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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Nagen nachgehen zu lassen, bis sie seine Ursache gefunden hatte. Dann fiel es ihr ein.
    »Du hast die erste Höhle, durch die wir gekommen sind, zufällig entdeckt«, resümierte sie.
    »Ja.«
    »Und auch den Mechanismus, der die Seitenwand öffnet.« Sie versuchte nicht so skeptisch zu klingen, wie sie in Wirklichkeit war.
    »Nein, das nicht«, widersprach Margaret. »Den habe ich untersucht, nachdem ich das erste Mal erlebt habe, wie das Grollen des Vulkans den Steinbaum bewegt hat. Ich habe über ein Jahr gebraucht, bis ich herausgefunden habe, wie er funktioniert und was dann geschieht. Anders als du war ich als Sterbliche ja kein Wunderkind.«
    »Okay«, sagte Eve. »Dann hat es ein Jahr gedauert, bis du den Mechanismus begriffen und ausprobiert hast. Aber wie kam es dazu, dass du von der Eibe gegessen hast? Selbst zu deiner Zeit wusste man, dass sie tödlich giftig ist.«
    Margarets hinreißendes Kleinköniginnenlächeln verschwand schlagartig. »Ja, das war mir bekannt.«
    »Aber es war dir zu der Zeit ganz und gar nicht bekannt, dass das Essen der Früchte dich unsterblich machen würde«, stellte Eve klar. »Du hast in den Katakomben selbst gesagt, dass du das Geheimnis durch Zufall entdeckt hast.«
    »Auch das stimmt«, sagte Margaret ruhig.
    »Also?«
    »Also was?«
    »Erklär mir bitte, warum du von den Früchten gegessen hast, wenn du doch überhaupt nicht wissen konntest, dass sie dir ewiges Leben schenken?«
    »Ist das jetzt wirklich wichtig?«, fragte Margaret.
    Eve atmete tief durch. »Ich finde, das ist jetzt wichtiger als jemals zuvor«, sagte sie. »Wichtiger als alles andere.«
    »Wieso?«
    Eve trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Weil du willst, dass ich Früchte esse, von denen ich ganz genau weiß, dass sie giftig sind und mich unweigerlich töten werden, wenn ihre Wirkung nicht die ist, die du versprichst. Weil ich dann nicht Unsterblichkeit finden werde, sondern den Tod. Und ich bin nicht den weiten Weg gekommen, um jetzt und hier zu sterben.«
    »Ach bitte, Eve«, sagte Margaret. »Hab doch einfach ein wenig Vertrauen.«
    »Weißt du, Maggie, ich habe so die Schnauze voll davon, dass sowohl du als auch Ben permanent von mir verlangt, ich solle vertrauen, ohne dass auch nur einer von euch beiden mir vertraut.« Eve sprach in ihrer Wut sehr viel lauter, als sie beabsichtigte. »Bin ich etwa, nur weil ich nicht unsterblich bin und ihr so verdammt alt, in euren Augen ein unmündiges Kind, dem man nicht vertrauen kann? Wie soll ich denn dir vertrauen, wenn du mir nicht vertraust?«
    »Aber ich vertraue dir doch, Eve«, sagte Margaret und klang verletzt. »Und soweit ich das in den wenigen Stunden beurteilen konnte, die ich euch zusammen erlebt habe, hat auch Ben dir vertraut.«
    »Warum weigert ihr euch dann andauernd, meine Fragen zu beantworten?«
    »Dass man über manche Dinge nicht reden will, heißt doch noch lange nicht, dass man nicht vertraut. Vielleicht will man sie einfach nur für sich behalten.« Margaret stockte kurz. »Vielleicht will man ja nur nicht, dass der andere, in dem Fall du, schlecht von einem denkt.«
    »Soweit es mich betrifft, ist, wenn es um Vertrauen geht, eine möglicherweise schmerzhafte Erkenntnis immer besser als beständig nagende Zweifel«, drückte Eve aus, was sie fühlte. »Fehler kann man verzeihen, Lügen nicht.«
    »Ich habe dich nicht belogen, Eve«, behauptete Margaret niedergeschlagen. »Es verletzt mich, dass du das auch nur in Erwägung ziehst.«
    »Nicht belogen, aber du verheimlichst mir etwas«, konkretisierte Eve. »Das ist in meinen Augen dasselbe.«
    »Und doch weißt du längst, was es ist, das ich dir verheimliche«, begehrte Margaret mit brechender Stimme auf.
    »Ich ahne es«, gab Eve zu. »Aber wirklich wissen werde ich es erst, wenn du es mir auch sagst. Dann weiß ich, dass du mir vertraust und auch ich dir vertrauen kann.«
    »Ich habe dich hierhergeführt.« Margaret deutete auf den Baum. Ihre hellblauen Augen glänzten feucht, Tränen traten ihr über die langen Wimpern und liefen die Wangen hinab. »Das zeigt ja wohl unbestreitbar, dass ich dir vertraue.«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Das heißt in erster Linie, dass du willst, dass ich von diesen Früchten esse«, sagte Eve und deutete auf die Eibe.
    »Ja, natürlich.«
    »Früchte, Maggie, von denen ich weiß , dass sie hochgradig toxisch sind. Dass sie mich aber entgegen meines Wissens nicht töten werden, sondern unsterblich machen, soll ich dir glauben .«
    »Ja.«
    »Aber

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