlagen? Wenn ich mich recht entsann, hatte ich auch noch ein Exemplar mit strippenden Engelchen drauf bestellt.
    Völlig außer sich, begann Thomas, die Kiste zu durchwühlen. Ein Teil nach dem anderen landete, begleitet von wütendem Schnauben und Entsetzensrufen, auf dem Dielenboden. Ich beglückwünschte mich zu meinem sicheren Händchen. In natura sahen die meisten Kleidungsstücke sogar noch grässlicher aus als auf den werbetauglichen Fotos im Internet.
    »So, das war’s.« Sichtlich erleichtert ließ der Bote zwei etwas kleinere Pakete krachend zu Boden fallen. Dann zog er einen Kugelschreiber aus seiner Weste. »Hier brauche ich noch ein Autogramm von Ihnen«, sagte er und fuchtelte mit Stift und Klemmbrett unter Thomas’ Nase rum.
    Der hob abwehrend die Hände. »Ich unterschreibe gar nichts. Nehmen Sie den ganzen Kram am besten gleich wieder mit!«
    »Ne, guter Mann, Sie wollen mich wohl verschaukeln!? Ich bin froh, dass ich das ganze Zeug endlich hier raufgebuckelt habe, und da wollen Sie mir erzählen, dass ich die Kartons jetzt wieder die ganzen Stufen runterschleppen soll? Ohne mich.« Der Typ war ein Profi. Mit dem konnte man arbeiten! Drohend rückte er Thomas mit dem Klemmbrett noch ein bisschen näher auf die Pelle. Schluss mit lustig!
    Thomas gab sich geschlagen. »Das grenzt ja schon an Nötigung!« Voller Wut setzte er seinen Willi auf das Papier. Der Bote grinste und tippte mit den Fingern zum Gruß an seine Schirmmütze. »Auf Wiedersehen!«
    »Besser nicht«, knurrte Thomas.
    Das war mein Einsatz. Ich tänzelte in die Diele, wo Thomas, den Kopf in den Händen vergraben, wie ein Häufchen Elend auf einem Paket hockte. »Ich wusste gar nicht, dass du so geizig bist. Du hättest dem armen Mann ruhig ein Trinkgeld geben

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